Junge Betrunkene und Schläger trübten Festlaune

OB fordert „mehr Mittelalter“ in Pforzheimer Straße
Vereinigung Alt-Brettheim geht von rund 110 000 Besuchern aus
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Recht durchwachsen ist die Bilanz des diesjährigen Peter-und-Paul-Festes: Auf der einen Seite freuen sich die Veranstalter, allen voran Peter Dick, Chef der Vereinigung Alt-Brettheim (VAB), über die erwartet hohen Besucherzahlen, andererseits hätten die große Zahl betrunkener Jugendlicher und zahlreiche Schlägereien die Festlaune getrübt. „Das erschreckend hohe Gewaltpotenzial und die extremen Promillewerte bei Jugendlichen haben uns sehr betroffen gemacht“, erklärt Dick.

Rund 700 Jugendliche sind nach Angaben des Ordnungsamtes der Stadt von den Jugendschutz-Teams des Landratsamtes angesprochen worden. Zwölf stark alkoholisierte Jugendliche wurden ihren Eltern überstellt, was laut Oberbürgermeister Paul Metzger von diesen nicht immer positiv gesehen wurde: „Da gab es Leute, die sich mit den Teams angelegt haben und sich aufgeregt haben, dass die ihren Kindern erklärt haben, was man nicht darf.“
Um den zunehmenden Alkoholexzessen junger Leute von vornherein zu begegnen, kündigte Metzger ordnungsrechtliche Schritte an: „Wir werden es unterbinden, dass es zunehmend Besäufnisstätten gibt, in denen hochprozentige Getränke konsumiert werden, die auf dem Fest nichts zu suchen haben.“ Vor allem die Pforzheimer Straße ist dem OB dabei ein Dorn im Auge. Diese liege schließlich innerhalb des Mittelalter-Bereiches, was laut Metzger „bedeutet, dass dort mehr Mittelalter geboten werden muss und kein Hard-Rock.“ Und VAB-Vorsitzender Dick fand es skandalös, dass es an einem Stand am Engelsberg Alkohol in Kübeln gab. Das werde beim nächsten Fest unterbunden werden.

Als „erfolgreich“ werteten sowohl Metzger als auch Dick den erstmaligen Einsatz der Jugendschutz-Teams auf dem Fest. „Die Teams waren bitter notwendig“, erklärt der OB, und ist sich mit dem Stadtvogt einig: „Die sollen auch im nächsten Jahr aktiv werden.“
„Unerfreulich“ verlief das Fest für den Leiter des Polizeireviers Bretten, Rolf Hilpp: Während im vergangenen Jahr lediglich sechs Straftaten registriert wurden, hatten sich die Einsatzkräfte dieses Jahr mit insgesamt 20 Straftaten zu beschäftigen. Besonders Besorgnis erregend sei dabei, dass es sich bei der Hälfte um gefährliche Körperverletzungen gehandelt habe, bei denen vielfach aus einer Gruppe heraus gegen einzelne Personen grundlos vorgegangen wurde. „So viel Gewaltbereitschaft, Brutalität und Aggressivität war uns aus den Vorjahren völlig fremd“, sagt Hilpp.

Auch vor dem Einsatz von Waffen hätten manche nicht zurückgeschreckt, wobei Schläge mit Gürtelschnallen noch eine „harmlose“ Vorgehensweise gewesen seien. In einem Fall sei ein Mann mit einem Totschläger und mit Quarzhandschuhen traktiert und schwer verletzt worden. „Wer mit solchen Waffen zum Fest geht, ist von vornherein nur auf Randale aus“, ist sich der Polizeichef sicher.
Mit den Folgen der Gewalt mussten sich die Angehörigen des Roten Kreuzes beschäftigen: „Wir mussten dieses Mal auffällig viele Personen chirurgisch versorgen, die bei Schlägereien verletzt wurden“, schildert Thomas Fesenbeck, Leiter der Rettungswachen Bretten/Oberderdingen und Menzingen seine Sicht der Dinge. In den beiden Sanitätsstellen seien 131 Verletzte und stark Alkoholisierte versorgt worden – gegenüber 96 Personen vor einem Jahr. Insgesamt 45 DRK-Angehörige waren laut Fesenbeck über das Fest im Einsatz. Wieder einmal viel Glück hatten die Veranstalter indes mit dem Wetter: Zwar gab es die vorhergesagten Schauer, doch pünktlich zur Öffnung der Kassenstände hatten sich die Regenwolken jedes Mal verzogen. „Wir sind da mit zwei blauen Augen davongekommen“, zeigt sich der VAB-Vorsitzende erleichtert.

Über gut 110 000 Besucher an allen Festtagen freute sich denn auch Schatzmeister Gerhard Franck. Und die Tatsache, dass der Extra-Obolus für die Simmelturm-Arena von knapp 1 000 Besuchern klaglos entrichtet worden sei, zeige, dass „wir da auf dem richtigen Weg sind“, wie es Stadtvogt Dick formuliert. Es werde allerdings bei dieser einen Extra-Einnahmestätte bleiben, kündigt Dick an. „Wir denken nicht an andere Plätze.“

Vorausgesetzt, es bleibt bei dem Vergnügungspark auf dem Sporgassen-Parkplatz, der immerhin 70 000 Euro in die Kasse der VAB spült. Es gehe ihm allerdings nicht nur um die Finanzierung des Festes, erklärt Dick, sondern auch darum, „dass wir viele Besucher haben, die speziell wegen des Rummels kommen.“ Vor allem Familien mit Kindern profitierten von der Nähe zum Mittelalterbereich. „Wenn Peter und Paul ein Volksfest sein soll, kann man auf diesen Teil des Festes nicht verzichten.“

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3 Antworten zu Junge Betrunkene und Schläger trübten Festlaune

  1. mm sagt:

    dass es zunehmend „Besäufnisstätten“ gibt oder „Alkohol in Kübeln“ bemerken die Verantwortlichen wohl immer hinterher. Ja wer genehmigt eigentlich diese Stände ? Da herrscht wohl in der Verwaltung zu viel „Mittelalter“??
    Was den kritisierten exzessiven Alkoholgenuss angeht, so könnten einige Repräsentanten der Stadt Bretten vielleicht mit gutem Beispiel vorangehen und sich etwas zurückhalten!

  2. ANT. sagt:

    Ich hoffe auch (noch) weiterhin, daß diese Schilderung nicht das Spiegelbild unserer heutigen jungen Menschen darstellt.

  3. -az- sagt:

    „…die extremen Promillewerte bei Jugendlichen…“
    Scheinbar können die Jugendlichen die Perspektivlosigkeit im nüchternen Zustand nicht mehr ertragen. Anstatt die Symptome zu beklagen, müssen sich alle Politiker die Frage stellen, warum sie nicht andere Voraussetzungen für alle schaffen können oder wollen?

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