Leserbrief : Keine Ruhe mehr in der „Drosselgasse“

Zur Berichterstattung über das Peter-und-Paul-Fest:
Wieder einmal ist unser schönes Schützenfest vorbei und der Spagat der Veranstalter, Historie und Neuzeit friedlich nebeneinander anzubieten, kläglich missglückt. Einerseits haben wir traditionelle Festbesucher, die sich am reichhaltigen Angebot aus der Zeit um 1504 ergötzen, andererseits Gäste der neuen Zeitrechnung, die, ausgerüstet mit allen alkoholischen Errungenschaften, die es in der Südstadt bis in die Nacht hinein zu kaufen gibt, in Richtung Festgeschehen ziehen.
So ändern sich die Zeiten: Die „Alten“ essen ihr Steak oder was immer, trinken dazu ein oder mehrere Glas Bier und gehen nach dem Zapfenstreich heim. Die „Jungen“ trinken den mitgebrachten Stoff, essen vielleicht etwas dazu – und wenn sich der erste Alkohol in den Adern befindet, besucht man die neuzeitlichen Anlaufstellen, um sich Nachschub zu holen, ja neuerdings sogar an einem Wodkastand.

Mit nach Hause gehen wird’s da nichts. Früh in den Morgenstunden gibt es noch reichlich Zoff, der Alkoholpegel ist hoch, die Aggressionshemmschwelle niedrig – und man lebt sich schlagenderweise aus.
Ich frage mich immer mehr, ob das der richtige Weg ist, oder ob sich die Veranstalter nicht besser das Zeichen vor den Augen wegwischen sollten, um zur Tradition zurückzukehren.

Waren das noch Zeiten, als um 24 Uhr die Musik verstummte und um 2 Uhr nachts die Sperrstunde eintrat. Da herrschte sogar in unserer „Drosselgasse“ Ruhe und alle konnten sich erholen. So ein Fest wünsche ich mir, dann besuche ich es auch wieder.

Manfred Hörl
Königsberger Straße 7
Bretten

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4 Antworten zu Leserbrief : Keine Ruhe mehr in der „Drosselgasse“

  1. V.Q. sagt:

    „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ war der Satz am 14. Oktober 1806 im Anschluß an die Schlacht von Jena.

    Zumindest Ruhe ab 24.00 Uhr wäre Bürgerpflicht der (Lautstärken-) Betreiber beim sogenannten Fest, ohne daß dazu Verpflichtung bestehen müßte.

  2. -rl- sagt:

    Auf keinen Fall darf man die Lautstärke vergessen. Man hat das Gefühl, dass nur noch taube und schwerhörige Menschen unterwegs waren. Mich bring keiner mehr so schnell zu den Lautsprechern, die möglicherweise manchem schon das Gehirn ausgeblasen haben.
    Aber wo gibt es noch normale Musik zu nomalen Zeiten? Wie schön gemütlich waren noch die Vereinslokalitäten mit einem Harmonikaspieler.
    Am besten mach man so, wie viele andere zwischenzeitlich auch -man geht eine Woche in Urlaub.

  3. H.U. sagt:

    Um Kohle geht es auch bei den vielen diversen anderen Stadtereignissen, wie z.B. Weinfeste, Messen usw.

    Im Vordergrund steht da dann immer die Kombination mit einem „verkaufsoffenen Wochenende“.

    Es geht um’s aufblasen, um’s „event“. Aber das wollen wir ja, zumindest die gewählten Vertreter.

    Die meisten diesjährigen Festbesucher, die ich gesprochen hatte, beklagten die riesigen Menschenmengen. Es war wohl schwer möglich, sich zu Essensständen durchzuschlagen.

    Unsere Stadt (also auch die Feste) sollen urbaner werden, heisst es auch von Seiten der „Grünen“. Dann freuen wir uns doch beim P.u.P.-Fest auf rivalisierende und prügelnde Gruppen aus Frankfurt. Hauptsache der Umsatz stimmt.

  4. mm sagt:

    Der Autor des Leserbrief charakterisiert ein weiteres Mal, nach seinem Beitrag aus 2005, „Brettener Fest wird aufgeblasenes Event„, treffend die Entwicklung des Peter- und Paulsfestes hin zu einem „Köhlerfest“ : es geht nur noch um Kohle!

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