Leserbrief : Die Armut selbst ist der Skandal

Zum Artikel „Jetzt müssen die Händler entscheiden“ erreichte uns diese Leserzuschrift:
Nun gibt es sie also gleich doppelt – die Hilfe für Bedürftige – einmal als Tafelladen von DRK, Caritas und Diakonie als Verkauf zu niedrigem Preis und einmal als unentgeltliche Abgabe von Lebensmitteln durch den Verein „Kraichgau Hilfe“. Nicht nur die Brettener Lebensmittelhändler werden sich wundern. Wird es ein Gerangel geben um die im Handel nicht mehr benötigten Lebensmittel? Ist dies auch ein Verteilungskampf um den „Kuchen der Wohltätigkeit“, von dem jeder gerne ein Stück für sich in Anspruch nehmen möchte?
Dennoch bleibt ein Zweispalt: Die Armut selbst ist der Skandal. Es ist ein Skandal, dass in unserem Land soziale Einschnitte erfolgen, die mehr und mehr Menschen die Grundlagen entziehen, sich eigenständig zu versorgen.

Einfache Lösungen gibt es nicht. Arbeit schaffen und langfristig finanzieren wird im Brettener Diakonieladen seit Jahren praktiziert – die nachhaltige Perspektive. Bedürftige mit kostenlosem Lieferservice in ihrer Isolation und Scham belassen ist ein gänzlich anderer Weg – kurzfristig und emotional wirkungsvoll.
Gewiss: Wer nichts tut, muss sich hinterfragen lassen. Aber wer etwas tut, übernimmt eben auch Verantwortung. Es wäre das deutlichere Zeichen von Verantwortung gewesen, wenn sich die privat Engagierten mit den zum Teil seit über einhundert Jahren im Sozialen kompetenten Diakonie/Caritas sowie DRK zusammengefunden hätten.
Die Konkurrenzsituation ist jetzt nur noch durch regionale oder inhaltliche Arbeitsteilung zu verhindern. Das wäre zu wünschen, sonst käme zu dem Skandal der Armut noch der Skandal der Eitelkeiten.

Jutta Biehl-Herzfeld
Alexander Herzfeld
zum Rechberg 11
Bretten

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

• Fehlendes Straßenstück für Autobahnanschluß - 1998
• Wir wollen endlich wieder ruhig schlafen - 2004
• Forsthaus bleibt weiter eine Belastung - 2007