Abholzen oder nicht: In Bretten gibt’s Streit um 22 Hektar Wald

19.11.2005 Bretten Es ist ein sonniger Sonntagmorgen Anfang November. Der Rüdtwald bei Bretten ist von Sonnenlicht durchflutet, die Strahlen werfen ein glänzendes Licht zwischen die Bäume. Spaziergänger und Nordic Walker sind unterwegs. Plötzlich rufen sie in die Stille hinein: „Erhaltet uns den Rüdtwald. Wir brauchen ihn.” Das hört sich beinahe wie ein Hilferuf an. Der Grund dafür: Ein Teil des Walds soll abgeholzt werden, damit ein bereits bestehendes Gewerbegebiet erweitert werden kann.

Seit Jahren wird in der Melanchthonstadt heftig über die Abholzung diskutiert. Die Rollen sind dabei klar verteilt: Umwelt- und Naturschützer haben etwa 6000 Unterschriften für den Erhalt des Walds gesammelt. Oberbürgermeister Paul Metzger (CDU) und eine große Koalition aus CDU- und SPD-Räten im Gemeinderat von Bretten sind für die Erweiterung des Gewerbegebiets.

Wenn Gerhard Dittes über den Rüdtwald im Teilort Gölshausen spricht, dann kann er dabei durchaus deutlich werden. Der Sprecher des Bürgerarbeitskreises Bretten, der sich seit Jahren für den Erhalt des Walds einsetzt, geht mit den Plänen der Stadträte hart ins Gericht: „Eine Abholzung ist ökonomischer und ökologischer Unsinn”, sagt er. Ökonomischer Unsinn deshalb, weil es seiner Ansicht nach ausreichend Gewerbeflächen in Bretten und Umgebung gibt. Zudem koste die Erschließung mehrere Millionen Euro. „Und das für die Erweiterung eines Gewerbegebiets, in dessen erstem Bauabschnitt schon einige Firmen in die Insolvenz gegangen sind”, Dittes zeigt auf leer stehende Bürokomplexe, brachliegende Flächen gebe es zudem. Ökologischer Unsinn sei die Abholzung, weil in dem Mischwald seltene Arten gesichtet wurden, die auf der roten Liste der Europäischen Union stehen.

Für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung Bretten wirken die Aktivitäten von Dittes und seinen Mitstreitern wie ein rotes Tuch. Und so ist es nicht verwunderlich, dass sie die Sachlage anders bewerten. „Die Aufgeregtheiten können nur diejenigen verstehen, die reine Naturschutzpolitik betreiben”, sagt etwa der Oberbürgermeister. Er dagegen habe das gesamte Bretten im Blick. „Was glauben sie, wie groß das Geschrei in der Stadt ist, wenn ich Gelder für eine Ganztagesschule streichen muss”, stellt er einen Zusammenhang zwischen Wirtschaftskraft und Investitionen in Bildung her.

Mit welchen weiteren Argumenten Naturschützer und Politiker ihre jeweilige Position verteidigen, lesen Sie in bwWoche Nr. 45 vom 21. November 2005.

disch
19.11.2005

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Rüdtwald abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert