Rote Karte für Transit-Lkw auf B 293?

Von Carsten Friese und Peter Boxheimer
Gehen die Behörden auf der B 293 zwischen Heilbronn und Bretten nun doch gegen die Lkw-Heere vor? Plötzlich will die Stadt Heilbronn zumindest ein Nachtfahrverbot für Lkw-Transitverkehr erreichen. Einen extremen Anstieg der Brummi-Zahlen hat die Stadt gemessen: bis zu 400 Lastwagen am Tag mehr als im Vorjahr.

Es geht nicht um heimische Speditionen und Lieferanten. Es geht um die steigende Zahl von Lkw-Fahrern, die die gut ausgebaute Bundesstraße 293 zwischen Heilbronn und Karlsruhe nutzen, um Mautgebühren zu sparen. Eine Lösung hatten Verkehrsexperten ersonnen und nach umfangreichen Messungen von Karlsruhe aus die B 35 ab Bruchsal und den westlichen Teil der B 293 bis Bretten mit einem Nachtfahrverbot belegt.
Lautstark war Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger dagegen vorgeprescht. Als „baren Blödsinn“ bezeichnete er das Vorgehen, da der östliche Teil der B 293 für die Maut-Flüchtlinge als Schlupfloch offen bleibe. Auch dort müsse der Transitverkehr bereits an der Autobahn bei Heilbronn gestoppt werden, forderte Metzger. Verbotsschilder hatte er in Bretten erst gar keine aufgestellt.
Metzgers Worte drangen offenbar auch bis Heilbronn vor. Starke Lkw-Zuwachsraten hat die Stadt bei jüngsten Messungen im Mai und Juni festgestellt. Zwischen 1200 und 1300 Laster notierte die Stadt in 24 Stunden im Vorjahr. Auf 1480 bis 1622 Brummis schnellten die Werte nun hoch – ein steiler Anstieg. Die Stadt wird beim Land einen Antrag stellen, um ein Nachtfahrverbot für Transit-Lkw zwischen 22 und 6 Uhr durchzusetzen. „Das ist das, was erreichbar ist“, sagt Rathaussprecher Christian Britzke. Das Landratsamt habe bereits signalisiert, „keine Bedenken“ zu haben.
Für eine Sperrung der B 293 bei Heilbronn hatte sich zuvor nur die Bürgerinitiative in Böckingen stark gemacht. Auf untragbare Zustände durch den Brummi-Verkehr hatten die Anwohner verwiesen, auf zitternde Häuser und Risse in den Fassaden. Auch in diesem Jahr seien es „immer mehr Lastwagen geworden“, sagt Sprecher Erwin Scheffler. Die neue Haltung der Stadt wertet er als „Lichtblick“. Böckingens CDU-Vorsitzender Karl-Heinz Kübler unterstützt die Entlastungspläne. Es gebe genügend Beispiele, wo nur der Lkw-Regional- und Zulieferverkehr durchfahren dürfe.
Für das Stuttgarter Innenministerium ist die Verkehrsbelastung auf der B 293 durch den Schwerverkehr „an der Grenze zwischen Gelb und Rot“. Wie Presse-Referentin Ursel Habermann erläuterte, müsse sich der Raum Heilbronn jetzt eine eigene politische Meinung bilden, was er wolle. Dabei sei der Landkreis ebenso einzubeziehen wie das in dieser Sache federführende Regierungspräsidium Karlsruhe. Danach könne man einen Antrag stellen. „Wir sperren uns sich nicht gegen etwas“, sagte Habermann.
Brettens OB Paul Metzger bleibt unterdessen bei seiner Forderung, dass die B 293 ab Heilbronn rund um die Uhr für den Lkw-Transitverkehr gesperrt werden muss. Er sieht sonst große Probleme für heimische Betriebe, die tagsüber mit längeren Fahrzeiten rechnen müssten: „Das sind enorme Kosten.“

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