Bürgerentscheid soll Abholzung verhindern

„Die Stadt macht im Moment eine Informationskampagne zum Thema Rüdtwald, die alternativlos in eine Richtung marschiert“, kritisierte Otto Mansdörfer, Vorsitzender der Grünen in Bretten, bei einer Versammlung von Gegnern der möglichen Abholzung. Rund 30 Interessierte waren in den „Württemberger Hof“ gekommen, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Die Rede ist von der geplanten Erweiterung industrieller Flächen in Bretten. Zur Auswahl stehen außer dem Rüdtwald eine Fläche am Diedelsheimer Dreieck und das Areal beim Schwarzerdhof.

Dass offiziell noch keine Entscheidung getroffen wurde, will Mansdörfer nicht gelten lassen: „Es klingt zwar im Moment noch so, als sei keine Entscheidung getroffen. Das entspricht aber nicht der Wirklichkeit. Formal ist tatsächlich noch nicht entschieden, aber es sieht so aus, dass die Dinge eindeutig in Richtung Rüdtwald laufen und die Alternativen eigentlich schon jetzt aus dem Rennen sind“, erklärte der Sprecher der „Initiative Rüdtwald“. Außer Vertretern der Grünen, des Naturschutzbundes, des BUND, der FDP, des Bürgerarbeitskreises und des Obst- und Gartenbauvereins, haben Mitglieder der Naturfreunde Bretten die Initiative ergriffen und sich im Juli zusammen geschlossen. Die Initiative will nun die Bürger aufrufen, sich zu wehren.

Am 23. September wird sich der Gemeinderat mit dem Rüdtwald befassen. Danach würde das langwierige Verfahren anrollen, den Wald umzuwandeln – zunächst mit der Änderung des Flächennutzungsplanes. „Das wird alles nicht so schnell gehen“, hofft Mansdörfer, dessen Initiative hier ihre Chance sieht, einzugreifen. „Bei den Kommunalwahlen 2004 wird der Wald noch stehen. Und die Wähler können jeden Kandidaten fragen, ob er unter die Säger zu rechnen ist – oder unter die Schützer“.

Hohe Arbeitslosenzahlen und die finanziellen Schwierigkeiten der Stadt stecken nach Ansicht der Initiative hinter dem Vorhaben, das Industriegebiet zu erweitern. Denn die Stadt wolle weitere Betriebe ansiedeln und dafür ein Fläche verwenden, die sie nicht vorher kaufen muss. Der Wald gehöre der Stadt, und wenn sie diesen in Industriegebiet verwandele, könne sie ihn direkt verkaufen. Für die 40 Hektar, die abgeholzt würden, müsste jedoch eine Ausgleichsfläche von 50 Hektar aufgeforstet werden, so Mansdörfer. Dafür sollen seines Wissens nach die Flächen auf Gondelsheimer Gemarkung, die die Stadt Bretten vor Jahren auf Kredit erworben hat, eine „nicht unwesentliche Rolle“ spielen.

„Es ist uns wichtig, dass wir nicht nur kritisieren, sondern auch Argumente und Alternativen vorlegen, die die Leute dazu anregen, sich Gedanken zu machen“, erklärt Monika Michel-Wittig. Deshalb richte die Initiative ihren Blick auch über die Brettener Gemarkungsgrenzen hinaus: Die Situation bei den Betriebsansiedlungen sei nur deshalb so angespannt, weil die Stadt Bretten alles auf der eigenen Gemarkung bekommen wolle. Zwischen Gondelsheim und Sulzfeld gebe es genug erschlossene Gewerbe-und Industrieflächen, die brach lägen.

Aus diesem Grund schlägt die Initiative vor, für den gesamten Mittelbereich eine Wirt-schaftsförderungsgesellschaft zu gründen. Die Gemeinden konnten dieser ihre vorhandenen Industrie- und Gewerbeflächen übertragen -und sie solle auch für die Ansiedlung von Betrieben im Raum Bretten zuständig sein. So hätte die Gesellschaft ganz andere Flächenreserven zur Verfügung als die Stadt Bretten mit ihrer begrenzen Gemarkung.

„Wenn die Entscheidung tatsächlich auf den Rüdtwald fällt, werden wir mit Hilfe eines Bürgerentscheids versuchen, dies zu verhindern“, zeigen sich die Aktiven entschlossen. Denn der Oberbürgermeister habe mehrfach in der Öffentlichkeit erklärt, dass eine eventuelle Inanspruchnahme von Waldflächen nur mit Zustimmung der Bürgerschaft erfolgen werde.

Die Initiative wird in den kommenden Tagen eine Unterschriftensammlung starten und sich kommenden Freitag um 20 Uhr wieder im „Württemberger Hof“ treffen, wozu die Bevölkerung eingeladen ist.

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