„Die Auftragsbücher sind voll“
Probleme bereitet die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern
Von unserem Redaktionsmitglied Michael Hölle
Bretten-Gölshausen. „Wie machen sie das nur, Herr Schucker?“ Immer wieder werde er gefragt, wie er in wirtschaftlich schweren Zeiten derart expandieren könne. Denn das macht Josef Schucker, Firmenchef des Brettener Unternehmens SCA Schucker. Im Gölshausener Gewerbegebiet hat er gestern mit einem symbolischen Spatenstich den Grundstein zur Firmenerweiterung gelegt. Bis April nächsten Jahres soll sich die Betriebsfläche verdoppeln, auf dann 10 400 Quadratmeter. Dabei sei er nicht extrem risikofreudig, sondern passe nur die Kapazitäten dem Bedarf an. Und der ist für den Marktführer bei Klebesystemen und Dosiertechnologie reichlich vorhanden. Der Zu-lieferer für die Automobilindustrie erwartet dieses Jahr ein 20-prozentiges Umsatzplus. „Die Auftragsbücher sind voll“, sagt Schucker.
Umsatz und Beschäftigtenzahl hätten sich seit dem Umzug nach Bretten vor dreieinhalb Jahren mehr als verdoppelt, ergänzte Oberbürgermeister Paul Metzger. Das 1986 in Pforzheim gegründete Unternehmen fand über Königsbach-Stein den Weg in die Melanchthonstadt. Besuche bei Schucker seien immer wieder „reizende Momente“, betonte das Stadtoberhaupt. Die Lage sei ansonsten weniger rosig: „Derzeit kämpfen wir um den Erhalt vieler Arbeitsplätze in der Stadt.“ Zudem drohe im nächsten Jahr ein großes Loch in der Kasse. „Viereinhalb Millionen Euro fehlen im Verwaltungshaushalt. Kommt die Gemeindefinanzreform, fehlen weitere fünfeinhalb Millionen Euro“, befürchtet er. Also bliebe nichts anderes übrig, als sich um neue Einnahmequellen zu kümmern. Die sieht er in der Ansiedlung weiterer Unternehmen. Aber dafür werden weitere Gewerbeflächen benötigt. „Die bestehenden sind ausgeschöpft“, machte er deutlich.
In diesem Standortwettbewerb scheint das Mittelzentrum gute Karten zu haben. „Die Grundstücke in Bretten sind bürokratiegerodet“, bescheinigte Hans Bretz, Geschäftsführender Gesellschafter der mit dem Bau beauftragten Vollack-Unternehmensgruppe. Doch eine entscheidungsfreudige Bürokratie reiche nicht aus, so Schucker. „Wir haben derzeit 35 offene Stellen, vom einfachen Helfer bis zum Ingenieur“, klagt er. Trotz vielerlei Anstrengungen würden sich keine qualifizierten Bewerber finden.