Da zählt nur das Geld, nicht der Mensch

Belegschaft der Firma Federal Mogul befürchtet Schließung des Brettener Werks
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Die Zukunft der Firma Federal Mogul Sealing Systems ist weiterhin sehr ungewiss: „Wir haben mündlich bereits deutliche Signale erhalten, dass unser Werk in Bretten sehr wahrscheinlich geschlossen werden soll“, erklärt Betriebsrats-Vorsitzender Özkan Cengiz. Eine schriftliche Aussage von Seiten der Geschäftsführung der FM Sealing Gruppe in Wiesbaden gebe es jedoch bislang nicht, klagt der Vertreter der rund 210 Mitarbeiter des Werks Bretten. „Die Ungewissheit, wie es weiter geht, ist das Schlimmste.“
In enger Zusammenarbeit mit der Industriegewerkschaft Metall (IGM) Bruchsal hat der Betriebsrat nun einen Aktionsplan erarbeitet. Dazu zählt zunächst ein Gespräch mit dem Brettener Oberbürgermeister am kommenden Montag. Einbezogen werden sollen auch die evangelischen und katholischen Arbeitnehmerschaften sowie die Bundes- und Landtagsabgeordneten der Region.
„Wir müssen gemeinsam für den Standort Bretten kämpfen“, gibt sich Eberhard Schneider, Erster Bevollmächtigter der IGM, kämpferisch.
Für den langjährigen Gewerkschaftsfunktionär ist es „schwer nachvollziehbar“, warum es Bretten treffen soll: Es gebe „kaum noch Reklamationen“ von Seiten der Kunden, keine finanziellen Rückstände, einen deutlich verringerten Ausschuss, derzeit rund 460 Produkt-Anfragen von Kunden und ein fast ausgeglichenes Betriebsergebnis. Damit Letzteres ausgeglichen werden könne, habe die Gewerkschaft sogar angeboten, „mit tarifvertraglichen Regelungen dieses Loch zu stopfen“.
Beispielsweise vorstellbar seien längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich. So habe man beispielsweise bereits die Standorte Bretten und Oberderdingen der Firmen Neff und E.G.O. gesichert, sagt Schneider. „Aber so etwas ist immer auch eine Sache des Vertrauens – und das haben wir hier nicht.“
Alle bisherigen Bemühungen scheinen vergebens gewesen zu sein, sind sich Gewerkschaftler und Betriebsräte einig. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, erklärt Betriebsrats-Chef Cengiz, „aber die Geschäftsleitung der Holding hat uns veräppelt und über den Tisch gezogen“. Noch 2003 habe es bei einer Betriebsvereinbarung geheißen, dass es Ziel sei, „langfristig den Produktions- und Entwicklungsstandort Bretten zu halten. Aber das gilt anscheinend nicht mehr. Hier zählt nur das Geld und nicht der Mensch.“
Weder die Geschäftsleitung der FM Sealing Gruppe in Wiesbaden noch die der Federal Mogul Corporation in Southfield, Michigan, wollten sich gegenüber den BNN äußern.

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