Kreis Karlsruhe. Auch nach der Trauerfeier für den verstorbenen Landrat Claus Kretz bleiben die Debatten in der Region hitzig. „Es ist völlig deplatziert, dass sich zu dieser sehr komplizierten Materie Menschen outen, die keinerlei Ahnung haben“, sagt der Bruchsaler Oberbürgermeister Bernd Doll (CDU), der als Stellvertreter des Landrats im Kreistag derzeit kommissarisch die politischen Geschicke im Kreis führt.
„Es ist auch nicht in Ordnung, dass die, die versucht haben, Licht in die Sache zu bringen, jetzt besudelt werden“, erklärte Doll, der den eigens in der Affäre um den Kauf und die Nutzung des Forsthauses im Hardtwald durch den Landkreis einberufenen Kreistags-Ausschuss zur Akteneinsicht geleitet hatte. Seit dem Freitod des Landrates am Dienstag vergangener Woche sind gerade die Grünen massiven Anfeindungen ausgesetzt. Der Fraktionsvorsitzende Karl Mittag wurde am Telefon, in Briefen, Anrufen und E-Mails beschimpft und bedroht. Bei der offiziellen Trauerfeier am Dienstag stand er unter Polizeischutz. „Ich habe mich bedroht gefühlt, wollte aber dennoch in die Kirche kommen. Ich habe Claus Kretz als Menschen und als Landrat sehr geschätzt und wollte von ihm Abschied nehmen“, erklärt der Grünen-Chef, dessen Fraktion mit kritischen Fragen den Fall ins Rollen gebracht hatte.
Demokratisch legitimiert sei Kritik geübt worden, sagte in seiner Trauerrede Bernd Doll, der dennoch auch von einer „gnadenlosen Hatz auf Claus Kretz“ sprach. „Ich rufe zur Mäßigung auf“, erklärte er gestern gegenüber den BNN. In seiner Trauerrede habe er bewusst versöhnliche Passagen aus dem Abschiedsbrief zitiert, die der Landrat an die Öffentlichkeit gerichtet habe. Der komplette Brief werde auf Wunsch der Familie des Verstorbenen nicht publiziert.
Doll hofft, dass sich die Mitglieder des Kreistags nicht weiter zerstreiten und wieder eine vernünftige Zukunft möglich wird. In den vergangenen Wochen habe er gegenseitiges Misstrauen gespürt. Am kommenden Donnerstag, 8. Februar, wird der Kreistag in Bretten tagen. „Dabei wird es eine Würdigung des verstorbenen Landrats geben“, berichtet Doll. Zudem stünden Haushaltsberatungen auf dem Plan, die eigentlich bereits am vergangenen Donnerstag anberaumt waren. Aufgrund des Todes von Claus Kretz wurde diese Sitzung abgesagt. Im März werde voraussichtlich ein Ausschuss einberufen, der sich mit der Wahl eines neuen Landrates beschäftigen soll, erklärt Doll.
Tina Kampf
Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :
- Brettener Herrenhosen künftig aus Portugal - 1989
- Kameras in jedem Wagen - 2006
- Die Landtagskandidaten zum Thema Rüdtwald - 2006
Zu überlegen ist, ob dadurch Herr OB Doll sein Ansehen stärkt oder schwächt. Den Lesern ist es überlassen, das zu beurteilen.
…Menschen haben keinerlei Ahnung, der Kreistags-Ausschuss wird jetzt besudelt, demokratisch legitimiert sei Kritik geübt worden, gnadenlose Hatz auf Claus Kretz, zur Mäßigung aufgerufen, in den vergangenen Wochen gegenseitiges Misstrauen gespürt, Würdigung des verstorbenen Landrats, Ausschuss zur Wahl eines neuen Landrats …
Und das alles unter der Überschrift: Die Aufklärer „nicht besudeln“. Ich weiß echt nicht Herr Oberbürgermeister Doll, was ich davon halten soll.
Wenn ich das richtig verstehe, dann sind die „Aufklärer“ die, die Zugriff zu den Fakten haben. Die Anderen sind die „Besudler“, oder die Bevölkerung, die sich eine Meinung ohne Zugriff auf Daten und Fakten bilden muss, weil sie darauf keinen Zugriff hat und nie bekommen wird.
Eine Denkweise, die das sich inzwischen verfestigende undemokratische Verhalten unserer Provinzfürsten entlarvt.