Bahnübergang entzweit

Bretten und Gondelsheim streiten / Pro Nordumgehung
Karlsruhe/Gondelsheim.

Ein wütender OB von Bretten, ein kampfeslustiger Gondelsheimer Schultes und ein Landrat in der wenig beneidenswerten Rolle des Regisseurs – das war das Drehbuch des Stücks „Bahnübergang Gondelsheim“ auf der jüngsten Sitzung des Kreistagsausschusses für Urnwelt und Technik (AUT) im Landratsamt.

Zunächst der Inhalt der Geschichte: Mitten in Gondelsheim blockiert ein Bahnübergang das Zusammenwachsen des Ostteils der Gemeinde, in dem immerhin 800 von insgesamt 3100 Einwohnern leben, mit dem Zentrum. Die Bahnschranken, die immer dann heruntergehen wenn ein Zug auf der Linie Mühlacker, Bretten, Bruchsal oder umgekehrt verkehrt, sind oft geschlossen. Die Folge: lange Staus mitten im Ort. Seitdem die Schranken automatisch schließen, sind die Wartezeiten noch länger. In Notfällen stehen sogar Feuerwehr oder Kranken- wagen. Über 7100 Fahrzeuge passieren den Übergang täglich.

Schon lange wird über die Beseitigung des Hindernisses diskutiert. Doch jetzt beginnen die „Dreharbeiten“ für den endgültigen Film, sprich Planung, Umweltverträglichkeitsprüfung und so weiter. Falls alles glatt geht, könnte „schon“ 2010 mit dem Projekt begonnen werden. Doch bis dahin sind noch etliche Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wie auch die Debatte im AUT zeigte.
Das Problem liegt in der Ortsumgehung von Gondelsheim, die praktischerweise mit der „Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs“ verbunden wurde. Die könnte, so die Planungsentwürfe, im Norden, in der Mitte oder im Süden der Gemeinde zur B 35 führen. Die Gondelsheimer haben ihre Prioritäten klar für die Variante Nord gesetzt, wie Bürgermeister Markus Rupp dem Ausschuss erklärte. Der ist zuständig, weil eine Kreisstraße auf dem Bahnübergang liegt.
Brettens OB Paul Metzger sieht die Sache anders. Er votiert für eine Südumgehung. Aus mehreren Gründen: Ersten rückten seine etwas abgehängten Stadtteile Neibsheim und Büchig mit der Südvariante näher an die Kernstadt und zweitens gibt es in Diedelsheim ebenfalls ein „Bahnübergang-Hindernis“. Auch das soll irgendwann fallen und dann wäre eine Südumgehung von Gondelsheim gleichzeitig als Nordumgehung von1 Diedelsheim nutzbar.
Allerdings sind Brettener Wünsche nicht unbedingt identisch mit Gondelsheimer Plänen. Eine Disharmonie, die CDU-Sprecher Metzger im Dialog mit SPD-Sprecher Rupp nicht ausräumen konnte. Im Gegenteil: Metzger warf Brettener Ansichten mit CDU-Positionen zusammen, was ihm Geschäftsordnungsrufe des Landrats und der eigenen Fraktion einbrachte, die nicht geschlossen hinter ihm steht.
Für Rupp ging es ebenfalls ums Ganze und die Wahrung des Gesichts. So musste Landrat Kretz öfter eingreifen, um angestauten Dampf abzulassen.
Für sachliche Atmosphäre hatte die Vertreterin des Büros gesorgt, welches die vorgeschriebene Umweltver- träglichkeitsprüfung vorgenommen hat. Dort ist der Favorit eine Südumgehung, allerdings in modifizierter Form. Schließlich würden alle Varianten, so die Fachfrau, einschneidende Eingriffe in die Natur oder eine Belastung für die Menschen bedeuten. Die Mehrheit des AUT schloss sich schließlich doch der Gondelsheimer Meinung an und votierte für die Nordumgehung, die allerdings mit einem aufwändigen Brückenbauwerk quer durch die Saalbachaue geführt werden muss. OB Metzger befürchtet nun eine höhere Verkehrsbelastung seines eh schon proppenvollen „Alexanderplatzes“ am Stadteingang und versteht seit Donnerstag die Welt nicht mehr.

Ulrich Schweizer

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