Leserbrief : Schellenbaum kein Fest-Ursprung

Zum Leserbrief „Fest hat viele osmanische Bezüge“ (BNN vom 11. Juli):
Die Behauptung, es bestehe eine Verbindung der osmanischen Heimat zum Brettener Fest unter Bezug auf den Schellenbaum ist falsch. Der Schellenbaum war zwar auch bei den Musikgruppen der Janitscharen Bestandteil, ist aber vermutlich von China über Indien nach Kleinasien gekommen und gelangte im 18. Jahrhundert mit den Türkenkriegen in fast alle europäischen Heere.
Peter-und-Paul hat seinen Ursprung dagegen in den Ereignissen von 1504, über 200 Jahre vorher. Zwar standen die Türken erstmalig 1529 vor Wien, aber selbst das ist 25 Jahre danach. Auch der in der Musikgruppe der Bürgerwehr mitgeführte Schellenbaum ist kein Bezug auf Traditionen des Fest-Ursprungs. Bürgerwehren wurden in Baden ab 1848 gegründet, die Teilnahme der Bürgerwehr im Rahmen des Festes ist eine Reverenz an diese Gruppe, welche in den Anfangszeiten des Festes (daher auch die alte Brettener Bezeichnung „Schützenfest“) eine tragende Rolle hatte. Soweit der Exkurs in die Geschichte.

Nun zu dem Passus, man wolle sich nicht „separieren“. Hier muss ich widersprechen. Wo sehe ich die Einbindung der bei uns lebenden Türken, zum Beispiel in den ehrenamtlichen Rettungsorganisationen wie der Feuerwehr? Sie sind nicht vertreten, ebenso wenig in den Sportvereinen, abgesehen von einigen in Fußballvereinen.
Wie ist Integrationswille belegbar, wenn, wie statistische Erhebungen ergeben, 30 Prozent der Türken in Deutschland ausschließlich türkische Fernsehsender und sogar 80 Prozent nur türkische Presseerzeugnisse konsumieren? Wie kann man da Einblicke bekommen in die Gesellschaft um sich herum? Es ist höchste Zeit, dass die Gesellschaft sich gegen die ständigen Behauptungen wehrt, sie wäre gegenüber der Integration der Türken verschlossen.

Wir müssen zurückweisen, dass man uns verantwortlich macht für viele bekannte Probleme in ihrer Bevölkerungsgruppe, welche ich nicht im Einzelnen aufführen muss, anstatt hier bei ihren Landsleuten und in ihrer Heimat darauf hinzuwirken, dass die türkischen Gruppierungen und Behörden beginnen, die archaischen Strukturen ihrer Gesellschaft aufzubrechen.
Es ist höchste Zeit, dass die hier lebenden Türken ihre so genannte Parallelgesellschaft aufgeben und in dem Land, in welchem sie leben wollen, auch gesellschaftlich ankommen.

Adolff Wickel
Georg-Wörner-Straße 14
Bretten

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