Müll von Schmutzfinken bietet traurigen Anblick

Teilweise bleibt Unrat lange Zeit liegen / OB Paul Metzger wirbt um freiwilliges Engagement der Einwohner
Von unserem Redaktionsmitglied Joachim Schultz
Bretten. Bretten ist durchaus eine Stadt, die auf ihre Wirkung auf Bewohner und Besucher bedacht ist. Doch der Eindruck einer sauberen und somit auch liebenswerten Stadt bekommt Kratzer, wenn man so manchen Flecken betrachtet. Vorweg: Natürlich gibt es viele gepflegte Wiesen, Grünanlagen, Vorgärten und gefegte Gehwege, doch an einigen Stellen liegt so manches im Argen. Um das herauszufinden, muss man nicht lange suchen: An etlichen Orten in der Kernstadt sieht es ziemlich wüst aus. Was da einfach von Schmutzfinken achtlos auf Gehwege und Straßen geworfen oder am Ufer der Bäche entsorgt wird, überschreitet die Grenze des Zumutbaren. Oft bleibt der Unrat wochen- oder gar monatelang einfach liegen.

Gegen die Raucher, die ihre Zigarette in der Fußgängerzone auf den Boden fallen lassen, ist wohl kein Kraut gewachsen. Übersät mit Kippenresten ist die Einkaufsstraße. Doch wie stellenweise die Melanchthonstraße aussieht, das verdient nur ein Kopfschütteln. Seit Tagen verschmutzen leere Milchbeutel, grüne Glasscherben, Überreste des Jahreswechsels und weiterer Abfall einen Straßenabschnitt. „Das liegt hier schon seit Tagen herum. Weder Stadt noch die Bewohner des Hauses, vor dem sich der Unrat auf der Straße anhäuft, haben dagegen etwas unternommen“, schimpft eine Nachbarin. Sie wirft der Stadt vor, sich immer stärker aus dieser Aufgabe zurückzuziehen. Natürlich müssten sich die Menschen auch an die eigene Nase fassen und selbst zur Sauberkeit in der Stadt beitragen. Aber was könne man tun, wenn Leute nicht zum Besen und zur Schaufel greifen wollen und sich der Dreck vor der Haustür ansammelt?, fragt die Frau. „Ich kann heute nicht mehr davon reden, dass Bretten eine saubere Stadt ist. Ich kenne einige Stellen, wo Dreck seit langem liegt und sich niemand darum kümmert.“

Beispiele, wie sehr das Erscheinungsbild der Stadtmitte durch Müllablagerungen beeinträchtigt wird, gibt es vielfach. Der Saalbach bei der Brücke „Gottesackertor“ passt zu der nicht repräsentativen Auflistung von Müllablagerungen. Dort liegen allerlei Papier- und Plastikmüll, Trinkbecher, Holz und der Einkaufswagen eines Supermarktes entweder am Ufer oder im Wasser. Ein paar Schritte entfernt bei der Brücke über den „Brühlgraben“ (Wilhelmstraße) das gleiche Bild. Müll, Müll, Müll, der schon seit längerer Zeit den Anblick des Ufers trübt.
Eklig wird es bei der Stadtbahn-Haltestelle „Schulzentrum“. Der Hang unterhalb der Haltestelle gleicht einer Müllhalde. Alles, was nicht mehr gebraucht wurde, flog an der Haltestelle, die vor allem von Schülern genutzt wird, in die Natur. Umweltsünder entledigten sich dort ihrer Pizza-Kartons, Getränke- und Spraydosen, Zigarettenschachteln, PVC-Flaschen und weiteren Mülls. Insgesamt bietet das Gelände einen traurigen Anblick. Über die möglicherweise schlimmen hygienischen Verhältnisse, die dort herrschen, ganz zu schweigen. Die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft als Betreiberin der Haltestellen weiß um das milde ausgedrückt chaotische Erscheinungsbild. „Zwei- bis dreimal im Monat sind zwar unsere Mitarbeiter am Ort und machen sauber, doch jedes Mal ist die Haltestelle und der Damm wieder total verdreckt“, sagt ein Sprecher des Unternehmens auf BNN-Anfrage.

Bekannt ist das Problem auch bei den Verantwortlichen in den Schulen rund um die Haltestelle. „Im Unterricht wird natürlich das Thema Rücksichtnahme auf Umwelt und Mitmenschen angesprochen, doch viele Jugendliche machen Unterschiede zwischen dem Verhalten in der Schule und an der Haltestelle. An der Realschule sieht es mit der Sauberkeit gut aus“, sagt Rektor Martin Knecht. Wie Knecht bedauert Maria Halbritter, Leiterin des Edith-Stein-Gymnasiums, die Verhältnisse an der Haltestelle. Sie sieht ein generelles Problem in der Einstellung der jungen Menschen, wenn es um „die Sauberkeit in öffentlichen Räumen geht“. „Wir führen einen alltäglichen Kampf mit den Schülern, damit sie saubere Klassenzimmer und Flure hinterlassen“, ergänzt Maria Halbritter. Es habe entsprechende Appelle an die Eltern gegeben, die Kindern auf das richtige Verhalten hinzuweisen, doch sei das Ergebnis dürftig ausgefallen, fügt sie hinzu.

„Für mich ist die Stadt zu schmutzig“, beurteilt Oberbürgermeister Paul Metzger die Situation. Früher hätten die Hausbewohner die Reinigungspflicht auf dem Gehweg als selbstverständlich empfunden und säuberten dabei freiwillig den Rinnstein am Straßenrand, wo sich der meiste Dreck sammelt. Letztgenanntes ist nach Worten Metzgers zwar eine Aufgabe der Stadt, doch im Sinne des freiwilligen Engagements bittet er die Einwohner, dies zu übernehmen.
Deutliche Worte findet Metzger nicht nur gegenüber der „Wegwerf-Gesellschaft“, wie sie überall anzutreffen sei, sondern auch für den kommunalen Reinigungsdienst in Bretten. „Auch wenn zunächst die Verschmutzer verantwortlich sind, gilt es trotzdem, die Effizienz der Reinigung zu verbessern, um das Problem in den Griff zu bekommen.“ Der meiste Dreck in Bretten liege dort, wo die Schulen seien, betont Metzger. Darum will er, dass die Lehrer das Thema Sauberkeit verstärkt im Unterricht aufgreifen.

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Eine Antwort zu Müll von Schmutzfinken bietet traurigen Anblick

  1. mm sagt:

    OB Metzger am 29.12.2003 : „Die Bürger werden sowohl höhere finanzielle Belastungen als auch geringere Fördermittel genauso negativ aufnehmen wie Einsparungen zum Beispiel auch bei der Stadtreinigung.“
    Recht hat er und er wusste auch genau, welche Entwicklung zu erwarten war. Nur ist ihm vieles eben wichtiger als die Sauberkeit der Stadt : große, in Beton gegossene Visionen, dass dazwischen Dreck liegt, da sind dann die Bürger in der Pflicht.

    Fehlt noch, dass er als Kenner des Mittelalters unter die Schuhe montierte Klötze empfiehlt, damit man nicht mit dem Dreck in Berührung kommt….

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