Räte attackieren „Baumrowdy“

Von Kilian Krauth
von Vorwürfen „schwer getroffen“

Heilbronn Die unsachgemäße Beschneidung zweier alter Buchen auf dem Areal der ehemaligen Jägerhausklinik (wir berichteten) wurde jetzt im Bauausschuss des Gemeinderates ungewöhnlich scharf kritisiert. Die Stadt Heilbronn hat gegen die Wohnbaugesellschaft Gewo ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen vorsätzlichen Verstoßes gegen den Bebauungsplan eingeleitet. Pro Baum könnten 10 000 Euro Bußgeld fällig werden. Zudem muss die Gewo für den befürchteten „Totalschaden“ an der Friedrich-Niethammer-Straße 26 zwei möglichst große Ersatzbäume pflanzen.

Die Frage, ob die laut Baubürgermeister Wilfried Hajek „bodenlose Tat“ auch Konsequenzen für die Baugenehmigung haben könnte, wollte er in nicht öffentlicher Sitzung beantworten. Die Worte, die er im öffentlichen Teil fand, lassen auf eine neue Gangart im Baudezernat schließen. Etliche Stadträte bestärkten Hajek. Tenor: „Wir müssen Signale setzen.“

„Verwerflich“ nannte es Hajek, dass Gewo-Geschäftsführer Karl Heinz Müller weder vor Ort noch bei einem späteren Gespräch im Baudezernat Unrechtsbewusstsein gezeigt habe. Einem möglichen Rechtsstreit sieht Hajek gelassen entgegen.

Gegenüber der Heilbronner Stimme gab der Gewo-Geschäftsführer gestern zu, dass „wir schon ein bisschen zu tief reingelangt haben“. Aber wegen eines verwachsenen Astes hätte man aus statischen Gründen mehr sägen müssen als zunächst geplant. Er habe sich ursprünglich an einem beschnittenen Baum in der Nachbarschaft orientiert. Müller, der in einem halben Jahr in den Ruhestand tritt, betont, seit 40 Jahren solche Arbeiten zu betreuen und „niemals mutwillig“ einen Baum beschädigt zu haben. Das Bauvorhaben selbst sei mit dem Stadtplanungsamt abgestimmt und füge sich in den Bebauungsplan ein.

„Nasenwasser“ In der Ratssitzung erinnerte Herbert Tabler (SPD) daran, dass es im Umgang mit alten Bäumen auf der sensiblen Robert-Mayer-Höhe „nicht immer koscher“ zugegangen ist. Dies hätte der Gewo bewusst sein müssen. Man sei bisher mit „Baulöwen viel zu nachlässig umgesprungen“, meinte Alexander Schonath (Rep). Dass im aktuellen Fall eine städtische „Baum-Task-Force“ innerhalb von 20 Minuten vor Ort war, lobten Helmut Rohn (SPD) und Wolf Theilacker (Grüne). Freilich sei das Bußgeld „ein Nasenwasser“. „Der Profit ist im Zweifel immer höher als die Strafe“, bedauerte Thomas Aurich (CDU) und sprach von „modernem Rowdytum“. – „Solche Vorwürfe treffen mich schwer“, betont Müller gegenüber der HSt. Schließlich kämen die Erträge der ehemals gemeinnützigen Gewo nicht dem Geschäftsführer zugute, sondern würden in den Wohnungsbestand reinvestiert.

Im Ratsrund wollte Martin Haag (SPD) den Schwarzen Peter nicht allein den Bauherren zuschieben. Auch der Bebauungsplan nehme zu wenig Rücksicht auf alte Bäume. Dies sah selbst Hajek so. Der Plan sei wohl – vor seiner Zeit – unter einem „gewissen Erlösdruck“ entstanden.

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Eine Antwort zu Räte attackieren „Baumrowdy“

  1. mm sagt:

    Ich bin schon gespannt, wann und ob überhaupt, der Brettener „Baumrowdy“, von seinen „Räten“ mal abgemahnt wird. Man war ja vor kurzem gemeinsam an seinen letzten „Tatorten“. Aber wie sagte es einer der Heilbronner Räte so treffend : „Der Profit ist im Zweifel immer höher als die Strafe“.
    Es würde mich aber trotzdem nicht wundern, wenn in einer der nächsten Sonntagsreden des Brettener „Baumrowdys“ der Klimawandel ein Thema wäre, das ist doch gerade soooo angesagt!

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