„Mit Entschuldigung Sache wieder ins Lot gebracht“

CDU-Kommunalpolitiker sind erleichtert über Oettingers Rücknahme von umstrittenen Behauptungen
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bretten/Oberderdingen/Gondelsheim. Mit Erleichterung haben CDU-Mitglieder in der Region auf die Entschuldigung von Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) für die umstrittene Trauerrede für Hans Filbinger reagiert. Oettinger distanzierte sich am Montag nach heftigen Protesten auch aus den Reihen der CDU von Passagen in seiner Rede, in dem er seinen verstorbenen Amtsvorgänger Filbinger als „Nazi-Gegner“ bezeichnet hatte. Filbinger war im Dritten Reich Angehöriger der Marinejustiz. Nach dem öffentlichen Rüffel durch Bundeskanzlerin Angela Merkel für Oettinger und dessen Rücknahme seiner schönfärberischen Aussage zur NS-Vergangenheit von Altministerpräsident Filbinger müsse es jetzt auch wieder gut sein, das meinen mehrere befragte CDU-Kommunalvertreter.

Werner Hauf, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Oberderdingen, schrieb spontan nach dem Bekanntwerden des Inhalts der Trauerrede an den Zentralrat der Juden. „Es ist unglaublich. Man sucht unter den angeblichen Eliten Menschen mit Rückgrat und findet keine mehr.“ Er habe mit mehreren Mitgliedern im Ortsverband über die umstrittenen Formulierungen gesprochen und fand dabei viel Zustimmung für seine Kritik an Oettingers Worte vom „Antinazi Filbinger“. „Diese Aussage war nicht tragbar. Sicher wurde Oettinger falsch beraten, bevor er die Trauerrede hielt.“ Mit der öffentlichen Entschuldigung, in der er die Opfer des NS-Regimes einbezog, habe Ministerpräsident Oettinger die Sache wieder ins Lot gebracht. Damit sieht Hauf die Sache als erledigt an. Die CDU stehe nach der Entschuldigung weiter geschlossen hinter Ministerpräsident Oettinger, fügt der Oberderdinger Christdemokrat hinzu.

„Es war gut, dass sich Oettinger entschuldigt hat. Er hätte sich zu der Trauerrede mehr Gedanken machen müssen und Filbinger nicht einen Nazi-Gegner nennen sollen“, meint Michael Nöltner, Stadtverbandsvorsitzender der CDU in Bretten. Damit habe Oettinger seinen Vorgänger Filbinger zum „Widerstandskämpfer“ während der NS-Diktatur hochstilisiert. Nöltner: „Ich bin auf der Straße auf Oettingers Rede bei der Trauerfeier angesprochen worden. Die Reaktion der Leute fiel unterschiedlich aus. Den Ärger hätte sich der Ministerpräsident ersparen können, weil die umstrittene Aussage inhaltlich nicht stimmt und er durch die negativen Schlagzeilen dem politischen Gegner zuarbeitet. Das war im doppelten Sinn unklug.“ Nöltner beklagt den Umgang von CDU-Chefin und Kanzlerin Merkel mit Oettinger: „Ich hätte mir gewünscht, dass Merkel den Rüffel parteiintern ausspricht und die Rüge nicht noch über die Medien an die Öffentlichkeit gelangen lässt. Damit war klar, dass der Gegner auf bundespolitischer Ebene das Thema verstärkt aufgreift.“

„Es wäre besser gewesen, wenn Oettinger bei der Filbinger-Trauerfeier nichts zu dessen NS-Vergangenheit gesagt hätte.“ Das ist die Überzeugung des Gondelsheimer CDU-Ortsvorsitzenden Manfred Schleicher. Als „unglücklich“ stuft Schleicher die kritisierten Passagen ein, mit der Oettinger die Lebensleistung Filbingers würdigte. „Oettinger weiß, dass er in der Öffentlichkeit steht und damit rechnen muss, dass seine Worte auf die Goldwaage gelegt werden. Nach dem Abrücken Oettingers von der Behauptung, Filbinger sei ein Gegner des Nazi-Regimes gewesen, ist für mich die Angelegenheit abgeschlossen.“

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9 Antworten zu „Mit Entschuldigung Sache wieder ins Lot gebracht“

  1. Ottm. Schu. sagt:

    Eine Entschuldigung, die von einem selbst ausgeht, ist allemal besser als eine, worauf Dritte bestehen.

  2. cl. sagt:

    Dem Druck der öffentlichen Meinung nachgeben und deswegen sich entschuldigen müssen, ist etwas anderes als echtes Bedauern über die verbalen Schnitzer auszudrücken.

  3. g-d sagt:

    Wie wahr! Herr Ministerpräsident Oettinger (CDU) hat bei den Lesern mächtig ins Fettnäpfchen getreten.

  4. Zach. sagt:

    Fettnäpfchen sind genügend vorhanden, die nur darauf warten, betreten zu werden!

  5. v-K sagt:

    Derartige Formulierungen lösen in der Gesamtbevölkerung und außerhalb unserer Grenzen zu Recht nicht nur Reaktionen großer Verwunderung, sondern dazu noch strikter Ablehnung aus.

    Es sieht so aus, als ob ein (CDU)-Ministerpräsident sich so etwas leisten kann.

  6. b/m sagt:

    Zu einem entschiedenen und energischen Kopfschütteln wird fast jeder der deutschen Schriftsprache kundige Leser der Trauerrede kommen.

  7. Gust./Fo. sagt:

    Es wäre ein bedeutendes Merkmal von ausgewogener Berichterstattung gewesen, wenn in der gleichen Ausgabe auch Befragungen von „Normal“Bürgern und eben nicht nur von CDU-Parteifunktionären stattgefunden hätten.

  8. Ull.Mü. sagt:

    Wenn man halbwegs der deutschen Sprache mächtig ist, dann erübrigt sich eigentlich jegliche öffentlich geäußerte Meinung über die verbalen Entgleisungen eines Ministerpräsidenten.

  9. -nz- sagt:

    „Ich hätte mir gewünscht, dass Merkel den Rüffel parteiintern ausspricht und die Rüge nicht noch über die Medien an die Öffentlichkeit gelangen lässt….“
    Das ist aufklärende Demokratie – im stillen Kämmerlein! Müssen sich die Parteimitglieder zwischenzeitlich schon vor der Öffentlichkeit verstecken? Oooh,oooh . . .

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