Zur geplanten Beteiligung der Stadtwerke Bretten an einem Kraftwerkprojekt:
Von ihrem Aufsichtsrat wurde einstimmig beschlossen, sich an der Gründung einer Beteiligungsgesellschaft mit 40 kommunalen Stromversorgern zur Errichtung und Betreibung eines Großkraftwerks zu beteiligen. Man will 2,5 bis 3 Mio. Euro in dieses Vorhaben investieren. Vor einer endgültigen Entscheidung sollen die Wirtschaftlichkeit untersucht und die Chancen und Risiken sorgfältig abgewogen werden.
Der Wirtschaftsminister in Stuttgart sieht allerdings ein Problem: Die Verantwortlichen baden-württembergischer Stadtwerke seien bislang nicht in der Lage gewesen, gemeinsam so viel Leistung nachzufragen, dass der Bau eines neuen Kraftwerks sich gelohnt hätte. Er warnt davor, sich Illusionen über die Machbarkeit eines solchen Projekts zu machen.
Bisher müssen die Stadtwerke Bretten ihre „Kraichgau-Energie“ fast vollständig von Dritten einkaufen. „Strompreise werden steigen …wir bekommen die teurere Energie aus neuen Kraftwerken angeboten“, erklärt ihr Geschäftsführer. Diese Erklärung behält nur dann ihre Gültigkeit, wenn man sie auf das Netzgebiet der Stadtwerke Bretten bezieht. Bei einem anderen Netzbetreiber können je nach Vertragsgestaltung entweder der Kunde oder der Stromlieferant weniger Netznutzungsentgelt an den Netzbetreiber bezahlen. Hier handelt es sich dann um einen Preisvorteil, wenn Netznutzungsentgelt und Strompreis niedriger sind als der Strompreis im eigenen Netzgebiet.
Das zeigt sich beispielsweise beim Mannheimer Strom- und Gasversorger MVV Energie: Er will mit dem Abbau von 200 der knapp 1800 Arbeitsplätze in der Mannheimer Konzernverwaltung und Einsparungen bei den Verwaltungskosten seine Ausgaben bis Ende 2008 um bis zu 28 Mio. Euro pro Jahr senken. Grund für das Sparprogramm sei der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im liberalisierten Strommarkt. Die Gewinnmargen gerieten durch sinkende Netznutzungsentgelte unter Druck! Dies teilt das Unternehmen am 05.04.05 mit.
Es bleibt nun den Kunden von „Kraichgau-Energie“ sowie den kritischen Lesern des BNN- Berichts überlassen, welche Aussagen in sich schlüssig und nachvollziehbar sind. Vielleicht wäre es hilfreich, von den Stadtwerken vollständigere Informationen zu bekommen. So etwas würde jedoch zwangsläufig eine größere geistige Anstrengung erforderlich machen. Gefragt wäre der Vorsitzende des Stadtwerke-Aufsichtsrats, im Hauptberuf Oberbürgermeister von Bretten
Der politische Aspekt liegt darin, dass für das Geschäftsjahr 2003 von den Stadtwerken für Strom 812.438 Euro an Konzessionsabgabe entrichtet und dazu noch der – nach Urteil von Fachleuten, für diese Betriebsgröße – äußerst bescheidene Jahresgewinn von 307.408 Euro an die Stadt Bretten abgeführt werden mussten. Selbst die Zinsbelastung war mehr als doppelt so hoch – nämlich 753.000 Euro. Spätestens jetzt weiß der Leser, warum man billigeren Strom einkaufen will.
Sicherlich nicht, um die Strompreise zu senken bzw. sie stabil zu halten.
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Franz Cizerle
Fichteweg 8
Bretten