Nabu-Kritik an Oettinger

Stuttgart (dpa/lsw). Der Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg hat nach anfänglichem Lob für die Umweltpolitik von Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) erstmals deutlich Kritik geübt. „Er hat vollmundige Erklärungen zur Nachhaltigkeit abgegeben, konkret gefolgt ist bislang aber noch nichts. So warten wir noch immer auf konkrete Schritte zur Umsetzung der angekündigten Nachhaltigkeitsstrategie“, sagte der Nabu-Vorsitzende Stefan Rösler. Eine Stabsstelle im Staatsministerium zum Beispiel könne die teils gegenläufigen Interessen des Wirtschafts-, des Umwelts- und des Agrarministeriums in Einklang bringen.

Ein Sprecher des Umweltministeriums wies die Kritik zurück und sagte, dass derzeit die Nachhaltigkeitsstrategie mit Nachdruck vorbereitet werde. Rösler sagte dagegen, bisher gebe es nur Ankündigungen auf dem Papier. Nagelprobe für die Ernsthaftigkeit der Landesregierung seien die anstehenden Haushaltsberatungen. Für eine Stabsstelle müsse es entsprechend Geld geben. Rösler forderte zum Beispiel ein Aktionsprogramm „Biodiversität“ für den Südwesten, mit dem der Rückgang von Pflanzen- und Tierarten aufgehalten werden kann. Dabei beklagte der Fachmann den schleichenden Stellenabbau bei der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) in Karlsruhe. Für Experten, die ausscheiden, gebe es keine Nachfolger mehr.

Rösler bemängelte auch, dass das Land nach wie vor viel zu wenig gegen die zunehmende Bebauung von Flächen tue, obwohl Oettinger die Neuversieglung auf null setzen wollte. „der Eingriff der personell gut ausgestatteten Behörden – ich nenne nur die Straßenbau- und Flurneuordnung – in den Naturhaushalt ist nach wie vor verheerend.“
Der Nabu-Vorsitzende empfahl Landwirten, mehr als bisher auf „Energiewälder“ zu setzen. Damit meint er schnell wachsende Bäume wie Pappeln und Weiden, die alle drei bis 15 Jahre abgeschnitten werden können und dann wieder neu austreiben. Zur Nachhaltigkeit gehört für Rösler auch, dass Ruhezonen und ausgewählte Naturschutzgebiete zunehmend für den „sanften Tourismus genutzt werden, damit die Menschen nicht den Kontakt zur Natur verlieren“.
Laut Rösler hat der Nabu im Südwesten bei leicht steigender Tendenz 67 000 Mitglieder – so viele wie Grüne, SPD und Liberale im Südwesten zusammen. Die Mitgliedsspenden speisen den Haushalt, im vergangenen Jahr waren es etwa 3,4 Millionen Euro.

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4 Antworten zu Nabu-Kritik an Oettinger

  1. k sagt:

    Die einen sind die Petenten, die anderen deren Ignoranten.
    Wenn sich derartige Gruppierungen gegenüberstehen, kommt niemals etwas Vernünftiges heraus.
    Wozu soll eine bessere Umweltpolitik gemacht werden, wenn es auch so geht wie bisher?

  2. v/Z sagt:

    Der Naturschutzbund hat es sehr früh gemerkt, so daß die Enttäuschung darüber nicht ganz so groß sein wird. Wenn die Erwartungen wider Erwarten enttäuscht wurden, dann entspricht es den Tatsachen. Der Naturschutzbund muß zwar nicht kritiklos stillhalten – das tut er ja auch nicht – aber das Ganze trotzdem aushalten. So sind nun einmal die Rollen in der Umweltpolitik verteilt.

  3. rt sagt:

    Vorschußlorbeeren für Politiker haben meistens nichts eingebracht. Warum soll das bei Herrn Oettinger anders sein, lieber Nabu?

  4. -rl- sagt:

    „Laut Rösler hat der Nabu im Südwesten bei leicht steigender Tendenz 67 000 Mitglieder – so viele wie Grüne, SPD und Liberale im Südwesten zusammen.“
    In der Bundesrepublik gibt es mindestens drei mal so viele Analphabeten (über 4 Millionen) als aller Parteimitglieder (um die 1,2 Millionen)zusammen. Mann könnte gerade meinen, dass es sonst keine intelligenten Menschen mehr gibt, wenn sich der Rest (über 80 Millionen) alles gefallen läßt.
    In Bretten wären demnach um die 400 Parteimitglieder, die sich einbilden, über 27.000 resttlichen Einwohner für blöd halten zu können. Wenn sich das nicht einmal rächt.

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