„2007 wird ein Jahr der Weichenstellungen“

Oberbürgermeister Paul Metzger kündigt „strammen Entschuldungskurs“ an / Neue Baugebiete in Planung
Statt neuer Bauprojekte viele Unterhaltungsmaßnahmen

Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Über Langeweile wird Oberbürgermeister Paul Metzger (CDU) in den kommenden Monaten des neuen Jahres mit Sicherheit nicht klagen: „Wir haben einen Berg von Aufgaben vor uns“, kündigt Metzger im Gespräch mit den BNN an. Und: „2007 wird ein Jahr der Weichenstellungen.“ Indes: Große Bauprojekte, wie beispielsweise die neuen Sporthallen im Grüner, sind dieses Jahr nicht vorgesehen. „Wir werden die Dinge, mit denen die im letzten Jahr begonnen wurde, zu Ende führen und ansonsten den Schwerpunkt auf Erhaltungs- und Unterhaltungsmaßnahmen in unseren Gebäuden und Straßen legen.“
Noch im Bau befinden sich derzeit das Erweiterungs-Gebäude der Beruflichen Schulen, die Unterführung im Bereich Carl-Benz-Straße und das – mit einer Investitionssumme von 15 Millionen Euro veranschlagte – Kraichgau-Zentrum, das freilich von einem privaten Investor finanziert wird.

Erfreulich habe sich das Baugebiet „Steiner Pfad“ im Brettener Süden entwickelt: „Mehr als die Hälfte“ aller Baugrundstücke seien bereits vergeben, freut sich Metzger, für die restlichen lägen bereits jetzt zahlreiche Anfragen vor. „Wir haben 90 Prozent der Baukosten im vergangenen Jahr noch nach dem alten Mehrwertsteuersatz abrechnen können und konnten dadurch die Baulandpreise günstig halten“, vermutet der OB als Grund für die Nachfrage.
Um die Weichen wegen der zahlreichen potentiellen Häuslebauer auch für die Zukunft zu stellen, sind in vier Stadtteilen und der Kernstadt weitere Baugebiete beziehungsweise die Erweiterung bestehender Gebiete geplant – in Rinklingen das Gebiet „Wössinger Weg“ (Richtung Dürrenbüchig), in Diedelsheim das Gebiet „Katzhälde“ (unterhalb der Diedelsheimer Höhe), in Gölshausen das Gebiet „Brettener Weg“ (Richtung Kernstadt), in Büchig das Gebiet „Pfuhlwiesen“ und in der Kernstadt das Gebiet „Brunnenstube“ (zwischen der Lärmschutzwand an der B 35 und der Friedrich-List-Straße).

Mit der Gölshäuser Maßnahme würde das Gebiet „Oberdorfstraße“ entlastet, hofft Metzger, und durch die Erschließung der „Brunnenstube“ erhielten die Anwohner der westlichen Melanchthonstraße eine rückseitige Zu- und Abfahrt zu ihren Grundstücken.
Als eine der wichtigsten Weichenstellungen des Jahres 2007 bezeichnet Metzger die Haushalts-Konsolidierung: „Wir haben hohe stille Reserven – und wenn wir die auflösen, geht das direkt in die Entschuldung.“ Er werde 2007 einen „sehr strammen Entschuldungs-Kurs fahren“, kündigt der OB an.

Damit sich die stete Steigerung der Gewerbesteuer-Einnahmen auch 2007 fortsetzt, will Metzger einerseits neue Industrieflächen anlegen, andererseits aber auch bestehende Gebäude anderweitig nutzen lassen. Metzger: „Ganz wichtig: Wir werden den Neff-Standort weiter ausbauen.“ Das größte Brettener Unternehmen habe das Gelände der Firma Federal Mogul erworben, die Stadt sei Eigentümerin der Menzolit-Fibron-Gebäude. „Da werden wir uns jetzt auch Gedanken über eine neue Nutzung machen.“ Für das ehemalige Votec-Gelände in Gölshausen braucht es das nicht mehr: „Dort wird zur Zeit umgebaut und dann zieht ein neuer Betrieb ein.“

Um der stark expandierenden Firma Deuerer („Einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt“) passende Flächen anbieten zu können, gebe es derzeit Gespräche mit den Nachbargemeinden Oberderdingen und Knittlingen über eine interkommunale Lösung. „Da muss aber auch genügend für uns herausspringen, wenn wir schon unseren größten Gewerbesteuerzahler abgeben.“ Dass Deuerer nicht im Rinklinger Tal wachsen könne, sei klar – und ebenso, dass eine Ansiedlung im Industriegebiet Gölshausen aufgrund des großen Flächenbedarfs des Unternehmens auch nicht in Frage komme.

Die Rodungsarbeiten im Gölshäuser Rüdtwald laufen derzeit auf Hochtouren. Im ersten Abschnitt sollen hier 6,5 Hektar Industriefläche entstehen, insgesamt sind 22 Hektar vorgesehen. Mit diesen Maßnahmen hofft der OB, mindestens den Ersatz für die 450 in den letzten Monaten in der Stadt verloren gegangenen Arbeitsplätze wieder zu bekommen.

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15 Antworten zu „2007 wird ein Jahr der Weichenstellungen“

  1. B.St. sagt:

    Kommentar zu :
    „2007 wird ein Jahr der Weichenstellungen“ und zu
    Noch ein Kreisel und jede Menge Pläne

    Die Leser und betroffenen Brettener Bürger mögen prüfen, ob für diese Umtriebigkeit und Planungswut der Begriff Manie ( griechisch = „Raserei“) aus der Heilkunde zutrifft:
    „Der unbändige Tatendrang reicht von Selbstüberschätzung bis zu größenwahnähnlichen Ideen. Die vollbrachten Taten werden als geradezu grandioses Feuerwerk empfunden. Auf diesen „Kick“, das fast wie rauschhaft gesteigertes „High-Erleben“, kann nicht verzichtet werden. Deshalb wird kein Widerspruch geduldet und Ideen nicht kritisch-selbstkritisch abgewogen. Auch Angehörige und Mitbürger habe dazu wenig Chancen. Für sie erscheint es oft so, dass ihre Bedenken zum einen Ohr des Betroffenen hinein und zum anderen hinausgehen. Leider kommt es aber dabei zu völlig unsinnigen Entscheidungen , kritiklos geschlossenen Verträgen oder anderen ruinösen geschäftlichen Aktivitäten.“
    siehe dazu auch hier

  2. u/-d sagt:

    „Da muss aber genügend für uns herausspringen, wenn wir schon unseren größten Gewerbesteuerzahler abgeben.“

    Daß „einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt“ dafür herhalten muß, daß für die Stadt Bretten aber genügend herausspringen muß, wenn er als größter Gewerbesteuerzahler von ihr abgegeben (wo?) wird, kann schon echt verwundern. Genau das stellt sich als beste Brettener Wirtschaftsförderung heraus, wenn ein Oberbürgermeister vorab öffentlich fordert, daß er im Falle einer (von ihm veranlaßten?) Standortverlagerung eines Unternehmens aber genügend (was denn alles?) dafür zu bekommen hat.

    Ich kann dieses Unternehmen nur bedauern, wenn es öffentlich so mit sich umspringen läßt.

  3. -rl- sagt:

    „…in vier Stadtteilen und der Kernstadt weitere Baugebiete beziehungsweise die Erweiterung bestehender Gebiete geplant“
    Benötigt man dort keine Infrastruktur? Ist die Abwasserversorgung gesichert, oder kann das so gehen wie z.B.in Bereichen der Reuchlinstr. (nach Fertigstellung der Neubauten im nördlichen Bereich der Reuchlinstr.), wo es nach starken Regenfällen schon mehrmals zu Fontänen in den Kellerräumen gekommen ist? Natürlich auf Kosten der alten Hausbesitzer.

  4. - zy - sagt:

    „2007 wird ein Jahr der Weichenstellungen“

    Es wird munter im alten Gleis fortgehen, bis man – durch die Weichenstellung im Jahr 2007 – aufs falsche Gleis hin zum Abstellgleis geraten sein wird.

  5. rt sagt:

    Metzger kündigt strammen Entschuldungskurs an.
    Mit strammen Sprüchen für die Leser spielt er ihnen den strammen Max vor. Sonst müßte er ja Fakten veröffentlichen, mit denen er sich nur blamieren könnte.

  6. b.z. sagt:

    Zusätzlich zu dem Darlehensspiegel der Stadt Bretten (siehe 1. Kommentar) kann das Stadtoberhaupt den Verbindlichkeitenspiegel veröffentlichen. Dann haben die Brettener Bürger und Leser ein ganz genaues Abbild seiner finanzpolitischen Fähigkeiten.
    Die sind etwas völlig anderes als seine markigen Sprüche über die Entschuldung durch Auflösung hoher stiller Reserven.

  7. -az- sagt:

    „Da muss aber auch genügend für uns herausspringen, wenn wir schon unseren größten Gewerbesteuerzahler abgeben.“
    Ist das nicht strafbar, wenn man ein Steuergeheimnis ausplaudert, oder gibt es irgendwo eine öffentliche Hitliste aus der man die Reihenfolge der gewerblichen Steuerzahler ersehen kann? Das müssen die Leser schon wissen!

  8. mm sagt:

    Wieso eigentlich „Weichenstellungen“, alle angesprochenen Maßnahmen entsprechen denen der Vergangenheit :

      Mehr Flächenverbrauch durch Neubaugebiete und Industriegebiets-Erweiterungen

      Immer mehr Gewerbesteuer und trotzdem steigende Verschuldung

      und last but not least, die interkommunale Zusammenarbeit, oft angekündigt, nie realisiert, weil nicht gewollt.

    Solange dieser „Fahrdienstleiter“ im Stellwerk Bretten sitzt, wird der Zug auf dem gleichen Gleis weiterfahren…

  9. A/P sagt:

    Wenn Metzger vielleicht von der allgemeinen Rücklage spricht, was der Leser noch enträtseln kann, dann ist eine dortige Entnahme langfristig nur zulässig, solange der gesetzlich vorgeschriebene Mindestbestand nicht angetastet wird. Diese Rücklage erfüllt faktisch nicht die Funktion, Mittel anzusparen, sondern dient mehr der Zwischenfinanzierung.
    Es darf weiterhin gerätselt werden, wovon er spricht.

  10. Th. sagt:

    Die Vermutung könnte stimmen, weil Herr Metzger parallel zu seinem Amt auch der Chef sämtlicher städtischer Unternehmen und so ihrer Unternehmensleitungen ist.

  11. wf sagt:

    Vielleicht meint er Kapital- und Gewinnrücklagen, die nur durch eine bewußte Entscheidung der Unternehmensleitung aufgelöst werden können.

  12. ghg sagt:

    Stille Reserven lösen sich durch den Unternehmensprozeß in der Regel automatisch auf.
    Sie stellen daher effekte Eigenkapitalanteile mit lediglich temporärem Charakter dar.
    Weiß Paul Metzger überhaupt, worüber er öffentlich fachsimpelt.

  13. S. sagt:

    Stille Reserven sind Teile des Eigenkapitals. Eine übermäßige Dotierung der stillen Reserven ist ein Verstoß gegen die Bilanzwahrheit und Bilanzklarheit. Nur „normale stille Reserven“ entsprechen der kaufmännischen Vorsicht (sog. Bilanzvorsicht).

    Nach der Aussage ihres OB hat die Stadt Bretten hohe stille Reserven.

  14. ak sagt:

    Herr Metzger muß den Lesern auch erklären, wo die stillen Reserven der Stadt Bretten zu finden sind.
    Vier Standorte sind möglich: Im Anlagevermögen, Finanzvermögen, Sondervermögen und/oder Treuhandvermögen.
    Die Leser dürfen sicherlich vergeblich darauf warten.

  15. b.z. sagt:

    „Wir haben hohe stille Reserven-und wenn wir die auflösen, geht das direkt in die Entschuldung.“ Er werde 2007 einen „sehr strammen Entschuldungs-Kurs fahren“, kündigt der OB an.

    Wer entschuldet, der hat Schulden. Wer hohe stille Reserven – wo? – hat, der muß keine Schulden machen. Wer Schulden hat, kann jederzeit einen Darlehensspiegel der Stadt Bretten – weiß der OB, was das ist? – veröffentlichen. Daraus sind die aktuellen Einzelheiten der Schulden ablesbar.

    Mit seiner strammen Äußerung – hohe stille Reserven auflösen zu wollen – bei dem Brettener Rekord-Schuldenstand, erntet der Brettener OB bei nachdenklichen Brettener Bürgern fragendes und zugleich heiteres Erstaunen.

    Und das ist für ihn doch schon ein schöner Erfolg.

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