Leserbrief : Bevölkerung falsch informiert

Zum Bericht „Baustelle wirbelt mächtig Staub auf“ in der Samstagausgabe:
Ich vertrete eine Vielzahl der von der Baustelleneinrichtung an der Einfahrt zum Bussental betroffenen Anlieger und kenne deshalb deren Probleme. Nachdem nunmehr die Ortsverwaltung und das Bauunternehmen zu der Einsicht gekommen sind, die Baustelle auf einen anderen Platz außerhalb der Wohnbebauung zu verbringen, wird sich die Aufregung und der Unmut der betroffenen Anwohner über das ihnen bisher Zugemutete in naher Zukunft wieder legen.
Was jedoch bleibt, ist die Erkenntnis, einen nichts ahnenden und nichts wissenden Bürgermeister zu haben, der erst dann zur Höchstform aufläuft, wenn es darum geht, die Dinge zu bagatellisieren und sich der eigenen Verantwortung zu entziehen.
Dabei mag noch dahingehen, dass nach anfänglicher ablehnender Haltung erst auf die Intervention des Umweltamts für Abhilfe gesorgt wurde. Unverantwortlich ist aber, die Bevölkerung über den verwendeten Kalk falsch zu informieren und gar noch zu versichern, dass dieser keinesfalls gesundheitsschädigend sei.

Laut dem Etikett auf den auf der Baustelle gelagerten Kalksäcken aus Kunststoff handelt es sich um Dolomitfeinkalk, wozu sich auf der Rückseite folgender Warnhinweis findet: „Gefahr und Sicherheitsratschläge / Verursacht Verätzungen / Gefahr ernster Augenschäden. Bei Berührung mit den Augen mit sehr viel Wasser spülen. Arzt konsultieren. Schutzbrille tragen. / Darf nicht in die Hände von Kinder gelangen. / Reagiert heftig mit Wasser unter Laugebildung“.
Nicht allein, dass es bei der Verarbeitung dieses Feinkalks zu erheblichen Schwebstaub-Immissionen kommt, findet sich auf der ungesicherten Baustelle aber auch in einer gerade für Kinder gefährlichen Menge herumliegender loser Feinkalk. Auf eine solche, von dem Feinkalk drohende Gefahr nicht warnend hinzuweisen und statt dessen noch darüber hinwegzutäuschen, setzt bewusst, des eigenen Ansehens wegen, die Gesundheit der Mitbürger und vor allem von deren Kindern auf Spiel.

Horst Ganter
Rechtsanwalt
Bretten

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11 Antworten zu Leserbrief : Bevölkerung falsch informiert

  1. L.K. sagt:

    Die Bevölkerung im Landkreis Karlsruhe wird es rechtzeitig erfahren, wenn Thomas Nowitzki (CDU) sich um das Amt des Landrats beworben haben wird.

  2. f/gl. sagt:

    Bei einer „Amigo“ Wahl stehen die Chancen nicht schlecht – egal für wen!

  3. Ro. St. sagt:

    Wer denn sonst (noch), wenn nicht auch der Oberderdinger Bürgermeister Thomas Nowitzki (CDU)?

  4. P.L. sagt:

    Nichts ahnend, nichts wissend, bagatellisierend, sich der eigenen Verantwortung entziehend – gegenüber Eltern und Kindern, wie es Herr Rechtsanwalt Horst Ganter so treffend ausdrückt – das sind alles Führungseigenschaften, die für das Wahlamt zum Landrat geradezu qualifizieren.

  5. volk.-zer. sagt:

    Wenn sich ein Bürgermeister so verhält – wie im obenstehenden Leserbrief beschrieben – dann fragt sich der Leser, ob derselbe 1. geläutert aus der Sache hervorgeht und 2. danach trotz allem der richtige Mann am richtigen Platz (Oberderdingen oder Karlsruhe) ist.

  6. pp sagt:

    „Amigofrei“ in der Ahndung ist zweifelsfrei richtig.
    Dagegen sind „Amigos“ die Voraussetzung für ihn, um den Platz im Landratsamt einzunehmen.

  7. mm sagt:

    Wer kennt den Satz : „Für die Bevölkerung bestand zu keiner Zeit eine Gefahr“ eigentlich nicht ? Neu ist daran lediglich, dass er nun auch in Fällen angewandt wird, wo das Lesen eines aufgedruckten Hinweises auf der Produktverpackung bereits genügt, um die amtliche Verharmlosung zu entlarven. Die Lüge mag zum politischen Handwerk gehören, die bewusst in Kauf genommene Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung geht allerdings weit darüber hinaus und muss deshalb konsequent und „amigofrei“ geahndet werden.

  8. Ils.St. sagt:

    Man zeigt – nicht ausschließlich in Oberderdingen, auch in Nachbargemeinden sowie im Kreistag – öffentlich den Hang dazu, alles zu beschönigen und abzuschwächen.

    Nowitzki (CDU) und andere sollten verstanden haben, dass sich heutzutage Bürgerinnen und Bürger zu wehren wissen.

  9. Dor./Kais. sagt:

    „Auf eine solche, von dem Feinkalk drohende Gefahr nicht warnend hinzuweisen und statt dessen noch darüber hinwegzutäuschen, setzt bewusst, des eigenen Ansehens wegen, die Gesundheit der Mitbürger und vor allem von deren Kindern aufs Spiel.“

    Es liest sich wie ein Umweltkrimi! Das Umweltamt ist ja inzwischen eingeschritten.

  10. b.z. sagt:

    Und so einer sucht demnächst die Position eines Landrats zu erreichen.

  11. l-rd sagt:

    „Was jedoch bleibt, ist die Erkenntnis, einen nichts ahnenden und nichts wissenden Bürgermeister zu haben, der erst dann zur Höchstform aufläuft, wenn es darum geht, die Dinge zu bagatellisieren und sich der eigenen Verantwortung zu entziehen.“

    Diese Haltung macht inzwischen Schule. Während der letzten öffentlichen Gemeinderatssitzung in Bretten hat es einen Satz aus dem Mund eines Arbeitnehmers, der im Stadtplanungsamt beschäftigt wird, gegeben. Dabei ist es auch um das Nichtwissen und die Folgen sowie um eine abschätzige Verharmlosung gegangen.

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