Widerstand gegen das Fachmarkt-Zentrum

Regionalverbände Mittlerer Oberrhein und Nordschwarzwald zu Plänen für den Brettener Süden
Von Rudolf Baier und Norbert Kollross

Bretten. Nicht nur die benachbarten Gemeinden stehen kritisch zu dem Plan eines Fachmarkt-Zentrums im Brettener Süden. Der zuständige Regional verband Mittlerer Oberrhein beurteilt das Vorhaben mit Skepsis, der benachbarte Regionalverband Nordschwarzwald lehnt es schlankweg ab.

„Aus Planersicht ist das Vorhaben in Bretten kritisch zu beurteilen“, kommentiert Verbandsdirektor Gerd Hager nach der gestrigen Sitzung des Planungsausschusses in Rhein-münster-Greffern. „Durch das Projekt werden erhebliche Umsatzeinbußen der bestehenden innerstädtischen Geschäfte befürchtet.“ Das Brettener Vorhaben, ein über 10 000 Quadratmeter großes Fachmarktzentrum auf ehemaligen Kühler-Schmidt-Gelände zu errichten, in dem Geschäfte unter anderem für Bekleidung, Schuhe, Drogeriewaren und Heimtextilien untergebracht sein sollen, müsse noch weiter diskutiert werden. Insbesondere seien gutachterliche Aussagen nötig, welche Auswirkungen das Fachmarktzentrum auf den bestehenden Handel hat. Denn die Verbraucher könnten ihr Geld nur einmal ausgeben.

In aller Deutlichkeit abgelehnt haben die Nordschwarzwald-Regionalräte das jenseits der Regionsgrenze geplante Brettener Projekt. Verbandsdirektor Jens Kuck berichtete, dass dieses Warenhaus mit einer Verkaufsfläche von über 10 000 Quadratmetern je nach Sortimentsbereich zwischen 30 und 50 Prozent des Umsatzes mit Kunden aus dem angrenzenden Enzkreis zu erzielen gedenke. Dadurch würden die Bemühungen etlicher Kommunen konterkariert, ihre eigenen Stadt- und Ortskerne mit Leben und Funktionen zu erfüllen. Mit dem beabsichtigten Projekt würde die Einzelhandelsnachfrage der Mittelbereiche Pforzheim und Mühlacker in erheblichem Umfang nach Bretten umgelenkt.

Der Maulbronner Bürgermeister Andreas Felchle meinte sogar, dass nicht nur so genannte „Tante-Emma-Läden“ sondern auch Märkte in einer Größenordnung von 800 bis l 000 Quadratmetern, etwa in seiner Stadt, durch das Brettener Vorhaben in ihrer Existenz gefährdet sein könnten. Der Mühlacker Regionalrat Günter Bächle warnte davor, dass die „wohngebietsnahe Versorgung“ durch ein solches Einkaufszentrum „nicht den Bach runter gehen darf“. Bretten habe in diesem speziellen Fall offenbar „das Augenmaß verloren“.

Auch Oberbürgermeister Rainer Prewo aus dem fernen Nagold plädierte dafür, ein solches Projekt unmittelbar hinter der Regionsgrenze strikt abzulehnen. Es sei ernsthaft zu befürchten, dass gewachsene Einzelhandelsstrukturen in der Nachbarschaft zerstört würden. „Und dies kann nicht sein“, kommentierte Regionaldirektor Jens Kuck, der diese verschärfte Stellungnahme aus dem Nordschwarzwald nun unmittelbar ans Karlsruher Regierungspräsidium weiterleiten wird.

In einem ersten Schreiben hatte er sich noch gemäßigter ausgedrückt und das Einkaufszentrum nur als bedenklich bewertet, und gegenüber der Raumordnungsbehörde „angeregt“, die Verkaufsfläche zu reduzieren.

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