Leserbrief : Monopole sind überall schlecht

Zum Leserbrief „Die Armut selbst ist der Skandal“ (BNN vom 26. Mai) erreichte uns diese Zuschrift:
Was Frau Biehl-Herzfeld in ihrem Leserbrief auf die Gründung des Vereins „Kraichgau Hilfe“ andeutet, ist in der Tat ein Skandal. Leider irrt sie sich aber, wenn sie in Bretten eine Konkurrenzsituation zwischen Diakonie, Caritas und DRK und der Kraichgau Hilfe sieht.
Ende 2005 initiierte Herr Zeuch das Treffen mit den großen drei – mit dem Ziel, in Bretten eine Tafel einzurichten. Wenn kurz darauf Diakonie, Caritas und DRK einen Tafelladen in Bretten errichten wollen, ist dies doch wohl ein Ideenklau. Warum sind diese großen, seit Jahrzehnten im sozialen Bereich engagierten Organisationen nicht selbst auf diese Idee gekommen? Soll die private Initiative jetzt ihre Arbeit einstellen, weil die drei großen plötzlich auf der Bildfläche erscheinen, die – anders als die Idee der Tafel – Lebensmittelspenden verbilligt verkaufen wollen?

Überall in der Gesellschaft wird privates Engagement gefordert. Warum stört denn dann dieser kleine Verein auf einmal, wenn die Mitglieder ihre ehrenamtliche Tätigkeit, die sie seit Jahren ausüben, in einem Verein organisieren wollen? Wie enttäuscht müssen diese Freiwilligen sein, wenn man ihre jahrelangen Bemühungen kurzerhand so diskreditiert!
Und noch etwas zu dem „Verteilungskampf um den Kuchen der Wohltätigkeit“: Dieser Verteilungskampf entstand erst durch das Auftreten von Diakonie, Caritas und Rotem Kreuz. Die Händler haben sich nämlich schon längst entschieden – und überlassen den Aktiven der „Kraichgau Hilfe“ seit zwei Jahren ihre Lebensmittel. Wenn jetzt ein Konkurrenzkampf entsteht, so haben doch diejenigen dies zu verantworten, die mit einem anderen Konzept nach Jahren in Bretten starten wollen.

Und noch ein Punkt, der sich mir bei dem Leserbrief aufdrängt: Soll hier ein Monopol im sozialen Bereich aufgebaut werden – oder existiert dies vielleicht schon? Es kann doch nicht sein, dass ein kleiner Verein sein soziales Engagement aufgeben muss, nur weil hier personell und finanziell gut ausgestattete Organisationen eine Idee von anderer Seite übernehmen. Monopole sind überall schlecht, auch im sozialen Bereich!
Warum können Diakonie, Caritas und Rotes Kreuz ihre Vorstellungen eines Tafelladens nicht dahingehend ändern, dass sie die gespendeten Lebensmittel kostenlos abgeben, wie dies der ursprünglichen Idee der Tafel entspricht? Und dann wäre zu fragen, wer denn hier einen „Skandal der Eitelkeiten“ heraufbeschwört. Ist es die „Kraichgau Hilfe“, die ihre Arbeit weiter verrichten möchte, oder sind es die „Caritativen“ Organisationen, die auf einen fahrenden Zug aufspringen möchten?

Bernd Stolz
Hessenstraße 1
Kürnbach

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