Der trockenste Monat aller Zeiten

Von Franziska Feinäugle und Herbert Kaletta
Region Heilbronn – So trocken wie der April 2007 war noch kein Monat in der Region Heilbronn seit es offizielle Wetteraufzeichnungen gibt.

„Hier in Eppingen ist kein einziger Tropfen Regen gefallen“, berichtet Willi Funk. So etwas hat der 72-Jährige noch nie erlebt, obwohl er seit seinem 19. Lebensjahr akribisch aufzeichnet, was sich am Himmel über Eppingen tut. Um auf den vermutlich einzigen anderen komplett niederschlagsfreien Monat zu stoßen, den unsere Region jemals gesehen hat, muss selbst Willi Funk auf Archive und die alten Aufzeichnungen von Landwirten und Dorfpfarrern zurückgreifen. Aus diesen Berichten weiß er: „Das gleiche ist passiert im April 1893.“ Auch damals, vor 114 Jahren, hat es in Eppingen, Heilbronn und Karlsruhe keinen Tropfen geregnet.

Hinzu kommen Temperaturen, die nicht so sehr an den als launisch bekannten Monat April, sondern vielmehr an Hochsommer erinnern: Im Durchschnitt war der Monat, verglichen mit anderen Jahren, um bis zu fünf Grad zu warm.

Wie im Sommer Die Zahl der Sommertage – so dürfen sich Tage nennen, an denen es mehr als 25 Grad hat – erreichte nie dagewesene Höhen. In der Wetterstation Heilbronn-Böckingen las Hobby-Meteorologe Roland Rösch 13 solche Tage ab, so viele, „wie wir eigentlich erst vom Juni erwarten dürfen“.

Laut Rene Griebel von der Wetterwarte Öhringen war es in unseren Breiten bisher allenfalls üblich, dass alle zwei, drei Jahre mal ein Sommertag im April registriert wird. Und Willi Funk aus Eppingen, bei dem bisher der April 1968 mit vier Sommertagen den Rekord hielt, hat errechnet: Er muss alle Aprilsommertage der letzten 30 Jahre zusammenzählen, um in der Summe auf die elf Sommertage dieses besonderen April zu kommen.

Notreife bei Wintergerste Die Landwirte im Stadt- und Landkreis Heilbronn sehnen sich immer stärker nach Regen für ihre Pflanzen. Vor zwei Wochen war es schon kritisch. „Jetzt haben wir erste Schäden, die auch nicht mehr zu reparieren sind“, sagt Helmut Eberle, zweiter Vorsitzender des Bauernverbandes Heilbronn-Ludwigsburg.

Es geht vor allem um Getreide und Zuckerrüben. Ernteausfälle sind sicher, nur die Höhe ist noch unklar. „Darüber entscheiden die nächsten zwei Wochen“, sagt Eberle. „Wir brauchen mindestens zwei Tage lang einen langsamen Regen, damit das Wasser auch richtig in die Erde eindringt.“

Sommergerste und -weizen beginnen gelb zu werden. Die Wintergerste, als Tierfutter wichtig, ist zum Teil schon in eine Art Notreife gelangt, was dann nur noch mickrige Erträge bringt. Der Winterweizen stellt langsam das Wachstum ein und hat mit Mehltau zu kämpfen. Auf manchen Zuckerrübenfeldern gibt es statt 80 000 nur 40 000 Pflänzchen pro Hektar, die anderen sind gar nicht aufgegangen oder vertrocknet.

Das Gras wächst nicht Schwierig wird es auch mit Grünfutter für die Vieh haltende Betriebe, weil das Gras nicht wächst. Viele Kulturen, so beispielsweise Gemüse oder Kartoffeln, müssen intensiv beregnet werden. Das treibt die Produktionskosten in die Höhe.

Von einem neuen Phänomen hat Helmut Eberle ein Berufskollege berichtet, der Erdbeeren anbaut. Die dünnen Schläuche der Tröpfchenbewässerung wurden von Rabenkrähen heimgesucht: Die großen Vögel haben bislang schon 150 Löcher in die Schläuche gepickt, weil sie ebenfalls Durst haben. In Schalen aufgestelltes Wasser verschmähen sie.

Noch keine Probleme mit der Trockenheit hat der Weinbau. Das Wachstum ist drei Wochen voraus. Geht es in diesem Tempo weiter, dann wäre Lesebeginn im August. Doch das hätte nach Eberles Einschätzung mehr Nach- als Vorteile.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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