Positionen prallten in Bürgerversammlung aufeinander

Mit Trillerpfeifen, Buhrufen und Transparenten begrüßten Rüdtwald-Aktivisten den Oberbürgermeister
Positionen prallten in Bürgerversammlung aufeinander
Umweltverträglichkeitsstudie ist im Internet nachzulesen / Metzger: Ohne neue Flächen wandern Unternehmen ab
Von unseren Redaktionsmitgliedern Michael Hölle und Rudolf Baier

Bretten. „Gibt es keine zusätzlichen Gewerbeflächen, wandern Betriebe wie die Firma Deurer ab“, lautete die unmissverständliche Aussage von Oberbürgermeister Paul Metzger auf der gestrigen Bürgerversammlung zum Thema Rüdtwald. Deshalb drängt die Verwaltung auf eine Erweiterung der bestehenden Flächen um 40 Hektar. Nach der Prüfung der vier möglichen Standorte schneidet der Rüdtwald am besten ab.

Das sah die Mehrzahl der rund 100 Anwesenden anders. Mit Trillerpfeifen und Buhrufen begrüßten sie den Oberbürgermeister. Dessen Ausführungen wurden immer wieder von Zwischenrufen unterbrochen. Einige brachten lautstark ihre Meinung zum Ausdruck, die bestehenden Gewerbeflächen seien ausreichend. Dem widersprach Metzger energisch: „Nichtstun bedeutet, es geht an die Substanz der Stadt.“ Ohne die Steuereinnahmen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern stünde vieles zur Disposition. Ganztagsschule, Vereinsförderung, Jugendmusikschule seien Sachen, die sich die Große Kreisstadt dann nicht mehr leisten könne. „Gemessen an der Einwohnerzahl gibt es in Bretten zu wenig Arbeitsplätze und Industriegebiete“, machte er deutlich.

Aber warum der Rüdtwald und nicht Diedelsheimer Dreieck, Schwarzerdhof oder interkommunales Gewerbegebiet als neuer Standort? Der Rüdtwald schneide bei den meisten Kriterien am besten ab, so Planungsamtschef Ulrich Braun. Verkehrsanbindung, Flächenverlust für die Landwirtschaft, Landschaftsbild, nannte er als Beispiele. Jedoch ist bei dieser Variante der Eingriff in die Natur am größten. Das ergab die von der Stadt in Auftrag gegebene Umweltverträglichkeitsstudie (UVS). Deren voller Wortlaut ist im Internet unter www.bretten.de nachzulesen. Eben jene UVS hatte im Vorfeld zu heftigem Streit zwischen Verwaltung und Pro-Rüdtwald-Aktivisten geführt. Diese warfen dem OB vor, die Studie unter Verschluss zu halten. Deren „Aufgeregtheit und Aktionismus, ohne die notwendigen Informationen überhaupt zu haben“, prangerte das Stadtoberhaupt an. Im Gegensatz zu der sonst bundesweit üblichen Vorgehensweise habe man bereits vor der Planung eine UVS in Auftrag gegeben.

Zudem kritisierte Metzger die Vorgehensweise der Rüdtwald-Gegner. „Das im Vierfarbdruck auf Hochglanzpapier verteilte Flugblatt zeigt die falschen Grenzen auf“, merkte er an. Im Gegensatz zu dieser Darstellung bleibe sowohl der Mittelweg erhalten als auch ein Baumbestand auf beiden Seiten des Weges.

Bretten müsse über seinen Schatten springen und Gondelsheim, Flehingen und Knittlingen mit einbeziehen, wenn es um die Ansiedlung von Betrieben geht, wurde wiederholt gefordert. An Gondelsheim etwa habe man drei Betriebe abgegeben, entgegnete Metzger, andere habe man an Nachbargemeinden zu vermitteln versucht, dies habe aber nicht immer geklappt, unter anderem deshalb, weil das dort vorhandene Gelände topographisch nicht geeignet sei. Auf den Vorwurf, Bretten suche nicht ernsthaft das Gespräch mit den Nachbarn, erwiderte der OB, alle Umlandgemeinden planten Erweiterungen ihrer eigenen Gewerbeflächen. „Wir können als Mittelzentrum da nicht weniger tun als Zaisenhausen.“ Bretten habe im Vergleich den niedrigsten Flächenverbrauch für Industrie und Gewerbe, aber die geringste Zahl an Arbeitsplätzen. „Deshalb haben wir Nachholbedarf. Wenn wir da keine Perspektiven mehr haben, bauen wir unsere Stärke ab -zum Nachteil der gesamten Raumschaft.“ (Die Versammlung dauerte bei Redaktionsschluss noch an.)

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