Im vorigen Jahr hat Bretten 750 Jahre seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadtrechte und 500 Jahre Peter-und-Paul-Fest gefeiert. Wie wichtig ist in Bretten die Geschichte?
OB Metzger: Historisches Bewusstsein ist keine Brettener Spezialität. Denn eine Stadt bezieht ihre Kraft wie ein Baum gleichermaßen aus ihren Wurzeln und den jungen Trieben: Man muss wissen, woher man kommt, um zu wissen, wohin man geht. Darum sind Jubiläen ein Markstein, aber kein Selbstzweck. Bretten ist eine alte Stadt; sie wurde vor mehr als 12 Jahrhunderten erstmals urkundlich erwähnt. Sie war kurpfälzisches Oberamt und badisches Bezirksamt. Seit 1504 hat die Grenzlage zwischen gegensätzlichen politischen Interessenssphären die Entwicklung gehemmt ohne sie zu stoppen: Die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung machte die Stadt im 20. Jahrhundert zu einem Zentrum der Weißwaren-Herstellung in Deutschland. Die historischen Bindungen in der Raumschaft wurden übrigens durch die Grenzlage nie völlig gekappt; sie wirken bis heute. Bretten hat als Große Kreisstadt und Mittelzentrum starke Verflechtungen auch in Richtung jener Orte, die früher zum kurpfälzischen Einflussbereich gehörten oder benachbart im Enzkreis liegen.
Aber gerade in diesem Zusammenhang wird Bretten auch kritisch betrachtet: Bretten „ monopolisiere“ die ansiedlungsbereiten Firmen und lasse dem Umland wenig übrig…
OB Metzger: Es wäre wirtschaftspolitische Kurzsichtigkeit, benachbarten Kommunen keine zusätzlichen Arbeitsplätze zu gönnen. Ökonomische Stärke nutzt der ganzen Region, egal ob die neuen Arbeitsplätze in Gondelsheim, Oberderdingen, Knittlingen oder Bretten entstehen. Das gibt mehr Kaufkraft, ermöglicht infrastrukturelle Entwicklungen. Natürlich haben wir als Mittelzentrum eine Magnetwirkung, die sich auch auf die Ansiedlungsbereitschaft von Firmen auswirkt; ganz abgesehen davon, dass wir neben guten Neuansiedlungen in den letzen Jahren vor allem Expansionswünsche Brettener Betriebe befriedigt haben.
Sie würden also einem interkommunalen Gewerbegebiet zustimmen?
OB Metzger: Selbstverständlich wenn wir an der Wahl, Planung und Nutzung beteiligt sind. Schließlich haben wir auf diesem Gebiet eine unbestrittene Kompetenz. Mich stört wenn zum Beispiel im Zusammenhang mit der Erweiterung des Industriegebietes Gölshausen in den Rüdtwald hinein manche Kritiker so tun, als wollten wir aus reinem Spaß 20 Hektar Wald „abholzen“. Mit der Erweiterung wollen müssen! wir den unbestritten eigenen Bedarf stillen, der besteht, um die hohen Kosten der Infrastruktur als Mittelzentrum (Schulen u.a.) und um die Belastungen als Flächenstadt gegenfinanzieren zu können.
Bretten hat dafür sein eigenes Industriegebiet für Kernstadt und neun Stadtteile in Gölshausen konzentriert und quasi ein interkommunales Gebiet geschaffen. Dadurch wurde viel Fläche eingespart, die Landschaft um die Brettener Stadtteile von Gewerbeflächen freigehalten und durch Reaktivierung der alten Industrielage in Bretten (32 Hektar) ein zusätzlicher Beitrag für den Umweltschutz geleistet. Ich kann im Übrigen Investoren nicht zwingen, irgendwohin zu gehen, wohin sie -aus welchen Gründen auch immer -nicht gehen wollen. Dann bleiben sie nämlich ganz weg und unsere Region hat gar nichts…
Aber warum wollen ansiedlungsbereite Firmen unbedingt nach Bretten?
OB Metzger: Das müssen Sie natürlich die Inhaber und Geschäftsführer selber fragen. Hilfreich sind unsere kurzen Entscheidungswege. Wir sind für Planung und Baugenehmigung zuständig und verfügten bisher über maßgerechte Grundstücke. Hinzu kommen natürlich eine ganze Reihe wichtiger „weicher Stadtortfaktoren“: Bretten ist in der Tradition Melanchthons eine Schulstadt für ein Umland mit rund 80 000 Einwohnern: Bei uns sind praktisch alle Schultypen vertreten – von den Grundschulen bis zu den Gymnasien; ab 2005 auch einem technischen Gymnasium.
Positiv entwickelt hat sich auch das Europäische Studienzentrum der University of Southern Queensland/Australien“, an dem zur Zeit über 250 Studenten aus ganz Europa eingeschrieben sind, um einen Abschluss als Bachelor, Master oder sogar als Doktor zu erreichen. Demnächst kann ich die erste Promotionsurkunde überreichen. Dies schafft Bindungen und wirtschaftlich positive Trends in die Zukunft.
Positiv wirkt sich nach wie vor die seit 1992 eingeführte Stadtbahn bei Neuansiedlungen aus.
Bretten macht ja zurzeit Schlagzeilen mit neuen großflächigen Einkaufszentren…
OB Metzger:… das ist eine Frage der Definition. Wenn ich die Entwicklungen in Karlsruhe, Pforzheim und Bruchsal betrachte, würde ich für Bretten höchstens von adäquaten Einkaufsflächen sprechen. Tatsache ist, dass wir bei konstant steigender Kaufkraft eine konstant sinkende Kaufkraftbindung haben, die nicht mal die gesamte in Bretten vorhandene Kaufkraft abschöpft. Wir können jedenfalls nicht die Hände in den Schoß legen und warten, bis die Schere zwischen Kaufkraft und deren Bindung so weit auseinanderklafft, dass die Kluft irreversibel wird. Ich freue mich jedenfalls, dass um die Stadtbahnhaltestelle Mitte dank privater Investoren und Mittelständler ein neues Handels- und Dienstleistungs-Zentrum entsteht, das Bretten als Mittelzentrum stärken und die Angebotspalette für die Verbraucher stabilisieren und verbreitern wird.
Also ist in Bretten „alles in Butter“?
OB Metzger: Schön war’s! Aber die Haushaltslage fast aller Kommunen ist desolat. Was mich dabei besonders ärgert ist, dass wir hier vor Ort unsere Hausaufgaben gemacht haben, aber der größte Teil dessen, was wir erwirtschaften, von Land und Bund und über die Kreisumlage abgeschöpft wird. Wir sind überreguliert und erstarren in Bürokratie. So kann Deutschland im Wettbewerb der Staaten nicht punkten! Da muss die „große Politik“ das Ruder endlich herumreißen.
Und wie sehen Sie die Zukunft der Stadt, wenn die bundespolitischen Rahmenbedingungen sich zum Positiven wenden?
OB Metzger: Optimistisch! Die Zukunft Brettens hängt von der Fähigkeit ab, auf die globalen Herausforderungen
im wirtschaftlichen und sozialen Bereich eine Antwort mit Entwicklungsperspektiven zu geben. Ich bin überzeugt, dass wir uns dabei auf einem erfolgversprechenden Weg befinden: Bretten hat bei Investoren einen guten Ruf. Bretten betreibt ein nachhaltiges Flächenmanagement, das die Neuansiedlungen und Erweiterung bestehender Betriebe fördert und gleichzeitig Möglichkeiten zur Schaffung von neuem Wohnraum bietet. Bretten verbessert laufend seine Verkehrsinfrastruktur und wurde mit dem Pilotprojekt „Stadtbahn“ 1992 zum Beispiel für die ganze Region, aber auch für Ballungszentren weltweit. All das wäre ohne einen Gemeinderat, der gleichermaßen Augenmaß und Visionskraft besitzt nicht möglich. Schließlich aber nicht zuletzt möchte ich auch meinen Mitbürgern ein Lob aussprechen: Sie können Nötiges von Wünschenswertem trennen und akzeptieren Sachargumente. Ihnen allen möchte ich danken.
Gerade mal 2 Jahre später und wir wissen was von den Ausführungen des Herrn Metzger zur interkommunalen Zusammenarbeit zu halten ist : nichts! Der Ruf Bretten’s ist im übrigen durch das Verfahren Rüdtwald, vor allem durch die an den Tag gelegte Ignoranz und Bürgerfeindlichkeit, landesweit beschädigt worden. Die Presse hat und wird weiter über den Rüdtwald berichten, er wird zu einem Präzedenzfall werden.
Interkommunale Zusammenarbeit Ja,aber….Nur zu den Bedingungen des OB Metzger aus Bretten. Zusammenarbeit bedeutet, er wählt aus, er plant, er nutzt, er kassiert die Gewerbesteuer, denn er ist „kompetent“. Bemerkt unser Stadtoberhaupt eigentlich nicht, dass er sich mit seiner Ausdrucksweise immer mehr entlarvt ? Wir empfehlen zu dem Heer von Gutachtern und Beratern die sich die Stadt Bretten leistet, noch die Beratung durch einen Medienberater.