Pfister: „Strom ist zu teuer“

14.09.2007 Stuttgart. Um die hohen Energiekosten im Südwesten in den Griff zu bekommen, möchte Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) die Bioenergie deutlich ausbauen und mehr und mehr ältere Häuser sanieren. „Strom ist nicht zu billig. Im Gegenteil, Strom ist zu teuer“, sagte er heute in Stuttgart. Damit widersprach der Minister dem Vorstandschef des E.ON-Konzerns, Wulf Bernotat, der Strom als zu billig bezeichnet hatte.

Neben einem größeren Wettbewerb auf dem Strommarkt kann Pfister zufolge auch eine Reduzierung des Energieverbrauchs elektrischer Geräte für positive Effekte sorgen. „Das größte Kraftwerk, das wir in Baden-Württemberg haben, heißt Energieeinsparung“, betonte der Minister. Nach seinen Plänen soll der Anteil der erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 mindestens 20 Prozent an der Bruttostromerzeugung betragen. Die Wasserkraft soll ihren Anteil von derzeit knapp sieben Prozent auf acht Prozent erhöhen. Bei der Solarenergie ist laut Pfister eine Erhöhung von 0,4 auf 3,5 Prozent und bei der Windkraft von derzeit knapp 0,5 auf 1,5 Prozent vorgesehen. „Die Bioenergie hat das größte Potenzial – vielleicht nicht morgen, aber übermorgen“, sagte Pfister. Ihr Anteil an der Stromerzeugung soll von rund 2,5 auf sieben Prozent anwachsen.

Versorgungslücke durch Atomausstieg“
Der Wirtschaftsminister betonte aber erneut, dass ohne eine Verlängerung der Laufzeit für Atomkraftwerke Vorsorgungsengpässe zu befürchten seien. „Wir gehen für das Jahr 2012 von einer Vorsorgungslücke im Land von fast 2000 Megawatt aus, wenn die beiden Kernkraftwerke Neckarwestheim I und Philippsburg I wie vorgesehen abgeschaltet werden“, mahnte Pfister an. „Dieser Ersatzbedarf wird, wenn es beim Zeitplan für den Atomausstieg bleibt, im Jahr 2030 auf rund 7500 Megawatt ansteigen.“

Der Minister appellierte an die Besitzer älterer Wohngebäude, diese zu sanieren: „Fast ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs geht auf das Konto der Beheizung und Warmwasserbereitung der über 20 Jahre alten Gebäude.“ Ferner forderte er, auf europäischer Ebene Regelungen für Mindeststandards beim Energieverbrauch technischer Geräte einzuführen.

Erster Energietag Baden-Württemberg
Weitere Ideen zu mehr Energieeffizienz erwartet der Minister vom ersten Energietag Baden-Württemberg am 22. September, zu dem sich bereits über 190 Organisationen wie Gemeinden, Stadtwerke und Handwerke angemeldet haben.

red

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11 Antworten zu Pfister: „Strom ist zu teuer“

  1. ghg sagt:

    @ och am 18. Dezember, 2009

    Ebenso blödsinnig ist die energetische Sanierung die größte Kapitalvernichtung.

    Beispiel: Die energetische Sanierung eines Daches kostet 50000 Euro. Dadurch werden jährlich vielleicht 500 Liter Heizöl eingespart. Dies entspricht bei heutigem Preisniveau einer Summe von 450 Euro.

    Wird eine überproportionale Preissteigerung der Energiekosten von fünf Prozent pro Jahr zugrunde gelegt, werden in vierzig Jahren genau 54000 Euro eingespart.

    Das eingesetzte Kapital hat sich aber in dieser Zeit bei einer langfristigen Verzinsung von zwei Prozent auf 108000 Euro vermehrt. In vierzig Jahren werden durch die Sanierung 54000 Euro vernichtet.

    Welcher halbwegs vernünftig denkende Mensch wird sich zu so etwas hinreißen lassen?

  2. och sagt:

    Nehmen wir mal die Solarenergie.

    Es ist nicht nur so, dass der Staat den Anschein erweckt, als ob er die „staatliche Förderung“ der Solarenergie bezahlt und nicht wir Stromverbraucher.

    Der größte Hammer ist, dass der Staat der größte Nutznießer der Solarenergie ist. Von den geschätzt 77 Milliarden Euro, die wir Stromverbraucher als Subvention für den Solarstrom bis 2015 aufbringen, kassiert der Staat neunzehn Prozent Mehrwertsteuer, also etwa vierzehn Milliarden Euro Steuern.

    Das ist ein tolles Geschäft.
    Aber wo bitte bleibt da die Förderung des Staates?

  3. u/-d sagt:

    Zum 3. Kommentar ist folgendes zu ergänzen.

    Großzügig gefördert wird der Bau neuer Anlagen für Windkraft, Fotovoltaik und Biomasse. Mittelfristig könnten sich diese Anreize durchaus auszahlen, denn die neuen Technologien bedienen einen rasant wachsenden Zukunftsmarkt.

    Kurzfristig aber bleibt deren Beitrag zur Stromerzeugung in Deutschland – und in Baden Württemberg s. oben 2. Absatz – vergleichseise gering und teuer. Zu sinkenden Strompreisen kann der Ausbau der erneuerbaren Energien daher nicht beitragen.

  4. fr. ga. sagt:

    Um die Versorgung in Zukunft ohne Kernkraft und zugleich weitgehend CO2-frei sicherzustellen, müsste der fehlende Strom in wesentlich größerem Umfang alternativ erzeugt oder aus dem Ausland zugekauft werden – oder beides. Sicher ist dabei aus heutiger Sicht nur eines: Billiger wird es nicht.

  5. Ull.Mü. sagt:

    „Versorgungslücke durch Atomausstieg“

    Wo mehr Wettbewerb auf die Preise drücken würde, bleibt er weitgehend aus: In der Erzeugung.

    Mit einem langwierigen Genehmigungsverfahren, unkalkulierbaren CO2-Kosten ab 2012 und einem strikten Nein zu neuen Atomkraftwerken verhindert die Bundesregierung, dass in- und ausländische Investoren für große Kohle-, Gas- oder Kernkraftwerke auf den Markt kommen.

  6. M.-Zieb. sagt:

    Die Anlagen von Anbietern erneuerbarer Energien, die heute noch maßgeblich an Subventionen hängen, kommen mit jeder Strompreiserhöhung der Wirtschaftlichkeit ein Stückchen näher.

  7. Nag. sagt:

    Die Energieeffizienz besteht doch derzeit darin, dass Bürger und Wirtschaft finanzielle Zwangsabgaben zu leisten haben, um den Wettbewerb auf dem Energiemarkt und in der Wirtschaft vollends kaputt zu machen.

  8. -sol- sagt:

    Was ist mit den 190 Organisationen wie Gemeinden, Stadtwerke und Handwerke, die sich zum Ersten Energietag Baden-Württemberg am 22. September angemeldet hatten?
    Hatten die weitere Ideen zu mehr Energieeffizienz für Minister Pfister? – Wohl eher nicht!

  9. joh./mü. sagt:

    „Nach seinen Plänen soll der Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2020 bis zu 20 Prozent an der Bruttostromerzeugung betragen.“

    Herr Wirtschaftsminister Pfister verkennt die Fakten und verhöhnt die Marktwirtschaft.

    Wenn es um den (im übrigen unbewiesenen) Klimawandel sowie seine angebliche Ursache CO2-Anstieg und die daraus resultierende Energiepolitik in Baden-Württemberg geht, dann hat sogar Herr Pfister mit seiner Aussage Schwierigkeiten.

    Dann wird ein Subventionsfiasko wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu einer „Erfolgsgeschichte“ hochgejubelt, ohne nach Sinn und Nutzen zu fragen. Da wird mal eben kurz vergessen, dass Bürger und Wirtschaft in Deutschland bereits in diesem Jahr (2007) vier (4) Milliarden Euro (€) zwangsweise und ohne jede Marktwirtschaft in die Taschen der Kraftwerkbetreiber „Wind“ zahlen.

    Und diese Summe wird eklatant steigen, zu Lasten aller Stromverbraucher und zum Wettbewerbsnachteil der deutschen Wirtschaft.

  10. Ottm. Schu. sagt:

    Der weiß was und sagt es auch.

  11. S. sagt:

    Der Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, Ernst Pfister (FDP), hat immerhin etwas gemerkt. Das bedeutet schon viel.

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