Nichts gelernt

UDO STARK
In den Anrainerstaaten des Mittelmeeres brechen fast jedes Jahr verheerende Waldbrände aus. Weil im Sommer wenig Regen fällt, leiden viele Regionen unter enormer Trockenheit. Oft genügt nur ein kleiner Funke und ein ganzer Wald brennt wie Zunder. Nun lassen sich bestimmt Argumente finden, die für diese Brandgefahr indirekt den vom Menschen verschuldeten Klimawandel verantwortlich machen; und sei es, dass man dafür weit in die Geschichte zurückgehen muss. Denn die großen Trockengebiete in der Mittelmeerregion sind nicht naturgegeben. Verkarstet sind sie erst, nachdem der Mensch jahrhundertelang Raubbau betrieben hatte.


Die Nachfrage nach Schiffsplanken für den Flotten-Bau in der frühen Neuzeit zerstörte einen Großteil der Wälder in Küstennähe. Weil nicht wieder aufgeforstet wurde, schwemmte der Regen den Mutterboden weg, so dass nur noch blanker Fels übrig blieb. Der historische Frevel wirkt bis heute fort. Aber eine Mahnung ist er nicht. Jedenfalls verhalten sich die griechischen Bodenspekulanten und bestechlichen Bürgermeister nicht anders als ihre Vorfahren. Obgleich sie es besser wissen müssten, haben sie keine Bedenken, auch noch das letzte Waldstück in Griechenland abzufackeln. Für sie zählt nur der Profit. Denn mit den Neubauten, die auf den „brandgerodeten“ Waldflächen entstehen, lässt sich eine Menge Geld verdienen.
Dies ist der eine Skandal. Aber ebenso skandalös ist, dass die griechische Regierung in Athen vor dieser organisierten Kriminalität die Augen verschließt. Fast jedes Jahr brennen die Wälder, weil mafiaähnliche Banden ihren Reibach machen wollen — und die Politik unternimmt nichts. Dabei könnte sie sehr wirkungsvoll dagegen vorgehen: Sie bräuchte nur dafür zu sorgen, dass die abgebrannten Flächen nicht bebaut werden dürfen. Statt dessen sollte sie verbindlich regeln, dass jedes zerstörte Waldstück wieder aufgeforstet werden muss. Dann würde den Brandstiftern sehr schnell die Lust am Zündeln vergehen. Aber der Schutz des Waldes steht in Griechenland nicht hoch im Kurs. Selbst bei der Bekämpfung der Brände mangelt es an allem. Die Berufsfeuerwehr ist schlecht ausgerüstet und die freiwillige Feuerwehr chronisch unterbesetzt. Man kann nur hoffen, dass die jetzt wütende Flammenhölle endlich zu einem Umdenken führt.

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2 Antworten zu Nichts gelernt

  1. mm sagt:

    Trifft doch irgendwie auch auf Bretten zu, oder ? Es läßt sich seit einem Jahrzehnt beweisen, dass kein Zusammenhang zwischen Flächenverbrauch und Arbeitsplätzen besteht und trotzdem wird weitergerodet. Unbeirrt,unbelehrbar,unvernünftig,(P)rimitive (M)ethoden eben.

  2. -rl- sagt:

    „Jedenfalls verhalten sich die griechischen Bodenspekulanten und bestechlichen Bürgermeister nicht anders als ihre Vorfahren.“

    „Denn mit den Neubauten, die auf den “brandgerodeten“ Waldflächen entstehen, lässt sich eine Menge Geld verdienen.“

    „Aber ebenso skandalös ist, dass die griechische Regierung in Athen vor dieser organisierten Kriminalität die Augen verschließt.“

    Ob man für die Rodung immer nur das Feuer braucht? Ich weiss es nicht. Aber prinzipiell – was weg ist, ist weg.

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