Naturparks sind existenzbedroht

Resolution des Regionalverbands wendet sich gegen Halbierung der Landeszuschüsse – Einstimmiges Votum
ENZKREIS/PFORZHEIM/CALW. Der Regionalverband Nordschwarzwald will sich nicht bieten lassen, dass das Land die Mittel für die Naturparks um 50 Prozent kürzt. Eine Resolution soll die Regierung zum Umdenken bewegen.

Einstimmig befürworteten gestern die Mitglieder der Regionalverbandsversammlung bei ihrer Sitzung im Pforzheimer Ratssaal ein Protestschreiben, das vom Verbandsvorsitzenden Heinz Hornberger (CDU) und den Vorsitzenden aller fünf Fraktionen, CDU, Freie Wählervereinigung, SPD, Grüne und FDP, unterzeichnet ist.

50 Kommunen betroffen
Betroffen sind in der Region die beiden Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord und Stromberg-Heuchelberg von der Tatsache, dass der Geldhahn halb zugedreht wird. „Die Tourismuswirtschaft als ausgesprochen mittelständisch aufgebauter Wirtschaftszweig und die Gemeinden als Wohnstandorte und die Gemeinden als gewerbliche Standorte profitieren in hohem Maße von der konkreten Arbeit der Naturparkvereine vor Ort“, heißt es in dem Schreibung. „Eine Kürzung der Landesmittel um 50 Prozent würde den sehr effektiven Mittel- und Personaleinsatz der beiden Naturparks zum Erliegen bringen“, sind die Regionalräte überzeugt. Von den 70 Kommunen der Region wären 50 unmittelbar von der Spar-Aktion betroffen.

Die Halbierung der Zuschüsse würde die Naturpark-Arbeit grundsätzlich in Frage stellen, heißt es in der Resolution weiter und stelle eine existenzielle Bedrohung für die Geschäftsführung der beiden Naturparkvereine dar. Mit deutlichen Worten schließt der Brief an die baden-württembergische Landesregierung: „Konsequenterweise müsste dann entschieden werden, ob die weitere Existenz der Naturparkvereine überhaupt noch Sinn macht. Auf das formale Etikett Naturpark aufgrund einer Rechtsverordnung könnte dann ebenfalls verzichtet werden.“

Gegen „Sterben auf Raten“
Vorsitzender Hornberger brachte zwar Verständnis dafür auf, dass das Land in allen Bereichen den Rotstift ansetzen müsse, gab aber zu bedenken: „Wenn bei sämtlichen Landesförderungen um fünf Prozent gekürzt wird, verstehe ich nicht, warum es bei den Naturparks 50 Prozent sein sollen.“ Sauer war auch der Freudenstädter Landrat Peter Dombrowsky (CDU) als Vorsitzender des Naturparkvereins Schwarzwald Mitte/Nord: „Lohnt es sich da überhaupt noch die Naturparks am Leben zu erhalten?“ Der Naturpark Stromberg/Heuchelberg erhalte beispielsweise nur noch 50 000 Euro. Existenzbedrohend sei die Maßnahme auch für Vereine und Gruppierungen wie den Schwarzwaldverein.

Für die Grünen unterstützte Klemens Köberle aus Mühlacker die Resolution „mit aller Kraft“ und sprach von den beiden Naturparks als „sehr guten Visitenkarten für die Region.“
Die FDP-Fraktionsvorsitzende, Pforzheims Oberbürgermeisterin Christel Augenstein, fragte: „Man müsste so ehrlich sein und sagen, dass die Arbeit gar nicht mehr unterstützt wird. Ist das ein Sterben auf Raten? Das wollen wir nicht.“

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5 Antworten zu Naturparks sind existenzbedroht

  1. n-z sagt:

    Der Brettener Rüdtwald war jahrelang existenzbedroht, bis er schließlich vor kurzem zum Zwecke der Umwandlung in ein Industriegebiet teilgerodet wurde.
    Von den Mitgliedern der Regionalverbandsversammlung Nordschwarzwald war darüber nichts zu hören, obwohl der Rüdtwald in seiner langen existenzbedrohten Phase dem Naturpark Stromberg-Heuchelberg angehörte.
    Zu diesem vergangenheitsbezogenen Sachverhalt wird kein einziges Mitglied, auch nicht im nachhinein, eine Stellungnahme wegen Untätigkeit in der Sache abgeben.

  2. osk. sagt:

    Der Regionalverband Nordschwarzwald lässt es sehenden Auges zu, wie ein Grossteil völlig gesunden Waldes für ein zweifelhaftes Industriegebiet zerstört – oder in netter Umschreibung – umgewandelt wird und geht seelenruhig zur Tagesordnung (zum beklagenswerten stark gekürzten Fördergeld) über.

    In dieser Konstellation kann er die Antwort darauf geben, ob es ihm primär ums Geld geht und/oder überhaupt um den Erhalt von gesundem Wald in der Region gegangen ist. Berechtigte Zweifel sind in jeder Hinsicht angezeigt.

  3. Pet. Wag. sagt:

    Herr Klemens Köberle von den Grünen aus Mühlacker soll sich aktuell die Teilabholzung des Rüdtwalds anschauen.

    Hoffentlich spricht er dann immer noch von der „sehr guten Visitenkarte für die Region.“ Wobei davon auszugehen ist, dass der Rüdtwald zwar nicht mehr im Bestand des Naturparks Stromberg-Heuchelberg ist, jedoch weiterhin Bestandteil der Region.

    Diese Tatsache wird wohl niemand verneinen können.

  4. B-L sagt:

    Das eine ist nur dummes Geschwätz, das andere ist traurige Realität. Der Rüdtwald stirbt auch auf Raten, Frau Augenstein. Dies wurde durch das Regierungspräsidium Stuttgart ermöglicht, nachdem er von dieser Behörde aus dem Naturpark Stromberg-Heuchelberg herausgenommen worden war.

  5. mm sagt:

    Wo waren denn diese Herren, die jetzt protestieren, als es um die Herausnahme des Rüdtwaldes aus dem Naturpark Stromberg-Heuchelberg ging? Wir haben auf verschiedene Anfragen bei der Naturparkverwaltung noch nicht einmal eine Antwort bekommen !!
    Beim Scoping-Termin zur Umwandlung des Rüdtwaldes in ein Industriegebiet,am 14.12.2004, drückte sich der Vertreter des Naturparks Stromberg-Heuchelberg mit einer selten dämlichen Antwort vor einer Stellungnahme : er habe keine Unterlagen bekommen ?!
    Auf diese Art „Naturschutz“ im Gutsherrenstil, gepaart mit einer unfähigen Verwaltung, kann vollständig verzichtet werden !

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