Ökumene mit Schutzengeln

Noch keine Entscheidung des Gemeinderats über Pläne für den Schweizer Hof
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier
Bretten. Ob das Museum im Schweizer Hof künftig das Deutsche Schutzengelmuseum beherbergen wird oder nicht, hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag nicht entschieden. Die ausgedehnte und kontroverse Diskussion endete damit, dass Oberbürgermeister Metzger die Beschlussvorlage zurückzog – allerdings nicht endgültig, sondern mit der Perspektive, das Thema nach Klärung offener Fragen erneut zur Abstimmung vorzulegen.

Im Laufe der Debatte gelang es dem OB und Museumsleiter Peter Bahn, die anfangs skeptischen Haltung eines großen Teils der Gemeinderäte zu diesem Thema in ihrem Sinne zu beeinflussen. Es gehe nicht nur darum, die 650 Exponate der Sammlung aus Bad Wimpfen nach Bretten zu holen und damit eine Etage des Schweizer Hofs zu füllen. Ziel sei vielmehr die Präsentation eines kulturgeschichtlichen Themas von aktueller Bedeutung. Hier biete sich Bretten die Riesenchance, sich mit einem Thema im Rahmen der Ökumene auseinander zu setzen, sagte Paul Metzger und verwies darauf, dass sowohl Christentum wie der Islam und auch die Juden das Thema Schutzengel in ihrem Glauben verankert haben. Dies könne man in Zusammenhang bringen mit den vorhandenen ökumenischen Bemühungen in Bretten. Aber auch viele Menschen, die den traditionellen Kirchen fernstehen, hätten eine Beziehung zum Thema Schutzengel. Um weitere Exponate ergänzt und entsprechend aufbereitet, könne das „Deutsche Schutzengelmuseum“, dessen Name entsprechend geschützt sein müsse, durchaus ein Anziehungspunkt in der Stadt werden, meinte der Oberbürgermeister. Dagegen werde es kaum gelingen, mit einer musealen Darstellung der Geschichte Brettens viele Besucher ins Museum zu bringen.

Von kontroversen Meinungen in der CDU-Fraktion berichtete Michael Nöltner. 14 000 Besucher pro Jahr, wie sie in Bad Wimpfen gezählt worden seien, werde man in Bretten sicher nicht erreichen. Auch habe man Zweifel an der Qualität der Sammlung. Auf jeden Fall dürfe man nicht die Katze im Sack kaufen, sondern müsse sich die Sache erst einmal an Ort und Stelle ansehen und dann weitere Überlegungen anstellen.
„Es drängt sich die Frage auf, warum Bad Wimpfen einen solchen Publikumsmagneten ziehen lässt“, erklärte Heidemarie Leins (FWV/LUB) und argwöhnte, die Besucherzahlen könnten geschönt sein. Zweifel hegte sie auch, ob die Sammlung tatsächlich 30 000 Euro wert sei. Und es gehe nicht nur um diese Summe, man müsse auch die Folgekosten bedenken. Museumsleiter Peter Bahn entgegnete, das Bad Wimpfener Angebot bewege sich „am unteren Rand dessen, was für Sammlungen dieser Art verlangt wird.“ Finanzielle Aspekte sprach auch Frank Altenstetter (FWV/LUB) an: Es sei nicht vertretbar, für ein Engelmuseum große Summen auszugeben, während für den Erhalt von Krippenplätzen und Schulsozialarbeit das Geld fehle.

„Angestaubt“ wirke die Schutzengelsammlung in dem engen Kontext, in dem sie in Bad Wimpfen dargestellt wird, erklärte Monika Michl (Grüne). Eine Erweiterung des schriftlich präsentierten „dünnen“ Konzepts, wie sie dann den Redebeiträgen des Museumsleiters und des OBs zu entnehmen war, wurde von der Grünen-Sprecherin positiv aufgenommen.

Auch SPD-Sprecherin Renate Knauss berichtete von kontroversen Ansichten zum Thema in ihrer Fraktion. Sie pflichtete dem Oberbürgermeister bei, dass die Sicherung des Begriffs „Deutsches Schutzengelmuseum“ vorrangig sei. Ihr Fraktionskollege Heinz Lang verwies darauf, dass es wohl nicht bei den 30 000 Euro für dem Ankauf der Sammlung bleiben werde.

Oberbürgermeister Metzger zog schließlich den Punkt zurück und ließ nicht abstimmen. Im Raume stehen blieb seine Ankündigung, die von ihm geführte „Bürgerinitiative Heimatpflege und Denkmalschutz“ werde Geld aus ihren Rücklagen für den Ankauf der Schutzengelsammlung verwenden. Die sich daraus ergebende Diskussion mündete in der allgemeinen Erkenntnis, man benötige noch weitere Informationen, bevor man eine Entscheidung trifft.

Schon in der vorausgehenden Diskussion über die finanziellen Fragen hatte Metzger wiederholt darauf hingewiesen, dass nur durch unzählige freiwillige Arbeitsstunden und das Spendensammeln seiner Bürgerinitiative der Schweizer Hof zu einem Museum werden konnte. Dieses bürgerschaftliche Engagement sah der OB durch Kritik an den Kosten für das Schutzengelmuseum in Misskredit gebracht.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Finanzen, Schnappsideen, Tourismus abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Antworten zu Ökumene mit Schutzengeln

  1. mm sagt:

    solange der Erzengel Paulus Lanius als Chef der Brettener Schutzengeltruppe herrscht, gilt : „Rauch vertreibt die Bienen, Sünde die Engel“. Deshalb gibt es auch nur ein Museum und zwar mit ausgestopften Schutzengeln in Bretten 🙂

  2. -el- sagt:

    Kann es sein, dass einige Millionen (wenn nicht Milliarden) Engel fehlen, oder gar verschwunden sind?
    Warum?
    Weil viele Millionen Menschen hungern, arbeitslos sind, der Hartz IV Gruppe angehören, in den Gefängnissen sitzen oder sonst wie ein unglückliches Leben führen.
    Sind vielleicht die Engel aber für diese Gruppen gar nicht zuständig und wachen nur über die Politiker und den Klerus, inkl. den restlichen Bodenpersonal der himmlischen Botschafter? Eventuell noch über die Menschen in besonders gut situierten Schichten.
    Gerecht wäre das nicht, verständlich schon.

  3. ghg sagt:

    An Herrn Oberbürgermeister Paul Metzger im Zusammenhang mit der Ökumene:“Schuster bleib bei deinen Leisten.“

  4. S. sagt:

    Die Ökumene und die Stadt Bretten könnten nach Vereinbarung je zur Hälfte des Kaufpreises die Schutzengel-Sammlung erwerben.
    Sie würden sich gegenseitig finanziell unterstützen. Beide Käuferseiten – die eine im Bereich ihres Glaubens, die andere im Bereich der Stadtwerbung (Besucher) – hätten etwas davon und könnten vollauf zufrieden sein.

  5. Lud. sagt:

    Wenn der OB verbal die Ökumene mit dem Schutzengel-Museum in Verbindung bringt, dann sollte er sie auch für den Kauf der „Schutzengel“ motivieren. Bei Interesse der Ökumene daran würde sie von sich aus in Kaufüberlegungen eintreten. Dazu bräuchte sie Herrn Mtzger nicht. Es kann nicht die vordringliche Aufgabe der Stadt sein, die Ökumene als Kaufargument für ein Schutzengel-Museum anzuführen.

  6. dr sagt:

    „Es sei nicht vertretbar, für ein Engelmuseum große Summen auszugeben, während für den Erhalt von Krippenplätzen und Schulsozialarbeit das Geld fehle.“ – Vollkommen richtig.
    Die im zitierten Satz genannten Bereiche stehen dem Gemeinwohl der Bevölkerung in Bretten wesentlich näher als ein anzukaufendes Engelmuseum. Denn die Krippenplätze sind für Kleinkinder, die Schulsozialarbeit ist für große Kinder (Schüler) von nicht zu unterschätzender Bedeutung.
    Kulturelle Angelegenheiten haben dann ihre Berechtigung, wenn das Gemeinwohl zuallererst berücksichtigt wurde. Oder kann Herr Metzger in seiner unnachahmlichen Art einen Zusammenhang zwischen Gemeinwohl und Schutzengel-Museum herstellen? Es bleibt ebenso sein sprachliches Geheimnis, wie ein Misskredit von bürgerschaftlichem Engagement für den Schweizer Hof in Verbindung mit dem Schutzengel-Museum in Bad Wimpfen gebracht werden kann.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert