Der alte Trott führt weiter durchs Dorf

Von unserem Redaktionsmitglied Rudolf Baier

Bretten-Gölshausen. Viele Jahre lang haben die Bewohner des Stadtteils darauf gewartet, dass die Ortsumgehung der B 293 ihr Dorf vom Verkehr befreit. Gut eine Woche ist nun seit der Freigabe der neuen Straße vergangen – und etliche Gölshäuser sind sauer. Sauer darüber, dass nach wie vor Personenautos und Lastwagen durch ihr Dorf rollen. „Die Eppinger Straße und jetzt auch noch die Römerstraße werden als Abkürzungsstrecke benutzt“, heißt es in einem von mehr als 60 Gölshäusern unterzeichneten Papier. „Wir lassen uns das nicht gefallen und fordern jetzt die Stadt Bretten, Ortschaftsrat Gölshausen, Polizei Bretten auf, etwas dagegen zu unternehmen.“

Tatsächlich nehmen noch etliche Autofahrer den Weg durch das Dorf, statt im Bogen darum herum zu fahren, bestätigte gestern Bürgermeister Willi Leonhardt. Schuld daran seien vor allem alte Gewohnheiten: Viele Fahrer rollen wie bisher an der Kreuzung Kupferhälde geradeaus weiter, statt nach links in die neue Ortsumgehung abzubiegen. Die Stadt habe

sich eine bessere Markierung der Fahrbahn gewünscht, aus der hervorgeht, dass die Bundesstraße hier abknickt. Das Straßenbauamt sei dem aber so nicht gefolgt, berichtete Stadtplaner Ulrich Braun. So erklare sich auch, dass von Bretten kommend noch ungefähr dreimal so viele Autos durch Gölshausen rollen wie in der umgekehrten Richtung. Von Osten kommend wird man ganz automatisch auf die Umgehung geführt. Die Lösung an der Kreuzung Kupferhalde sei „nichts Ganzes und nichts Halbes“, konstatiert der Burgermeister. Ordnungsamtsleiterin Karin Franz will nun versuchen, beim Straßenbauamt eine Verbesserung zu erreichen.

Alte Gewohnheiten waren wohl auch schuld daran, dass mancher Autofahrer in den vergangenen Tagen unversehens in eine Sackgasse geriet: Die Eppinger Straße endet an der ostlichen Ausfahrt von Gölshausen jetzt an einem Erdwall. Aus dem Dorf heraus geht es nur noch über die Römerstraße und das Industriegebiet. Nicht wenige fuhren trotzdem geradeaus weiter und mussten dann mühsam wenden. „Wer das einmal gemacht hat, dem passiert das aber kein zweites Mal mehr“, hofft Rolf Hilpp, der Chef des Brettener Polizeireviers.

Für Personenwagen ist der Weg durch Gölshausen nach wie vor erlaubt, erklärt die Ordnungsamtsleiterin. Lediglich Lastwagen über 3,5 Tonnen müssen auf die Umgehungsstraße -wenn sie nicht als Anlieger ein Ziel innerhalb Gölshausens ansteuern. Ob es überhaupt sinnvoll ist, die alte Straße zu nehmen, scheint fraglich. Zwar spart man gegenüber der Umgehung etwa 1,4 Kilometer Fahrstrecke ein. Aber um Gölshausen herum geht es allemal zügiger, als durchs Dorf zu kurven. Einen Zeitvorteil bringe diese Abkürzung nicht, hat der Polizeichef festgestellt.

Zumal es die Anwohner der Ortsdurchfahrt offenbar darauf anlegen, den unerwünschten Fahrern das Leben möglichst schwer zu machen. Nachdem die Halteverbotsschilder nun abgebaut sind, werde teilweise so geparkt, dass man sich sorgen müsse, ob im Notfall die Feuerwehr noch durch komme, berichtet Rolf Hilpp. Fahrer würden lauthals beschimpft, es sei sogar vorgekommen, dass Kinder sich auf die Straße stellten, um Autos zu stoppen.

Mit der Zeit, so hofft man im Rathaus und bei der Polizei, werden sich die Autofahrer an die neue Straßenführung gewohnen. Ganz ohne Autoverkehr wird Gölshausen aber auch in Zukunft nicht sein. Bis zum nächsten Frühjahr will man die Entwicklung beobachten und dann entscheiden, was noch getan werden kann, kündigt Stadtplaner Braun an.

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