Bestmögliches Ergebnis einer gründlichen Abwägung

Planungsausschuss des Regionalverbands zur Erweiterung des Industriegebiets Gölshausen in den Rüdtwald
Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier

Bretten-Gölshausen. Am 13. Juli wird die Versammlung des Regionalverbands Mittlerer Oberrhein darüber entscheiden, ob die Stadt Bretten ihr Industriegebiet Gölshausen in den Rüdtwald hinein erweitern darf. „Die Änderung des Regionalplans ist die Voraussetzung für alle weiteren Genehmigungen in diesem Zusammenhang“, erläutert Oberbürgermeister Paul Metzger.
Eine Grundlage für die Entscheidung des Regionalverbands hat jetzt dessen Planungsausschuss geliefert. Er bestätigte bei seiner Sitzung am Mittwoch in Karlsruhe die von der Stadt Bretten vorgesehene Erweiterungsfläche innerhalb des Waldes.
Sie war die Alternative Nummer eins von drei Varianten, die in einem speziellen Umweltbericht nach den zu erwartenden ökologischen Auswirkungen bewertet worden sind.
Alternative zwei, ebenfalls im Wald gelegen, aber in einem abschüssigen Bereich, wurde von vornherein als ungeeignet ausgeschieden. Dagegen schrieb man der 22 Hektar großen Alternative Nummer drei, halb in dem westlichen Waldzipfel gelegen, halb auf freier Fläche oberhalb des Industriegebiets, durchaus ökologische Vorteile zu. Andererseits hätte diese Lösung das Landschaftsbild stärker beeinträchtigt, zudem wäre die tatsächlich nutzbare Fläche wesentlich geringer gewesen. Bei Alternative eins bleiben nach der Erschließung von 23,5 Hektar netto 21,2 Hektar für die gewerblich-industrielle Nutzung übrig, bei Alternative drei wären es nur 14,7 Hektar gewesen.

„Trotz des höheren Verlustes an wertvollem Wald erscheint unter dem Aspekt des flächensparenden Umgangs mit dem Freiraum die Alternative eins raumordnerisch eher vertretbar“, heißt es in der Begründung des Regionalverbands. Verbandsdirektor Gerd Hager spricht im Zusammenhang mit dieser Gebietsausweitung von einer schwierigen regionalplanerischen Entscheidung. Einerseits müssten die Kommunen weiterhin in der Lage sein, auf ihrer Gemarkung Arbeitsplätze zu schaffen. Andererseits werden durch die Ausweisung von Entwicklungsflächen für Gewerbe und Industrie Natur und Landschaft beeinträchtigt.
Die vom Planungsausschuss favorisierte Erweiterungsvariante für das Industriegebiet Gölshausen sei das bestmögliche Ergebnis einer gründlichen Abwägung vieler Belange, von der Bodenbeschaffenheit über die Entwässerung bis hin zu möglichen Einflüssen auf den Stadtrand. Die Flächen Verluste beim Rüdtwald müssten an anderer Stelle ausgeglichen werden. Auch das gehört zur Abwägung, da in diesem Fall fruchtbarer Ackerboden durch Aufforstung verloren geht.

Tatsächlich fordert die Forstverwaltung weit reichenden Ersatz für den Eingriff in den Rüdtwald: Für 23,5 Hektar gerodeten Waldes soll die l,7-fache Fläche neu aufgeforstet werden, also 37,4 Hektar. Dafür wird aber wiederum wertvoller Ackerboden verbraucht. Die Stadt Bretten bietet Ersatzflächen auf Neibsheimer Gemarkung an.
„Ich habe für diese Entscheidung des Ausschusses gekämpft“, zeigte sich OB Metzger gestern zufrieden. Der mit 18 Jastimmen bei je zwei Gegenstimmen und Enthaltungen gefassten Entscheidung der Ausschusses folgt nun die Anhörung der Interessensgruppen, bevor sich im Juli die politischen Vertreter im Regionalverband mit dem Rüdtwald beschäftigen werden.

Der Stadt Bretten brennt die Angelegenheit unter den Nägeln. „Wir brauchen schon bis Ende dieses Jahres etwa drei Hektar für einen von auswärts kommenden Betrieb, mit dem wir in konkreten Verhandlungen sind“, erklärte Metzger.
Vor einer Konkurrenz der Kommunen im Bereich Bretten bei der Ansiedlung von Betrieben warnte Verbandsdirektor Hager: „Auf jeden Fall sollten die Chancen einer interkommunalen Industrieansiedlung ausgelotet und wenn möglich genutzt werden.“ Hager plädierte für zumindest eine gemeinsame Vermarktung der Flächen im Bereich Bretten, die ein Einstieg in eine weitere Zusammenarbeit sein könne. „Es ist ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft, dass die Kommunen nicht einen Dumping-Wettbewerb austragen.“
Auch OB Metzger befürwortete eine interkommunale Zusammenarbeit, pochte aber auch darauf, dass die Struktur in seiner Stadt stimmen müsse. Bei den Arbeitsplätzen habe Bretten, das bisher nur wenig Fläche beansprucht habe, großen Nachholbedarf.

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