Teures Uni-Experiment

RAINER HAENDLE
Was sich seit langem abgezeichnet hat, ist nun amtlich: Das vor mehr als einem Jahrzehnt gefeierte Modell von Privat-Universitäten als Alternative zum staatlichen Hochschulbetrieb ist gescheitert. Nur wenige Wochen nach der Übernahme des „Stuttgarter Institute of Management and Technology“ durch die Steinbeis-Hochschule Berlin wurde gestern das Ende der „International University“ in Bruchsal eingeläutet. Das Experiment ist für das Land und den Steuerzahler ziemlich teuer geworden. Die Ironie der Geschichte: Ausgerechnet die Uni Karlsruhe, die damals zu den entschiedensten Gegnern eines privaten Reformmodells gezählt hatte, übernimmt nun als bundesweit gefeierteElite-Einrichtung den abgewirtschafteten Campus in der Nachbarstadt.

An eine derartige Wendung hätte vor zehn Jahren kaum jemand in der Hochschullandschaft geglaubt. Damals wetteiferten der badische und der württembergische Landesteil um den Standort einer Privat-Uni und überboten sich bei ihren Forderungen an die Landesregierung. Diese zeigte zu wenig Rückgrat und öffnete die Schatulle gleich für beide Projekte, ohne dabei die langfristige finanzielle Absicherung etwa durch eine Stiftung zur Voraussetzung zu machen. Mit dem Abstand eines Jahrzehnts lässt sich Folgendes feststellen: Viele der damals diskutierten Reformansätze wie Studiengebühren, ein stärkeres Elitedenken und eine Internationalisierung der Hochschullandschaft sind inzwischen innerhalb des staatlichen Systems umgesetzt worden. Wie weit dazu die privaten Projekte in Bruchsal und Stuttgart beigetragen haben, darüber lässt sich trefflich streiten. Unstrittig ist dabei, dass etwa der Karlsruher Uni-Rektor Horst Hippler ein unermüdlicher Reformmotor ist, der von der Politik noch viel mehr Freiheiten für seine hoch gelobte Fridericiana einfordert.

Wie lautet nun das Fazit des teuren Uni-Experiments? Privatisierung ist kein Allheilmittel. Die Landesregierung hat schon früher mit entsprechenden Projekten Schiffbruch erlitten, wie beispielsweise in Karlsruhe bei der Ausgliederung von Umweltaufgaben. Ein Gegenbeispiel aus dem Kulturbereich ist das Festspielhaus Baden-Baden, wo immerhin im zweiten Anlauf Alternativen zu staatlich subventionierten Häusern aufgezeigt werden. In der baden-württembergischen Hochschullandschaft sind derartige private Vorbilder längst nicht mehr in Sicht.

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