Warnung vor „Milchmädchenrechnung“

LMU beklagt bei Neujahrsempfang den wachsenden Flächenverbrauch – Experte: Neubaugebiete kommen teuer
Mühlacker – „Es ist eine Milchmädchenrechnung zu glauben, dass durch neue Gewerbegebiete neue Arbeitsplätze entstehen.“ Beim Neujahrsempfang in der Kelter hat Klemens Köberle, Fraktionsvorsitzender der LMU in Mühlacker, vor den Risiken eines stetigen Flächenverbrauchs gewarnt.
VON ULRIKE STAHLFELD
Die Alternative heiße Innenentwicklung, wie Köberle bei der Veranstaltung am Sonntagvormittag unterstrich.

In Zeiten einer häufig beklagten „Politikverdrossenheit“ freute sich der zweite LMU-Vorsitzende Joachim Stretz nach dem musikalischen Auftakt durch die „Ruck-Zuck-Band“ der Lebenshilfe Pforzheim beim dritten Neujahrsempfang der kommunalpolitischen Gruppierung über die voll besetzten Stuhlreihen in der Alten Kelter. Schwerpunktthema des Treffens: der fortschreitende Flächenverbrauch. Weltweit seien im vergangenen Jahr 10,9 Millionen Hektar Wald verschwunden, rechnete Stretz vor. Dies entspreche einem Drittel der Fläche Deutschlands. Gleichzeitig seien 35 Millionen neue Fahrzeuge zugelassen worden. Eine Folge: „Der Klimawandel wird immer deutlicher.“

In Mühlacker würden die Bemühungen in Sachen Klimaschutz zwar verstärkt, zog LMU-Fraktionsvorsitzender Köberle eine Zwischenbilanz, allerdings sei auch hier der Flächenverbrauch zu hoch. Im neuen Flächennutzungsplan stehe eine Fläche zwischen 80 und 90 Hektar für die Bebauung zur Disposition. Der Fraktionsvorsitzende: „Das ist für uns indiskutabel.“

„Jeder Quadratmeter neues Bauland kostet in Zukunft zusätzlich, weil die Einwohnerdichte abnimmt“, machte Stefan Flaig, Geograph bei Ökonsult in Stuttgart, in seinem Referat über den „Kostenfaktor Neubaugebiete“ deutlich. Es gelte, bereits vorhandene Flächen besser zu nutzen, statt in die unverbrauchte Landschaft zu gehen, plädierte auch der Experte für eine verstärkte Innenentwicklung der Kommunen. In der Praxis würden die Städte und Gemeinde den Verkauf von Grundstücken häufig nutzen, um ihre Kassen zu füllen. Dies sei keine nachhaltige Politik, da die längerfristigen Folgekosten nicht berücksichtigt würden, kritisierte Flaig.

In seinen allgemeinen Ausführungen zur Mühlacker Kommunalpolitik ging Klemens Köberle unter anderem auf die Situation von Kindern und Jugendlichen in der Stadt ein. Mühlacker, erinnerte er, werbe mit dem Slogan „Junge Stadt“, was demonstrieren solle, dass hier viel für Familien geboten werde. Tatsächlich müsse er aber immer wieder Schlagzeilen über randalierende Jugendliche in der Stadt lesen. Ein Grund: Der Einfluss der Eltern auf ihre Kinder sei geringer geworden, weshalb Köberle für einen neuen Dialog zwischen Alt und Jung plädierte. Die Jugend müsse Möglichkeiten bekommen, sich entsprechend zu entwickeln. „Viel Nachholbedarf“ gebe es nach wie vor bei der Integration von Migranten, bedauerte Köberle. Zugleich sprach sich der LMU-Chef für Party-Veranstaltungen ohne Alkohol aus.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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3 Antworten zu Warnung vor „Milchmädchenrechnung“

  1. Dor./Kais. sagt:

    Warum denn auch?

  2. v-u sagt:

    Nie und nimmer! 🙂

  3. mm sagt:

    Ob das unser „Milchmädchen“ je kapieren wird ?

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