Leserbrief : Die Brettener sind im Allgemeinen listig

Wie schön hatten doch einst die wehrhaften Brettener mit einer gehörigen Portion List die Belagerung gemeistert – das Brettener Hundle ist das Symbol von Standhaftigkeit und Schläue.
Die Belagerung durch PKWs und vornehmlich mautflüchtigen LKWs kann Bretten nicht meistern. Es sind jene LKWs die den Staat um Geld prellen und dafür noch die Gemeinden, die Ruhe der Bürger, deren Lungen und Straßen ruinieren. Es sind jene LKWs, für die Bretten nur Durchgangsstation ist.
Anstatt diese Belagerer mit Kanonen zu vertreiben, überlegt man sich wie man die Stadttore noch effizienter öffnen kann. Da ist vom vierspurigen Ausbau der Bundesstraße die Rede, oder von teuren Neubauten im Südwesten – als ob mein Schlaf als Anwohner der B35 nicht schon eh’ ruiniert wäre.

Nicht Bretten hat das hoffentlich bald kommende Nachtfahrverbot durchgesetzt. Es war der Bürgermeister von Bruchsal! Oder waren wir auch daran beteiligt und ich habe verpasst, dies zu erfahren? Und in Pfinztal hatte sich eine Bürgerfront gegen den LKW-Terror formiert, und es sind die Weingartener, die ebenfalls ein Nachtfahrverbot gegen 17.000 LKWs beim Innenministerium einreichen.

Wenn das Nachtfahrverbot auf der B35 bis hin nach Bretten tatsächlich kommt und wirkt, dann wäre das ein großer Schritt. Wenigstens acht Stunden Ruhe, acht Stunden weniger Ruß. Was für ein leichter, unkomplizierter und schneller Schritt. Besser als jedes zeitaufwendige Planen neuer Trassen, für die gar kein Geld da ist. Die neu geteerte Straße nach Karlsruhe wird langsam schon wieder eingedrückt – zeigt man das den Steuerzahlern? Ein LKW schädigt die Straße samt Untergrund 50000 bis 100000 mal mehr als ein PKW.

In Berghausen stand ein Schild im Vorgarten, mit der Aufschrift „Mautpreller zurück auf die Autobahn“, bis es ein wütender LKW-Fahrer zerstörte. In Bretten steht so ein Schild nicht. Bretten denkt nur über Straßenneubau nach, nach dem Motto „so mache ich es den LKWs bequem“.
Es gibt genug rechtliche Regularien auf kommunaler Ebene auch ohne Mautpflicht oder Beeinträchtigung des regionalen Lieferverkehrs. Man kann Schilder aufstellen, Durchfahrtverbote erwirken, man kann Nachtfahrverbote erlassen. Das Instrumentarium wäre da. Wo sind die unbürokratischen Lösungen, die man neuerdings so gerne im Rathaus feiert?

Die Brettener sind im allgemeinen listig, lassen sich nicht alles gefallen, der Rüdtwald wurde bis über die Grenzen des Landes bekannt, ein weiterer Mobilfunkmast bekommt gehörig Widerspruch. Beim Straßenverkehr sieht das schon anders aus wie in Schreckstarre. Die Diskussion wird hier erst lebhaft, wenn die neue Trasse am eigenen Vorgarten vorbei geht. Was soll ich da sagen, bei 35.000 PKWs und LKWs auf der B35?!
Früher gab es dicke Stadtmauern, die einen geschützt haben. Heute sind wir völlig machtlos, ertrinken im Stau und im Lärm, alles ist offen. Und wir warten darauf, dass wir als PKW-Fahrer auch noch Maut zahlen dürfen. Dann zahle ich für die Autobahn und auf dem Weg dorthin habe ich zehn 40-Tonner vor mir, die nichts zahlen. Alles läuft schief. Man kriegt nichts mehr richtig geregelt.

Es ist ja nicht der Lärm unserer Händler und Gaukler auf dem Marktplatz, es ist der Lärm vom ohne Rast durchfahrenden Speditionsvolk, das ein paar Euro sparen will und uns dafür auch noch die Stadt stiehlt. Die Lebensqualität in Bretten war in den letzten fünfhundert Jahren noch nie so schlecht wie heute – die Pest mitgerechnet!

Dr. Helfried Urban
75015 Bretten

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