Bürgerentscheid bestätigt Ratsbeschluss / Turnverein akzeptiert Ergebnis
Gondelsheim. Pflegeheim auf dem Turnplatz: ja oder nein? Die Gondelsheimer, die gestern am Bürgerentscheid teilgenommen haben, stimmten mit großer Mehrheit für den Verkauf einer Teilfläche des gemeindeeigenen Turnplatzes, um dort ein Pflegeheim bauen zu können. Die Entscheidung fiel deutlich aus. Insgesamt gingen 1 231 Wahlberechtigte zur Urne, das entspricht einer Wahlbeteiligung von 50,7 Prozent. Insgesamt waren 2 426 Gondelsheimerinnen und Gondelsheimer wahlberechtigt. Die Frage, über die es zu entscheiden galt, lautete: „Sind Sie gegen den Verkauf einer Teilfläche des gemeindeeigenen Turnplatzes für den Bau eines stationären Pflegeheimes für Senioren?“ Mit „Nein“ stimmten 803 Personen, das sind 33,10 Prozent der Wahlberechtigten, und „Ja“ kreuzten 418 Frauen und Männer an, 17,2 Prozent der Wahlberechtigten. Zehn Stimmzettel waren ungültig.
Mit diesem Ergebnis wurde ein Beschluss des Gondelsheimer Gemeinderates quasi bestätigt. Wie berichtet, hatte sich der Rat im März dafür ausgesprochen, das brach liegende Gelände an einen Investor zu verkaufen. Dieser Investor will dort ein Pflegeheim für Senioren hochziehen. Doch vor allem der Gondelsheimer Turnverein wollte das Projekt verhindern und sammelte Unterschriften für einen Bürgerentscheid, um bei einer Ablehnung das Vorhaben auf dem Turnplatz zu kippen.
Doch eine große Mehrheit der Gondelsheimer, die gestern zur Wahl gingen, sieht das anders. Erleichtert über den Ausgang des Bürgerentscheids äußerte sich Bürgermeister Markus Rupp, der kurz vor 18.45 Uhr das Abstimmungsergebnis vor etwa 100 Interessierten in der Saalbachhalle bekannt gab. „Gondelsheim hat eine gute Wahl getroffen. Es ist ein repräsentatives Ergebnis. Mir war es besonders wichtig, dass der Bürgerentscheid deutlich entschieden wurde. Es ist nun klar, was die Gondelsheimer wollen“, sagte Rupp gegenüber den BNN. Es sei ein hartes und teilweise unschönes Gefecht gewesen. Ich gehe nun davon aus, dass die Kritiker die demokratischen Spielregeln beachten und das Ergebnis akzeptieren, meinte Rupp weiter.
Der Vorsitzende des Turnvereins, Manfred Boos, sagte gestern Abend: „Das Ergebnis ist so eindeutig, dass der Turnverein dieses Ergebnis so akzeptieren wird. Ich bin natürlich enttäuscht über den Wahlausgang, weil ich mir mehr Stimmen für die Belange des Turnvereins gewünscht hatte.“
Schon am späten Sonntagvormittag zeichnete sich eine relativ hohe Wahlbeteiligung ab. Es herrschte ein Kommen und Gehen in der Saalbachhalle, wo die Wähler ihre Stimme abgeben konnten. Vor der Halle bilden sich oft Grüppchen, um das heikle Thema zu diskutieren. Ein Ehepaar stimmt gegen den Verkauf. „Für eine solche Einrichtung gibt es einen alternativen Standort am Schlossbuckel. Darüber hat man in den letzten Wochen kein Wort verloren“, begründete der Gondelsheimer seine ablehnende Haltung. Über so manches schüttelt er nur den Kopf. „Streit um die beste Lösung finde ich gut, doch dieser muss auf sachlicher Ebene ablaufen. Diese Ebene hat man in Gondelsheim zuweilen verlassen“, fügte der Endfünfziger hinzu. Eine andere Gondelsheimerin hat genug von dem „ganzen Trubel“. „Ich finde es gut, dass sich die Leute, die das Pflegeheim auf dem Turnplatz nicht haben wollen, wehren. Aber man muss die Sache auch pragmatisch sehen. Es gibt ausreichend Sportmöglichkeiten, und dieser Platz wird seit Jahren nicht mehr richtig genutzt. Warum soll also dort kein Pflegeheim gebaut werden?“
Joachim Schulz
Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :
- Niethammer will Brettener OB werden - 1985
- Neue Prinzipien? - 1985
- Wohneigentum muss bezahlbar bleiben - 2001
