Viel erreicht

Roland Wersch ist seit Februar 2003 Erster Bürgermeister und Finanzdezernent der Stadt Biberach. Vor ein paar Tagen hat er den Haushaltsabschluss für das Jahr 2006 vorgelegt: Biberach ist nicht nur schuldenfrei, sondern hat auch noch 25 Millionen für Pensionen auf die hohe Kante gelegt. Überhaupt hat sich Biberach in den letzten Jahren zur Musterstadt im Musterland
entwickelt. Die Arbeitslosenquote ist niedrig, die Sozial- und Bildungsangebote gut, die ansässigen Unternehmen wie Liebherr oder Boehringer Ingelheim florieren. Wersch wurde 1955 in Viersen am Niederrhein geboren, studierte in Düsseldorf Verwaltungswissenschaft und war – wie er sagt – schon immer ein Bodenseeliebhaber. Als er mal wieder in Hagnau Urlaub machte, erzählte ihm seine Zimmerwirtin, dass in der Bodenseegemeinde viele mit dem Bürgermeister unzufrieden seien.
CDU-Mitglied Wersch bewarb sich, wurde 1986 zum Rathauschef von Hagnau gewählt und ist seitdem „begeisterter Baden-
Württemberger“. Vor vier Jahren wechselte Wersch als Erster Bürgermeister, Finanz- und Wirtschaftsdezernent nach Biberach.

Sechs Fragen an Roland Wersch:
1. Biberach geht es gut, Herr Wersch, wie geht es dem Stadtkämmerer dabei?
Gut, entspannt.
2. Biberach hat hohe Gewerbesteuereinnahmen. Die kommen von florierenden Unternehmen. Wie groß ist der Beitrag der Politik?
In der Vorbereitung war der Beitrag der Politik, für die notwendigen Erweiterungspotenziale der Firmen zu sorgen. Zum anderen ist es unser Job, den Mitarbeitern der Firmen einen attraktiven Standort zu bieten. Und da tun wir das Unsere, in dem wir alle Arten von Bildungs-, Freizeit- und Betreuungseinrichtungen anbieten, und zwar auf hohem Qualitätsniveau.
3. Wenn Sie mit Kollegen zusammentreffen, schauen die neidisch auf Ihren Geldbeutel?
Vielleicht ein paar neidische Blicke, aber nicht von denen, die verstehen, worum es geht. Denn von unseren Einzahlungen in den kommunalen Finanzausgleich profitieren alle.
4. Sie haben im Jahr 2006 25 Millionen für die Pensionen zurückgelegt. Warum?
Weil alles andere eine Hypothek auf die Zukunft wäre. Wer das nicht macht, der lebt über seine Verhältnisse.
5. Nun regieren ausgerechnet zwei Nicht-Schwaben die Stadt mit der ausgesprochen schwäbischen Tugend Sparsamkeit. Wie kommt das?
Weil uns der Geist Biberachs erfasst hat. Kreativität und Bodenständigkeit. Aber für mich war auch die Erfahrung vom Niederrhein, wo die meisten Gemeinden pleite sind, ein abschreckendes Beispiel.
Wer bestimmt bei Ihnen zu Hause über die Finanzen?
Meine Frau und ich haben Gütertrennung. Meine Frau bestimmt über ihre, ich über meine.

Michael Brandt

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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7 Antworten zu Viel erreicht

  1. f/gl. sagt:

    Die Überschrift lautet: Viel erreicht.

    Der Brettener Amtskollege muß die Antwort auf das geben können, was er während seiner langjährigen Amtszeit in der Brettener Finanzpolitik erreicht hat. Im direkten Vergleich zu seinem Biberacher Amtskollegen – zurückhaltend ausgedrückt: Wenig, eher fast nichts.

  2. hjb sagt:

    Der Biberacher Amtskollege von Herrn Leonhardt ist seit dem Jahr 2003 (mit Verschuldung) im Amt und hat eine schuldenfreie Jahresrechnung 2006 geschafft.
    Sein Brettener Amtskollege macht das schon fast eine „Ewigkeit“ und hat langjährig hoch defizitäre Jahresrechnungen hingelegt. Und deshalb wird er sich wiederum bewerben und auch mehrheitlich vom Brettener Gemeinderat gewählt. So hat es jedenfalls in der Zeitung gestanden. Und was dort steht, stimmt.

  3. k-St. sagt:

    Die Kommunalpolitiker in Bretten arbeiten anders als die in Biberach.
    Die Biberacher sind in 2006 schuldenfrei, die Brettener bauen einen geringen Anteil ihrer hohen Schulden in 2006 ab und sind gleichzeitig so frei, für 2007 einen neuen Kredit von 1,7 Millionen Euro nur wegen seiner besten Konditionen aufzunehmen.
    Die Brettener Bürger können sich lebhaft ausmalen, wann und wie ihre Stadt schuldenfrei wird.

  4. n-z sagt:

    An die Adresse des 1. Kommentators: Die Stadt Bretten braucht beileibe kein zweites Vorbild. Für sie genügt ein Vorbild voll und ganz. Der Name wird aber nicht verraten.

  5. OS-T sagt:

    In Bretten scheint der hohe Schuldenstand gleichsam Herrn Leonhardt für eine weitere Wiederwahl zum Finanzbürgermeister zu qualifizieren.

  6. L.K. sagt:

    Biberach mit ca. 32.000 Einwohnern ist mit Bretten vergleichbar und in Baden-Württemberg gelegen.
    Dort hat Roland Wersch, Erster Bürgermeister und Finanzdezernent, einen schuldenfreien Haushaltsabschluß 2006 vorgelegt und dazu 25 Millionen Euro (25.000.000 €) für Pensionen zurückgelegt.
    Nun kann sich in diesem Haushaltsjahr sein Amtskollege Willi Leonhardt ebenbürtig zeigen. Vor allen Dingen deshalb, weil er sich für die nächsten acht Jahre in Bretten bewirbt und nach Zeitungsankündigung sicher gewählt wird.

  7. -an-i- sagt:

    ‚und ist seitdem „begeisterter Baden-
    Württemberger“.‘
    Bretten liegt in Baden. Ob er sich auf die soeben ausgeschriebene Stelle als „Erster Beigeordneter mit der Amtsbezeichnung Bürgermeister“ hier bewerben wird? Dezernat II beinhaltet nunmal die Kämmerei. Das wäre ein Lichtblick!
    Zumindest kann aber Herr Roland Wersch als Vorbild gelten.

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