Leserbrief : Anderes Rechenmodell für Haus Regenbogen nötig

Zum Artikel „Eltern sehen höheren Bedarf an Ganztagsbetreuung“ (BNN vom 23. Juni):
Am 21. Juni riefen Brettener Eltern, deren Kinder die 1992 gegründete pädagogische Einrichtung Haus Regenbogen besuchen, zu einer nicht ganz alltäglichen Aktion auf: Wir gehen geschlossen zur öffentlichen Gemeinderatssitzung, um auf eine dramatische und die Institution bedrohende Kürzung der städtischen Zuschüsse aufmerksam zu machen.
Auch wenn es ihnen dort nicht gelang, ein die Finanznot erleichterndes Angebot zu erzielen, wurde der Finger in die offene Wunde der gesamten Planungsfrage gelegt: die unbefriedigende Erstellung der Bedarfsberechnung dieses Kindergartens. Doch genau dabei entstanden unzählige Fallstricke in der Kommunikation, und die hohe Emotionalität, mit der die Eltern in die ihnen natürlicherweise zutiefst im Herzen brennende Angelegenheit verflochten waren, verwandelte sich zunehmends in Formen der Angespanntheit, die einen einvernehmlichen Dialog in Frage stellten. Dies ist ausgesprochen bedauerlich, da es ein besonders hohes Gut zu verhandeln galt: das ganzheitliche Erziehungsangebot von Kindern ab dem ersten Lebensjahr bis zur Schulzeit, welches im Haus Regenbogen sehr flexibel gestaltete Wahlmöglichkeiten der Betreuungszeiten bis hin zur Ganztagsbetreuung vorsieht.

Selbstverständlich sind damit Güter benannt, die in sich Unvergleichliches einschließen: zum einen das spezifische Erziehungsangebot der Ganzheitlichkeit, das sich an der Waldorfpädagogik orientiert, und zum anderen die formalen Strukturen, welche die Öffnungszeiten und das Alter der Kinder erfassen. Es ist kein Wunder, dass sich die Eltern unter dem Druck finanzieller Bedrohung fast ausschließlich auf die leicht objektivierbaren Sachverhalte von Öffnungszeiten und Alter bezogen. Hierin liegen nämlich die großen Leistungen des Hauses Regenbogen für die Berufstätigkeit von Müttern oder allein Erziehenden sowie aller Familien, in denen Arbeitszeit samt Fortbildungen besondere tageszeitliche Dynamiken verlangt.
Es ist müßig, die Nähe oder Ferne zur Waldorfpädagogik herauszustellen, befindet sich diese ohnehin in vielfältigen dynamischen Prozessen und ist an der derzeitigen Neuorientierung von Pädagogik insgesamt stark und erfolgreich beteiligt. Begrüßens- und besonders verteidigenswert bleibt der Erhalt des Hauses Regenbogen auf jeden Fall, da es zur Offenheit und zum Ausdruck des kulturellen Geistes dieser „Schulstadt“ beiträgt.

Um den Finanzen dieser pädagogischen Einrichtung gerecht zu werden, bedarf es jedoch möglicherweise eines anderen Rechenmodells als einer auf die Kinderzahl hin zugeordneten Bilanzierung. Der Oberbürgermeister hat auf die gewisse Eigengesetzlichkeit dieser pädagogischen Einrichtung verwiesen; sicherlich gehört es zu den schwierigen Hausaufgaben der Elternschaft, hier Entscheidendes in der Gestaltung der Finanzen zu tun, und zwar sowohl der selbst zu tragenden als auch der von der Stadt erbetenen, für deren bisheriges Engagement der Kindergarten sehr dankbar bleibt. Gelingt es, hierüber in einen neuen Dialog einzutreten? Er würde ausgezeichnet zu den offiziellen Tugenden der Melanchthonstadt Bretten passen.

Dr. Barbara Keller-Dall’Asta
Promenadenweg 15
Bretten

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