Der ehrliche Haushalt

Doppik ist Thema auf der Komcom
B RU C H SA L . ( H Ä R ) Klaus Notheis, Stadtkämmerer von Bruchsal, ist ein gefragter Mann. Das hat mit seiner Vergangenheit zu tun: Als er noch hauptamtlich Professor an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl war, saß Notheis in der Reformkommission zum neuen kommunalen Haushaltsrecht. Er hat also einen Wissensvorsprung, den die Bürgermeister im Land schätzen, denn mittlerweile gibt es einen Referentenentwurf zum neuen Haushaltsrecht.

Notheis rechnet damit, dass das Gesetzgebungsverfahren im kommenden Jahr abgeschlossen sein wird. Er gibt sein Wissen gerne weiter, zum Beispiel Anfang Mai als Referent bei der Fachmesse Komcom Süd in Karlsruhe. Diese Veranstaltung richtet
sich an IT- und Fachverantwortliche in den öffentlichen Verwaltungen. Ein Thema wird auch hier das neue Haushaltsrecht sein:

Schon jetzt können Kommunen aufgrund einer „Experimentierklausel“ in der Gemeindeordnung ihren Haushalt von der bislang gültigen Kameralistik auf die doppelte Buchführung (Doppik) umstellen. Notheis hat das zu Beginn des Jahres in Bruchsal getan: „Ich wollte wissen, ob das umsetzbar ist, was wir im Innenministerium diskutiert haben.“
Zunächst befasste sich Notheis als Wissenschaftler im Rahmen zweier Forschungssemester mit der Umstellung in Bruchsal, dann blieb er als Stadtdirektor für Finanzen dort. Für ihn ist das neue Haushaltsrecht nicht gleichzusetzen mit einer anderen Form von Buchführung. „Die Doppik ist nur ein Baustein“, sagt er. Vielmehr gehe es um einen Wandel, weg vom zahlungsorientierten Haushalt, hin zu einem Ressourcenverbrauchskonzept.

„Dahinter steckt der Gedanke, dass diejenige Generation, die Werte verbraucht, sie auch erwirtschaften soll.“ Deshalb gibt es in der kommunalen Doppik auch Positionen wie Rückstellungen und Abschreibungen. Sie halten den Werteverzehr buchhalterisch
fest. „Wir bekommen dadurch einen ehrlichen Haushalt“, sagt Notheis, „die Vermögens- und Ertragslage wird klar.“
Der Experte rechnet mit einem Zeitraum von zwei Jahren, um in einer Gemeinde die Vorarbeiten für eine erfolgreiche Umstellung abzuschließen.
Ab dem Jahr 2013 könnte die Doppik verpflichtend für alle Kommunen im Land werden. Die Komcom Süd 2007 findet am 8. und 9. Mai auf dem Gelände der Neuen Messe Karlsruhe statt. Mehr Informationen unter: www.komcom.de

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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7 Antworten zu Der ehrliche Haushalt

  1. Theob. Sch. sagt:

    Ich bin auf den Jahresabschluß 2007 des „Konzerns“ Stadt Bruchsal sehr gespannt und erwarte nur positive Überraschungen.

  2. Chr.Z. sagt:

    Ob mit Doppik oder Kameralistik, die Jahresergebnisse oder Haushaltsrechnungen und deren Inhalte werden deshalb bessere Zahlen nicht ausweisen.

  3. ber.-sch. sagt:

    Ich gehe einmal davon aus, dass Herr Notheis nicht derjenige war, welcher für das Projekt von NSI in der Landesverwaltung Stuttgart verantwortlich war.

  4. -nz- sagt:

    „Wir bekommen dadurch einen ehrlichen Haushalt“.
    Wurden die Steuerzahler bisher betrogen?

  5. -an-i- sagt:

    Hofft man durch dieses System die jeweilige Verschuldung besser zu kaschieren? Müssen dann nicht mehr die Steuerzahler für die Kosten aufkommen?

  6. Ottm. Schu. sagt:

    Seltsamerweise werden im Bericht keinerlei Angaben über die Höhe von entstehenden Kosten – vielleicht aus anfänglicher Rücksicht auf die Steuerzahler – gemacht.

  7. zyw. sagt:

    Man reibt sich die Augen. Es ist noch nicht so lange her, da wurde über das finanzielle Debakel von NSI = Neue Steuerungsinstrumente in der Landesverwaltung berichtet. 220.000.000 Projektkosten zum Fenster rausgeworfen!

    Und jetzt das! Was soll das?

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