Lärm ist für Viele ein Gesundheitsrisiko

Stuttgart
Starker Lärm beeinträchtigt die Gesundheit zehntausender Menschen in Baden-Württemberg. Betroffen sind nach Angaben des Umweltministeriums vor allem die Bürger, die an Hauptverkehrsadern wohnen.
Dazu zählten Autobahnen, Bahnlinien und auch der Stuttgarter Flughafen, sagte Ministerin Tanja Gönner (CDU) bei der Veröffentlichung der ersten 1.000 Lärmkarten für das Land. Sie zeigen, wo die Belastung in Baden-Württemberg am größten ist. Allein in den Gebieten, die bisher bei der Kartierung erfasst wurden, seien mehr als 360.000 Menschen großem Verkehrslärm ausgesetzt, so Gönner. Für rund 30.000 Bürger sei der tägliche Krach sogar so groß, dass Gesundheitsrisiken bestünden. In den Ballungsräumen kommen den Angaben zufolge noch weitere Zehntausende hinzu. Sie müssen täglich mit einem dauerhaft hohen Lärmpegel über 60 Dezibel leben. Dies entspricht dem Lärm eines Staubsaugers, der rund um die Uhr läuft. Die lauteste Region des Landes ist erwartungsgemäß der Filder-Raum bei Stuttgart mit dem Flughafen und der A 8.
Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe noch nicht kartiert

Lärmkarten fehlen bislang allerdings noch für Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe. Die drei größten Städte des Landes erstellen derzeit ihre Lärmkarten in Eigenregie. Bis Ende Oktober sollen auch diese Daten im Internet abrufbar sein. Die EU-Umgebungslärmrichtlinie schreibt Ballungsräumen mit mehr als 250.000 Einwohnern vor, bis Mitte 2008 Aktionspläne vorzulegen, mit denen der Lärm wirksam bekämpft werden kann. Das gleiche Datum gilt für die Hauptverkehrsadern mit mehr als sechs Millionen Fahrzeugen im Jahr. Das sind fast alle Autobahnen und jede vierte Bundesstraße im Land. Städte der Größe von Freiburg, Ulm oder Heilbronn müssen ihre Pläne erst bis 2013 vorlegen.

Mittel zur Lärm-Verringerung in Aussicht gestellt
Hohe Lärmpegel können zu Schlafstörungen, Leistungseinschränkungen und Herz-Kreislauf-Störungen führen. Laut Weltgesundheitsorganisation gehen drei bis fünf Prozent aller tödlichen Herzinfarkte auf das Konto des Krachs. „Lärm ist ein lange unterschätztes Umwelt- und Gesundheitsproblem“, sagte Gönner. Jeder Dritte klage einer Umfrage zufolge über starken Verkehrslärm. Mit den Karten könnten die Menschen erstmals belegen, wie stark sie von Lärm betroffen sind. Das Land werde in den nächsten fünf bis zehn Jahren „zwei- bis dreistellige Millionenbeträge“ ausgeben, um die schlimmsten Belastungen zu verringern, kündigte die Umweltministerin an. Trotzdem müsse aber auch an der Quelle angesetzt werden, etwa mit der Entwicklung leiserer Autoreifen. Zudem sei allgemeine Rücksichtnahme notwendig. Jeder müsse sich auch selbst prüfen, inwieweit er vermeidbaren Lärm verursacht.
Kritik der Opposition

Die Landtags-Opposition bezeichnete die Lärmkarten zwar als „wichtige Hausaufgabe“ des Landes. „Helfen kann man den lärmgeplagten Menschen aber nur mit echten Maßnahmen. Und mit denen hält sich das Land leider seit Jahren zurück“, sagte die SPD-Abgeordnete Rosa Grünstein. Einer zweiten Startbahn am Stuttgarter Flughafen müsse das Land deshalb eine klare Absage erteilen.

„Statt neuer Startbahnen und einem weiteren Ausbau des Fernstraßennetzes brauchen wir Tempolimits und eine Stärkung des öffentlichen Verkehrs“, sagte die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, Gisela Splett. Die Aktionspläne zur Lärmminderung müssten deutlich schneller erstellt werden als geplant.

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7 Antworten zu Lärm ist für Viele ein Gesundheitsrisiko

  1. mm sagt:

    manche lieben Lärm, davon können die Anwohner des Brettener Marktplatzes ein Lied singen. Die Zahl der „Lärmwochenenden“ nimmt stetig zu. Irgendeiner denkt sich fortwährend neue Veranstaltungen aus, Motto : wir verlärmen die Innenstadt und nennen es Brauchtum.
    Zutreffender dürfte allerdings ein Zitat des deutschen Schriftstellers Hans Kasper sein :
    „Leere Gehirne dürsten nach Lärm.“

  2. hjb sagt:

    Für eine derartige intelligente Erkenntnis muss man wohl erst Umweltministerin in Baden-Württemberg sein.

  3. edd. sagt:

    Lärm kann ein Gesundheitsrisiko sein: Eine absolut neue Botschaft von Frau Gönner (CDU).

  4. ak sagt:

    Nichts geht über umweltpolitischen Aktionismus in Baden-Württemberg!

  5. Frz. sagt:

    Liegen die Aktionspläne schließlich vor (wann?), wird man Probleme in der praktischen Umsetzung bemerken.

  6. V.Q. sagt:

    Sehr interessante Einsichten und Erkenntnisse der Frau Gönner (CDU).

    Geradezu komisch!

  7. mm sagt:

    mehr als 6 Millionen KFZ, das trifft auf die B35 bei Bretten zu !! Wo ist also der Lärmminderungsplan den die Stadt Bretten aufstellen muß ? Wird sie ihn überhaupt aufstellen, interessiert man sich in der lärmigsten Stadt im Kraichgau überhaupt dafür ??

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