Tage der Bruchsaler Privat-Uni sind gezählt

Die Karlsruher Elite-Hochschule will den Studienbetrieb auf den Campus in der Barockstadt ausdehnen
Von unseren Redaktionsmitgliedern Hansjörg Ebert und Wolfgang Voigt
Karlsruhe/Bruchsal. Die Tage der International University (IU) in Bruchsal sind gezählt. Die Privathochschule, die vor zehn Jahren in der ehemaligen Dragonerkaserne den Lehrbetrieb aufgenommen hat, wird es mit der Ausweitung der Uni Karlsruhe auf den IU-Campus auf absehbare Zeit nicht mehr geben. Die Karlsruher Elite-Universität wird einen Teil ihres Studienbetriebs auf Bruchsal ausdehnen und bekommt im Gegenzug einen Bilderbuch-Campus. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten Rektor Horst Hippler von der Uni Karlsruhe und Bruchsals Oberbürgermeister Bernd Doll, der Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der IU ist. Auch der baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU) hatte im Vorfeld der Unterzeichnung vor Journalisten in Stuttgart an einer Zukunft für die IU gezweifelt. (Siehe auch Kommentar auf Seite 2.)

Bei der Zahl der Studierenden erreiche die private Einrichtung offenbar nicht das für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderliche Niveau, so der Minister zum Hintergrund. Die Initiative dafür, dass die Karlsruher Elite-Uni nun in Bruchsal anheuert, sei von der Fridericiana ausgegangen. Die Technische Hochschule benötige im Zusammenhang mit der Exzellenz-Initiative neue Räumlichkeiten. Grundsätzlich sei es für private Hochschulen ohne den nötigen finanziellen Hintergrund sehr schwierig, Forschungseinrichtungen aufzubauen und zu halten. In der Evolution des Hochschulwesens hätten viele private Einrichtungen eine wichtige Rolle gespielt, nun würden sie aber gefressen. Die derzeit knapp 200 Studierenden sollen ihre Studiengänge noch vernünftig zu Ende bringen können, erklärte Doll. Carla Bregenzer, wissenschaftspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, sprach von „teuren Experimenten“. Sie widersprach entschieden der Darstellung, Privathochschulen wie in Bruchsal hätten Vorbildfunktion für staatliche Hochschulen gehabt. Es könne nicht sein, dass sich die Verantwortlichen bei verlorenen Steuermillionen mit einem Achselzucken abwenden. Der Landtag müsse sich deshalb noch einmal gründlich mit der Angelegenheit befassen.

Drei Gründe nannte Hippler für sein Interesse an Bruchsal: Die Uni Karlsruhe wächst mit atemberaubender Geschwindigkeit, die Ausbaupläne des Landes erfordern einen höheren Platzbedarf und die Betreuungssituation für die Studierenden soll verbessert werden. Um hier Entlastung zu schaffen, soll zunächst das Studienkolleg nach Bruchsal verlagert werden. Hier werden derzeit rund 200 vorwiegend ausländische Studienanwärter auf das Studium an einer deutschen Hochschule vorbereitet.
Das Studienkolleg der Universität Karlsruhe ist gegenwärtig auf dem Gelände der alten Kinderklinik am Karlsruher Durlacher Tor untergebracht. Darüber hinaus könnte auch ein Teil der Weiterbildungsveranstaltungen in Bruchsal laufen. Denkbar sei ferner die Verlagerung eines Forschungsbereichs bis hin zur Doktorandenschule. Die Uni-Karlsruhe werde bald aus allen Nähten platzen, sagte Hippler.

„Für Bruchsal ist das eine absolute Bereicherung“, erklärte OB Doll zur Verlagerung. Dies sei möglich geworden, weil man Mitte der neunziger Jahre die Chance genutzt hatte, die aufgegebene Dragonerkaserne in einen Universitätscampus zu verwandeln. Rund 27 Millionen Euro wurden investiert, etwa 1,5 Millionen brachte davon die Stadt Bruchsal ein.
In Bruchsal hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet, dass die IU aus eigenen Kräften wirtschaftlich nicht mehr über die Runden kommt.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Sonstiges abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Tage der Bruchsaler Privat-Uni sind gezählt

  1. h - z sagt:

    Was soll`s? Wir haben es ja! – übrig?

  2. ludw. sagt:

    Zweistellige Millionenbeträge (27 Millionen Euro) hat das Land Baden-Württemberg in die Hochschule gepumpt. Und nun ist alles vorbei. Wahrlich eine echte Meisterleistung nicht nur des Wissenschaftsministeriums, sondern ebenso von dem örtlichen Politiker Bernd Doll (CDU) mit 1,5 Millionen Euro.

  3. dr sagt:

    In meinen Augen hat OB Bernd Doll (CDU) an Profil verloren, weil ein Lieblingskind von ihm so einfach geopfert wird – aus welchen Gründen auch immer.

  4. b/m sagt:

    Das Land Baden-Württemberg hat sich zu keiner Zeit so richtig um die Bruchsaler Hochschule bemüht und ebensowenig echtes Engagement gezeigt.

  5. l-rd sagt:

    Doll als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung hat seine Gesellschaft (Uni Bruchsal) gerade noch als eine Dependance der Universität Karlsruhe ausgehandelt. Ein Armutszeugnis, wenn man zurückdenkt, mit welchen Vorschußlorbeeren die Privatuniversität bei ihrer Gründung bedacht wurde.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert