Im Rüdtwald könnte 2006 gebaut werden

Brettener Gemeinderat beschloss Bebauungsplan-Verfahren für „Gölshausen VI“
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf
Bretten. Das Ende des Rüdtwalds – zumindest eines 22 Hektar großen Teilstücks – rückt näher: Bei vier Gegenstimmen aus den Reihen der Grünen und der Freien Wähler beschloss der Gemeinderat am Dienstagabend die Einleitung des Bebauungsplan-Verfahrens für den sechsten Abschnitt des Industriegebiets Gölshausen. Damit verbunden ist eine Planänderung für eine 1,5 Hektar umfassende Fläche im dritten Abschnitt, die an den Rüdtwald angrenzt. Mit diesem Beschluss ist laut Oberbürgermeister Paul Metzger die Grundlage für eine Erweiterung des Industriegebietes geschaffen worden, um im Jahr 2006 eine erste Teilfläche zur An- und Umsiedlung von Firmen erschließen zu können. (Siehe auch Kommentar „Keine Alternativen?“).
Rund 50 Zuhörer sowie ein Kamerateam des SWR verfolgten gespannt die Diskussion im Ratssaal. Bereits in der Bürgerfragestunde hatte Alt-Stadtrat Herbert Vogler „große rechtliche Bedenken“ geäußert, da die Forstdirektion Freiburg noch keine Entscheidung getroffen habe. Dem widersprach der OB: „Wir sind mit dem Land einig, dass wir Aufforstungsflächen tauschen können.“

Durch den Eingriff im Rüdtwald gingen zwar 22 Hektar Wald verloren, erläuterte Stadtplaner Ulrich Braun, doch würden an anderer Stelle – in Neibsheim – 37 Hektar Wald neu gepflanzt. „Damit werden 15 Hektar zusätzliche Waldfläche geschaffen“, rechnete Braun vor, wodurch sich der aktuelle Waldbestand um 0,7 Prozent auf 2 152 Hektar erhöhe.
Das aus den Anfängen in Gölshausen als innerkommunales Gebiet weiterentwickelte zentrale Industriegebiet Gölshausen habe eine Gesamtfläche von derzeit knapp 69 Hektar. Dieses Gebiet habe „sämtliche Neu- und Umsiedlungen von Firmen über einen Zeitraum von 25 Jahren aufgenommen“, wobei seitdem rund 63,5 Hektar entwickelt worden seien. Das entspricht laut Braun einer durchschnittlichen Erweiterung von 2,5 Hektar im Jahr. Wenn man nun die Zahlen auf die Einwohner umlege, ergebe sich für Bretten eine Entwicklung von 22,7 Quadratmetern Industriefläche je Einwohner. Die geplante Ausweisung in Knitt-lingen (24 Hektar) entspreche 32 Quadratmetern je Einwohner – deutlich mehr, als Bretten in 25 Jahren entwickelt habe.
„Die Stadt Bretten liegt am Ende der Skala des Flächen Verbrauchs im Land“, fasste denn auch OB Metzger diese Zahlen zusammen. An jedem anderen Standort würde mehr Natur
zerstört werden. Für ihn gebe es zu den Planungen im Rüdtwald keine Alternative.
Dem schloss sich auch das Gros der Ratsmitglieder an. Martin Judt signalisierte die Zustimmung der CDU-Fraktion: „Die Erweiterung bietet mittel- bis langfristig Chancen für die Erhaltung lebenswichtiger Arbeitsplätze“. Ins gleiche Hörn blies SPD-Sprecher Heinz Lang: „Wenn wir etwas für unsere Stadt tun wollen, müssen wir nach vorne gehen.“
Ablehnung kam indes aus den Reihen der Grünen. Fraktions-Sprecher Otto Mansdörfer bezeichnete die geplante Erweiterung des Industriegebietes in den Rüdtwald hinein als „einen eklatanten Eingriff in die Lebensqualität der Menschen“. Zudem reiche „die Strategie Rüdtwald nur bis zum Tellerrand“. Statt den Wald abzuholzen, sprach sich Mansdörfer für eine „enge interkommunale Zusammenarbeit bei der Gewerbeansiedlung“ aus.
Auch für Heidi Leins (FWG) ist nach eigenem Bekunden „das interkommunale Agieren der richtige und vorrangige Weg“. Sie forderte eine Gegenüberstellung der Kosten für die Varianten Rüdtwald oder IKG. Professor Alex Veit (FDP/VBU) appellierte an den OB, dass dieser sich mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden zusammensetzen solle, um dabei das bestehende Misstrauen abzubauen.

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

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4 Antworten zu Im Rüdtwald könnte 2006 gebaut werden

  1. Lars sagt:

    Im bisherigen Ergebnis: Durch und durch verlogen!

  2. spezi sagt:

    Ich war vor wenigen Tagen am Rand der abgeholzten Fläche des Rüdtwaldes.
    Das nebenstehende Rüdtwald-Video hat immer noch die volle Gültigkeit.

  3. Ka. My. sagt:

    So etwas nennt man schlicht und einfach Boden-Vorratshaltung.

    Mit kommunaler Wirtschaftsförderung hat das alles nichts zu tun!

  4. mm sagt:

    könnte, wird aber nicht. Voraussichtlicher Start der Bebauung : „innerhalb der nächsten zehn Jahre!!!“ (Aussage der Stadtverwaltung Bretten)

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