Bretten braucht neue Flächen für Gewerbe

Bürger demonstrieren gegen die Abholzung des Rüdtwaldes
Während die Stadt eine Informationsfahrt anbot, rief eine Bürgerinitiative zu einem Demonstrationszug vor das Rathaus auf, in dem kurz danach eine Bürgerversammlung angesetzt war. Immer ging es um das gleiche Thema: ein mit drei Alternativen (Rüdtwald, Diedelsheimer Dreieck und beim Schwarzerdthof) angedachtes neues Gewerbegebiet, das von der Stadt bevorzugt im Anschluss an das bestehende Gebiet in Gölshausen gesehen wird. Hierzu müssten 40 Hektar des Rüdtwaldes abgeholzt werden, denen aber 70 Hektar an Ausgleichflächen gegenüber stünden.

Während Oberbürgermeister Paul Metzger rund 80 Interessierte – unter ihnen auch Vertreter der städtischen Ämter – auf einer Busfahrt vor Ort informierte, waren knapp 300 Teilnehmer mit Treckern, Pferden und zu Fuß vor das Rathaus gezogen, um dort mit einer Kundgebung ihrem Ärger und ihrer Besorgnis Luft zu machen. Dabei ging man mit dem Stadtoberhaupt nicht zimperlich um. Dem auf Spruchbändern als „Schlächter des Rüdtwalds“ apostrophierten OB wurde vorgeworfen, mit der Nutzung des stadteigenen Rüdtwalds „nur die verfehlte Politik der Stadt beim Ankauf der Flächen in Gondelsheim vertuschen zu wollen“.

Dass es aber auch ganz generell um die Brettener Ansiedlungspolitik geht, machte ein Sprecher der Bürgerinitiative, Otto Mansdörfer, früher Gemeinderat der Grünen, deutlich: Sein Vorwurf einer „blinden Wirtschaftsförderung“ bezog sich vor allem auf die fehlende Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden, in denen zum Teil Gewerbeflächen frei stünden.

Der mit Trillerpfeifen und Buhrufen empfangene Paul Metzger bewahrte trotz zahlreicher Provokationen die Ruhe. Er rief dazu auf, in “ Fairness die Argumente auszutauschen“. Das zuständige Büro Glaser zog eine kurze Bilanz der Umweltverträglichkeitsstudie, die seit gestern im Internet der Stadt einzusehen ist, für die drei Aternativ-Standorte. Dabei gab es Beifall von der Initiative für die Feststellung, die Flächeninanspruchnahme im Rüdtwald stelle die massivste Beeinträchtigung der Umwelt dar.

Unter anderen Aspekten wie zum Beispiel verkehrliche Anbindung und Vermeidung von Zersiedelung liegt der Rüdtwald allerdings auch vorne. Stadtplaner Braun wies auch darauf hin, dass die Waldfläche in Richtung Landesstraße unangetastet bleibe. An der Notwendigkeit neuer Gewerbe- und Industrieflächen für Bretten in einer Größenordnung von rund 65 Hektar bis 2015 ließ der Oberbürgermeister keinen Zweifel. Die Melanchtonstadt hat zurzeit Schwierigkeiten, große Firmen zu halten, weil kein Gelände mehr zur Verfügung steht.

18.09.2003 00:13

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