Der beste von vier möglichen Plätzen

Bretten (ba). Die Kommunalreform in den Siebzigern hatte das Amtstädtchen Bretten zur Großen Kreisstadt gemacht, deren Einwohnerzahl sich durch die Eingemeindung von neun Dörfern nahezu verdoppelte. Kein Wunder, dass für die gewachsenen Aufgaben der Stadtverwaltung das alte Rathaus am Marktplatz, Ende des 19. Jahrhunderts errichtet, nicht mehr ausreichte. Überall in der Stadt gab es Dependancen, von der Stadtkasse an der Spitalgasse bis zum Ordnungsamt am Gottesackertor. Sechs verschiedene Gebäude beherbergten städtische Ämter und Behörden – mit entsprechend umständlichen und zeitraubenden Arbeits- und Kommunikationsabläufen.
Ein neuer Sitz für die Stadtverwaltung musste her. Heftig diskutierten die Kommunalpolitiker, wo in der Stadt künftig Gemeinderat und Oberbürgermeister residieren sollten. Vier mögliche Standorte kristallisierten sich schließlich heraus: Der Platz des alten Krankenhauses, dort, wo heute das Kino steht; ein wenig weiter östlich gelegenes Gelände, wo heute der Parkplatz am Seedamm liegt, das Gelände zwischen dem Parkplatz Sporgasse und der Apothekergasse sowie das Areal des alten Gefängnisses. Letzteres wurde als städtebaulich beste Lösung erachtet. Der dazu erforderliche Abriss des Gefängnisses führte aber zu erheblichen Protesten der Bürgerschaft. Statt wie geplant Teile der Fassade des markanten Bauwerks zu erhalten, wurden die Natursteine dann eingelagert und später für andere Zwecke verwendet, unter anderem für das Leyertor beim Gerberhaus.
Vier Architekten wurden zu einem Wettbewerb um den schönsten Rathaus-Entwurf eingeladen, der Plan des Karlsruher Büros Brettel gefiel den Stadtvätern besonders gut und wurde weiterentwickelt. Im November 1979 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, im Spätjahr 1981 nahmen die städtischen Mitarbeiter ihre Büros in Besitz, im Mai 1982 feierte die Stadt die Einweihung am Rande einer Begegnung mit der Partnerstadt Longjumeau.
Mit 10,6 Millionen Mark für das Gebäude rechnete die Stadt, abrechnet wurde der Neubau mit 14,2 Millionen, allerdings komplett einschließlich der Außenanlagen. Die sind freilich nicht in vollen Umfang realisiert worden. So sollte auf dem Platz vor dem Rathaus ein Brunnen plätschern. Kunst am Bau wurde dann in anderer Form realisiert: Mit der Kopie von Walter Richters Werk „Schwarz-Rot-Gold“ an der Nordfassade des Rathauses.

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