Viele Sportler fahren mit dem Auto zum Training

Zunehmender Freizeitverkehr wird zum Problem / Laufen und Radeln sind die beliebtesten Sportarten im Land
Von unserem Redaktionsmitglied Rainer R. Günther

Stuttgart. Überraschende Ergebnisse hat eine Studie zum Thema „Mobilität und Sport“ gebracht. Aufs Jahr gerechnet, werden von den Sportaktiven im Südwesten über fünf Milliarden Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. Das Innenministerium will daher Handlungskonzepte gegen den wachsenden Sportverkehr entwickeln.
In Baden-Württemberg, wo nach einer bundesweit ersten Studie zum Thema „Mobilität und Sport“ über sechs Millionen Personen sportlich aktiv sind, gibt es ein neues „Problemfeld“ – den wachsenden Sportverkehr. Eine Befragung von über 1100 Personen hat gezeigt, dass 44 Prozent der Aktiven mit dem Pkw meist allein zum Training fahren. Nur vier Prozent nutzen öffentliche Verkehrsmittel und 52 Prozent fahren auf kurze Distanzen mit dem Fahrrad oder gehen zu Fuß. Grund für die umfangreiche Studie, die das Institut für Verkehr und Umwelt in Zusammenarbeit mit dem Landessportverband im Auftrag des Verkehrsministeriums erarbeitet hat, war die Tatsache, dass immer mehr Menschen Sport treiben und deswegen der Verkehr von Sportlern und Besuchern von Sportveranstaltungen stark zunimmt.

„Die Dimensionen des sportinduzierten Verkehrs sind enorm“, äußerte Rainer Hipp, Hauptgeschäftsführer des Landessportver-bandes. Der Chef des Stuttgarter Instituts für Verkehr und Umwelt, Professor Günther Sa-bow, fand heraus, dass Jogging/Walking (17,7 Prozent) die beliebteste Sportart ist, gefolgt von Radsport (17,6 Prozent), Schwimmen (13,3Prozent) und Fitness (8,7 Prozent). Der Sport werde jedoch immer mehr zum „Verkehrserzeuger“, meinte der Professor. Pro Jahr legten die Aktiven mit dem Pkw l 200 Kilometer, die ÖPNV-Nutzer 700 Kilometer und die Radfahrer und Fußgänger 80 Kilometer zurück, um ihrem Sport frönen zu können. Wie belastend sich der Sportverkehr auf Klima und Umweltschutz auswirkt, belegt die Pkw-Jahresfahr-leistung der Sportler – insgesamt sind es 5,58 Milliarden Kilometer. Der Treibstoffverbrauch liegt im Sportverkehr schon bei über 474 Millionen Liter, der Kohlendioxid-Ausstoß beträgt über 900 000 Tonnen.

Rechnet man die Sportveranstaltungen und die Kindertransporte zur Trainingsstätte hinzu, beläuft sich die Jahresfahrleistung des gesamten Sportverkehrs sogar auf 8,2 Milliarden Kilometer. Bei einer „Erkenntnisgewinnung“ dürfe es daher nicht bleiben, meinte Verkehrsstaatssekretär Rudolf Köberle. Gemeinsam mit den 12 000 Sportvereinen will das Innenministerium die Sportbegeisterten jetzt für eine „bewusste Mobilität“ sensibilisieren. Warum die Sportler meist mit dem Pkw zum Training fahren, hat Professor Günther Sabow genauer untersucht: „Viele bevorzugen das Auto aus Bequemlichkeit, Flexibilität, Gewohnheit, Unabhängigkeit und Zeitersparnis.“ Allerdings fehlten – vor allem im ländlichen Raum -oft auch Angebote der öffentlichen Verkehrssysteme.

Um die sportbedingten Belastungen für Verkehr und Umwelt zu begrenzen, soll ein Bewusstseinswandel herbeigeführt werden. Empfohlen wird zum Beispiel, „Fitness und Sportlichkeit effizienter anzugehen – und vor der Haustür mit dem Sport zu beginnen.“

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