Touristiker im Kraichgau wieder friedlich

Streit mit Heilbronn vorbei
OBERDERDINGEN. Der Vorsitzende droht nicht mehr mit Rücktritt, die Mitgliedsgemeinden müssen keinen Ausschluss mehr fürchten. Die Touristikgemeinschaft Kraichgau-Stromberg hat ihren Frieden mit dem benachbarten „Heilbronner Land“ gemacht.

Von Wieland Schmid
Noch vor anderthalb Monaten blickte Paul Metzger düster und ausgesprochen zornig in die scheinbar wenig aussichtsreiche Zukunft. In seiner Funktion als Vorsitzender der Touristikgemeinschaft (TG) Kraichgau-Stromberg wetterte der Oberbürgermeister von Bretten im Landkreis Karlsruhe über die „touristische Kleinstaaterei“ in unmittelbarer Nachbarschaft. Denn der Heilbronner Landrat Detlef Piepenburg hatte – wie berichtet – überraschend eine neue Touristikgemeinschaft namens Heilbronner Land gegründet, in der alle 46 Städte und Gemeinden des Landkreises Heilbronn künftig für das schwäbisch-fränkische Unterland werben wollen. Aber nun verkündete Paul Metzger in Oberderdingen, dass alles wieder in Ordnung sei. „Das alles macht mich nicht mehr so ängstlich“, gestand Metzger vor Journalisten und verkündete, dass nunmehr sogar eine enge Zusammenarbeit mit der neuen Konkurrenz angestrebt werde.

Gleichzeitig zog das Brettener Stadtoberhaupt zwei Drohungen zurück. Die Gemeinden Lauffen am Neckar und Nordheim werden zwar aus der TG Kraichgau-Stromberg austreten, aber ein weiteres halbes Dutzend Kraichgaukommunen aus dem Kreis Heilbronn, die auch im „Heilbronner Land“ Mitglied sind, müssen den von Metzger angedrohten Zwangsausschluss nicht mehr befürchten. Denn sie zahlen künftig freiwillig die vollen Beiträge für beide Touristikgemeinschaften. „Falls der Vorstand und die Mitglieder doch eine Doppelmitgliedschaft wollen, gebe ich den Vorsitz ab“, hatte der Brettener OB noch im Dezember verkündet.

Ausschlaggebend für den Meinungsumschwung war eine Vorstandssitzung, bei der die Vertreter von 48 Gemeinden im „Land der tausend Hügel“ zwischen Stuttgart, Karlsruhe, Pforzheim und Heidelberg noch stärkere gemeinsame touristische Anstrengungen als bisher versprachen. „In den letzten 13 Jahren haben wir erreicht, dass unser Gebiet nicht mehr unbekannt ist“, erklärte Metzger. „In Zukunft wollen wir es noch bekannter machen.“ Unter anderem präsentiert sich die Region jetzt im digitalen Wanderführer „Wander-Walter“ mit mehr als 1000 Tourentipps. Die TG hat auch die Trägerschaft über die „Öko-Regio-Tour Kraichgau“ mit mehr als hundert Kilometern ausgeschilderter Wanderwege übernommen. „Typisch Baden-Württemberg“ heißt der neueste Werbespruch des Kraichgaus, in dem Badener und Schwaben, Kurpfälzer und Franken leben. Die Region sei „Baden-Württemberg im Kleinen“, behaupten die Tourismuswerber und betonen stolz, dass im Kraichgau „alle Facetten des südwestdeutschen Bundeslandes wie in einem Brennglas eingefangen“ seien.

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