Bretten will nicht ausbluten

Fachmarktzentrum soll Kaufkraftabfluss ein Ende setzen – Konzept: Möglichst viele Einkäufe an einem Ort erledigen

BRETTEN. Verlorenen Boden beim Handel wieder gutmachen – dieses Ziel verfolgt die Stadt Bretten mit einem über 10 000 Quadratmeter großen Fachmarktzentrum an der Pforzheimer Straße.

Investor ist die Bayreuther Firmengruppe Krause, die nach eigenen Angaben unter anderem vergleichbare Center in Forst, Riesa oder Annaberg in den neuen Bundesländern realisiert hat. Das Center soll in einer Innenstadtlage auf dem Areal der ehemaligen Firma Schmidt in der Nachbarschaft des derzeitigen Baumarktes entstehen und direkt an die Stadtbahn angebunden werden, erklärt Projektleiter Michael Krause. Ziel sei es, das so genannte „One-Stop-Shopping“ zu ermöglichen: „Der Kunde soll möglichst viele Einkäufe an einem Ort erledigen können“, sagt Krause. 60 Prozent der Verkaufsfläche seien bereits vermietet.

Spielsachen fehlen

Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger beklagt, dass das Umland in der Vergangenheit ganze Sortimente aus der Brettener Innenstadt „abgesaugt“ habe: „Bei uns kann man zum Beispiel keine Spielsachen mehr kaufen.“ Der Kaufkraftabfluss, fürchtet Metzger, könnte sich noch verschärfen, wenn ECE in Karlsruhe 40 000 Qua-dratmeter Verkaufsfläche an den Markt bringt, das Pforzheimer Projekt am „Bohnenberger Schlößle“ öffnet und ein neues Einkaufszentrum in Bruchsal um Kundschaft buhlt. Dabei sieht Metzger das Mittelzentrum Bretten auch in der Pflicht, die Versorgung der umliegenden Gemeinden sicherzustellen. Der Bebauungsplanentwurf für das Projekt steht, wenn alles klappt, könnte laut Metzger bereits im Herbst mit dem Bau begonnen werden.

Allerdings gilt es bis dahin abzu-warten, zu welchen Ergebnissen ein Raumordnungsverfahren kommt, in dem das Regierungspräsidium Karlsruhe die Auswirkungen der Ansiedlung auf den Einzelhandel in den Nachbargemeinden ermitteln will (wir haben berichtet).
Das Fachmarktzentrum soll zwei Lebensmittelmärkte mit 1800 und 850 Quadratmetern Verkaufsfläche beherbergen, einen 1200 Quadratmeter großen Drogeriemarkt und Geschäfte für Bekleidung, Wäsche und Heimtextilien mit zusammen 2600 Quadratmetern Verkaufsfläche.
Auch ein Sportgeschäft (1000 Quadratmeter) und ein Schuhgeschäft (450 Quadratmeter) sollen in dem Einzelhandelszentrum unterkommen. Mit je 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche schlagen alternativ ein Elektrofachmarkt oder ein weiteres Bekleidungsgeschäft zu Buche.
Den Rest der Gesamtverkaufsfläche belegen kleine Shops. Marktgutachter prognostizieren für das Projekt einen Gesamtumsatz von rund 30 Millionen Euro im Jahr. Das geht aus einer Pressemitteilung des Regierungs-präsidiums hervor. Rund 12,8 Millionen Euro davon könnten den Berechnungen zu Folge auf Kosten des bestehenden Einzelhandels in Bretten gehen.

Mehr Umsatz erwartet
Nach Einschätzung der Gutachter wird sich die Gesamtumsatzleistung der Stadt Bretten um rund 15 Millionen Euro erhöhen. Das heißt, dass bisher aus Bretten abfließende Kaufkraft in dieser Höhe in der Stadt gebunden werden soll.

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3 Antworten zu Bretten will nicht ausbluten

  1. Mx.-L. sagt:

    Auch für diese Erkenntnis aus dem Jahr 2004 Dank an die beschlussfreudigen Einzelhandels-Experten im Brettener Gemeinderat!

  2. opt- sagt:

    Rund geschätzte 12,8 Millionen Euro Jahresumsatz würden zu Lasten des bestehenden Brettener Einzelhandels aus ca. 30 Millionen Euro Gesamt-Jahresumsatz im Kraichgau-Center entstehen.

    Wahrlich eine geradezu klassische Variante von Wirtschaftsförderung durch Mithilfe im ruinösen Verdrängungswettbewerb!

  3. spezi sagt:

    Ohne der Zustimmung des Gemeinderates wäre das alles gar nicht möglich gewesen.

    Hat diese Entwicklung der etablierte Einzelhandel damals nicht vorausgesehen?
    Waren die Beziehungen zu den Entscheidern so schwach?

    Ist das heutige Ergebnis für das Kaufhaus Schneider nicht schon damals erkennbar gewesen?

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