Wegen Grünzugs nicht grün

Kieselbronn und Neulingen beurteilen Umweltschutz und Gewerbeflächen unterschiedlich – Regionalverband gefordert
NEULINGEN/KIESELBRONN.

Wegen eines Grünzugs in der Katharinentaler Senke sind sich die Gemeinden Neulingen und Kieselbronn derzeit nicht grün. Die Frage ist umstritten: Ist dort ein Gewerbestandort möglich?

Das Wort „Streit“ um Festlegungen im künftigen Regionalplan 2015 für die Katharinentaler Senke nehmen die gestern von der PZ befragten Bürgermeister Kieselbronns (Heiko Faber), Neulingens (Heinz Raißle) und Ispringens (Heinrich Kemmet) zwar nicht in den Mund. Dennoch ist klar: Hinter den Kulissen hat ein heftiges Tauziehen um die Ausweisung eines Grünzugs östlich der Bundesstraße 294 und nördlich des künftigen Pforzheimer Gewerbegebiets Buchbusch in der Katharinentaler Senke eingesetzt. Ein umfangreicher Schriftverkehr dokumentiert dies.

Kieselbronn spricht sich für den vom regionalen Planungsausschuss empfohlenen Grünzug und damit für den Umweltschutz aus. Neulingen verlangt dagegen die Schaffung weiterer Arbeitsplätze und plädiert damit für die ursprüngliche Fassung des Regionalplan-Entwurfs.

Die Bürgermeister, die der PZ ihre Stellungnahmen zur Verfügung gestellt haben, argumentieren unterschiedlich. So schreibt der Kieselbronner Bürgermeister Heiko Faber an den Regionalverband und an sämtliche 54 Regionalräte, dass Neulingen zwar nicht eine Ausweisung von Gewerbeflächen abgesprochen werden soll, macht aber deutlich: „Wir wenden uns lediglich gegen den von der Gemeinde Neulingen favorisierten Standort in der Katharinentaler Senke.“

Einzigartige Landschaft

Immissionen wie Lärm und Gerüche durch vorherrschende Westwinde werden befürchtet. Auch Auswirkungen einer Bebauung der Senke „auf das Kleinklima dieser einzigartigen Landschaft und deren Folgen“ werden ins Feld geführt. Als Lösung könne sich Kieselbronn einen „geeigneten Standort westlich der B 294“ vorstellen. Gegenüber der PZ legt Faber nach: „Wenn weiter in die Katharinentaler Senke eingegriffen wird, greift man auch in das Herz der Landschaft hinein. Es ist nicht auszuschließen, dass sich das Gewerbe dann weiter ausdehnt.“

Das sieht der Neulinger Schultes Heinz Raißle ganz anders und lässt den Regionalverband wissen: „Die Beschlussempfehlung (des regionalen Planungsausschusses, Anmerkung der Redaktion) können wir weder aus kommunalpolitischer noch aus fachlich-regionalplanerischer Sicht nachvollziehen.“ Damit würden die andauernden Bemühungen der Gemeinde, ihre Strukturschwäche allein oder im Verbund mit anderen Kommunen zu beseitigen, „gänzlich unmöglich gemacht.“Zur Abrundung benötige Neulingen „maximal zehn Hektar“ untermauert Raißle im PZ-Gespräch seine Position. „Wir haben sehr, sehr wenig Arbeitsplätze pro 1000 Einwohner, aber eine Fläche, die von Pforzheim bis Bretten mit 3200 Hektar reicht“, ist für ihn ein wichtiger Gesichtspunkt. „Alles worum wir den Regionalverband bitten, fände auf unserer Gemarkung statt und ist weit weg von Kieselbronn.“ Das lässt Kollege Faber nicht gelten: „Die Kieselbronner Belange sind berührt.“

Im Kampf um Gewerbeflächen, wobei es nicht mehr um den bereits abgelehnten Standort für Großgewerbe („Global Player“) geht, mischen auch Ispringen und Eisingen mit. Ispringens Bürgermeister Heinrich Kemmet bekräftigt in seinem Schreiben an den Regionalverband die Forderung nach einem Interkommunalen Gewerbegebiet „im Bereich des Katharinentaler Hofs.“ Er beruft sich auch auf Eisinger Interesse. Dies bestätigt sein Eisinger Amtskollege Roland Bauer: „Wir befürworten ein Interkommunales Gewerbegebiet.“

Interessen unter einem Hut

Ispringen bringt eine „angedachte Fläche von 50 Hektar“ ins Spiel, wobei zirka 30 bis 40 Hektar auf Gemarkung Neulingen nördlich der Deponiestraße und 10 bis 20 Hektar auf Gemarkung Ispringen vorgeschlagen werden. „Voraussetzung“, so Kemmet „wäre natürlich das generelle Interesse der Stadt Pforzheim.“ Ispringens Oberhaupt ist überzeugt: „Es ist möglich, alle Interessen unter einen Hut zu bringen.“

Regionalverbandsdirektor Jens Kück, zum weiteren Verfahren befragt, meint: „Ich gehe davon aus, dass dieses Thema bei den nächsten drei Regionalverbandsversammlungen am 24. März, am 7. April und am 12. Mai eine Rolle spielt, weil es sich um ein Herzstück im Norden der Region handelt.“

Artikel wurde erstellt von: Bruno Knöller am 17.03.2004.

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