Biogas: Rohstofflieferung ist angelaufen

Mühlacker – Nicht nur die Landwirte fangen in diesen Tagen an, ihren Futtermais einzulagern, in besonderem Maße gilt dies auch für die Stadtwerke Mühlacker: Auf deren im Bau befindlicher Biomethananlage begann gestern die Anlieferung des Rohstoffs zur Erzeugung von hochwertigem Heizgas.
VON NORBERT KOLLROS

Neun landwirtschaftliche Schlepperfahrzeuge waren gestern im Dauereinsatz, um den gehäckselten Mais von den Feldern von rund einem Dutzend Landwirten zwischen Kleinglattbach und Erlenbach im ersten von insgesamt drei so genannten Fahrsilos in den Waldäckern einzulagern. Je nach Hänger-Größe zwischen acht und 16 Tonnen wurden mit jeder Fuhre abgekippt, in einem Fall waren’s sogar gut 19 Tonnen. Nach der Anlieferung des „nachwachsenden Rohstoffes“ wurde das Material von drei Männern mit ihren Radladern gleich auf Halde geschichtet und verdichtet.

Fast im Minutentakt kamen sie auf die Waage gerattert, wo nicht nur das Gewicht des angelieferten Maisguts ermittelt wurde, sondern der Leiter der Anlage, Harald Jaggy, auch gleich eine Handvoll des Materials als Probe nahm. Dies wird in einem Labor auf seinen Feuchtigkeitsgehalt untersucht. Der ist nämlich mit ausschlaggebend dafür, wie hoch letztlich die Vergütung für die Landwirte sein wird.

Stadtwerke-Prokurist Matthias Bosch klärt auf: Je trockener das Material ist, desto hochwertiger sei es und nachher ergiebiger bei der Methangewinnung. Deshalb erfolge die Vergütung nicht nur entsprechend der angelieferten Menge, sondern auch in Bezug auf den Trockensubstratgehalt. Vor diesem Hintergrund wäre die Maisernte auch abgebrochen worden, wäre es irgendwo zwischen Kleinglattbach und Erlenbach zu lokalen Schauern gekommen.

Und damit der Mais auch in den Silos nicht verwässert, wird die eingelagerte „Ernte“ mit Folien abgedeckt. Auch damit der Mais weitgehend luftdicht verpackt ist, um zu verhindern, dass er vorzeitig zu gären beginnt. Dies nämlich, so Bosch, soll erst später in den Fermentern erfolgen, wo mittels großer Rührwerke und Erwärmung der Gärprozess gefördert wird.

Bis es freilich soweit sein wird, müssen noch viele Ladungen gehäckselten Maises in das Gewerbe- und Industriegebiet Waldäcker gekarrt werden. Dies erfolgt nach einem exakten Zeitplan, jeder Produzent weiß, wann er dran ist. Rund 48 Felder mit einer Gesamtfläche von rund 40 Hektar waren gestern zur Ernte vorgesehen. Insgesamt 5500 Tonnen sollen dann bis zum Ende der Kampagne eingelagert sein. Parallel zum Einlagern der Rohstoffe laufen die Bauarbeiten für die technischen Komponenten wie Fermenter, Gärsubstratbehälter und Betriebsgebäude.

Verläuft weiterhin alles nach Plan, soll im November der Probebetrieb starten und im Dezember das erste durch landwirtschaftliche Produkte erzeugte Methan nach Aufwertung in Erdgasqualität ins Leitungsnetz eingespeist werden. Die Stadtwerke verfolgen mit diesem ehrgeizigen Neun-Millionen-Projekt ein nicht minder anspruchsvolles Ziel: Das für Mühlacker benötigte Heizgas soll künftig zu etwa einem Drittel aus selbst erzeugtem Biomethan stammen. Wie es Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Meeh auf einen anderen Nenner bringt: „Diese Anlage ist die lokale Antwort auf die drängenden Fragen zum globalen Klimaschutz und zur Sicherheit und Unabhängigkeit der Gasversorgung auf dem europäischen Kontinent.“

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2 Antworten zu Biogas: Rohstofflieferung ist angelaufen

  1. -sd- sagt:

    Bei der Stadtverwaltung Bretten und im Brettener Gemeinderat läuft halt alles besser!

    Dort erübrigt sich nach der Beteiligung an einem Kohlekraftwerk jede Diskussion über Umweltpolitik.

  2. mm sagt:

    Die Stadtwerke Bretten investieren dagegen in ein Kohlekraftwerk in Brunsbüttel, Kommentar überflüssig !

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