Widerstand gegen die Schließung

Federal Mogul:
Bretten. (gm) Zur drohenden Werksschließung bei Federal Mogul in Bretten fanden jetzt erste Gespräche zwischen dem Betriebsrat, der IG Metall und der Konzernleitung statt. Der Werksleitung wurden dabei „schwerste Führungsfehler" vorgeworfen.

Die Verlagerung nach Ungarn und damit der Verlust von 210 Arbeitsplätzen in der Melanchthonstadt stoße auch deswegen auf Widerstand, weil man dort, so der Betriebsrat, mittelfristig nicht in der Lage sei, die Aufgaben aus Bretten zu übernehmen. Die Situation in Kunsziget sei geprägt von extremer Fluktuation, instabilen Arbeitsabläufen und permanenten Qualitätsproblemen. „Trotz positiver Entwicklung soll der Standort Bretten zugunsten des hoch defizitären Werkes in Ungarn geschlossen werden", stellen IG Metall und Betriebsrat fest. Die Verantwortlichen hätten deutlich erklärt, dass die von Betriebsrat und Gewerkschaft angedachte Ausgliederung über einen Verkauf für sie nicht in Frage komme – der Betriebsrat wiederum sprach die seit der Übernahme 1999 „fehlende Eingliederung des Brettener Werkes in den Konzern" an.

Auch bei der Stadt verfolgt man die Federal Mogul Pläne mit Sorge. Aber, so Oberbürgermeister Paul Metzger, „unsere Möglichkeiten zur Einflussnahme sind eingeschränkt". Metzger verweist auf die positive geschäftliche Entwicklung am Brettener Standort („ Normalerweise denkt man da nicht an Schließung") und verweist auf die Schwierigkeiten, mit einer „weit weg agierenden Konzernleitung" zu verhandeln: „Das ist bei solchen konzerngesteuerten Betrieben nicht nur problematisch für den Betriebsrat, sondern auch für die Stadt".

Für das Stadtoberhaupt ist Federal Mogul gegenwärtig aber nicht das einzige Sorgenkind: „Wir führen auch mit weiteren Betrieben schwierige Gespräche. Ich hoffe, der Kelch geht an uns vorüber". Metzger betont auch mit Blick auf weitere Ansiedlungen, dass die Stadt seit Jahren ein besonderes Augenmerk auf verlässliche Partner lege – und sie finde. Probleme allein bei Konzernen zu sehen, hält er für bedenklich und verweist auf die guten Zusammenarbeit mit Bosch – Siemens: „Mich haben als Oberbürgermeister auch viele mittelständische Betriebe belastet". Insgesamt fordert Metzger einen verantwortungsvolleren Umgang mit Menschen ein: „ Es muss eine vernünftige und nachhaltige Kapitalwirtschaft stattfinden. Konzernpolitik darf sich nicht mehr nur am Aktienkurs orientieren".

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