Rund 22 Hektar Rüdtwald sollen gerodet werden, damit das Industriegebiet Gölshausen erweitert werden kann. Mit bemerkenswerter Deutlichkeit hat der Gemeinderat diesen Ent-schluss gefasst. Bemerkenswert deshalb, weil er damit nicht der Forderung vieler Bürger entsprochen hat, diesen Wald vollständig zu erhalten. Immerhin haben mehrere tausend bei der Bürgerinitiative Rüdtwald unterschrieben, um dieses Ziel zu unterstützen.
Warum hat der Gemeinderat sich so wenig um die Stimmung in der Stadt gekümmert? Warum traut er sich, kurz vor der Wahl so viele Bürger vor den Kopf zu stoßen? Müssen nicht jene, die für die Rodung von 22 Hektar Wald gestimmt haben, damit rechnen, bei der Wahl die Quittung dafür zu bekommen?
Keiner vermag zu sagen, wie die Wähler am 13. Juni stimmen werden. Doch die Stadträte scheinen darauf zu vertrauen, trotz ihrer Rüdtwald-Entscheidung von der Mehrheit der Bürger getragen zu werden. Zwar gab es am Dienstag erneut massive Angriffe aus den Zuhörer-Reihen des Ratssaals. Aber dort hatten auffällig wenig Bürger Platz genommen, um die Debatte zu verfolgen. Die Verwaltung hatte eigens den Zuhörerraum um den kleinen Saal erweitert, aber die meisten Plätze blieben leer. Noch nicht einmal 50 Bürger kamen, um die Diskussionsbeiträge mit Applaus oder Buhrufen zu begleiten.
Wo waren die vielen anderen, die noch im vergangenen Herbst laut protestierend durch die Stadt gezogen sind? Haben sie ohnmächtig resigniert, weil sie gegen die Rodungs-Fraktion doch keine Chance sehen? Oder haben sie sich etwa von den Argumenten des Oberbürgermeisters und der Ratsmehrheit überzeugen lassen? Die Wahl am 13. Juni wird Aufschluss darüber bringen, wie die Stimmung in Bretten tatsächlich ist.
Rudolf Baier