Tränen und Verzweiflung über Ende des City-Busses
OB: Stadt Bretten kann die Kosten nicht länger tragen
Von unserer Mitarbeiterin Nicole Hammer
Bretten. „City-Bus Ade“ heißt es am morgigen Samstag. Dann nämlich wird der kleine Bus seine letzten Runden durch die Melanchthonstadt Bretten drehen. „Ich werde meine Schwester nicht mehr täglich im Pflegeheim besuchen können“, bedauert Hedwig Sturn. Jeden Werktag nutzte sie bislang den Bus. „Meine Tochter kann mich nur am Wochenende fahren“. Ähnlich ergeht es auch einer alten Dame aus Diedelsheim, die täglich am Bahnhof in den City-Bus umsteigt. „Da müssen sich der Herr OB und die Stadträte schon etwas einfal-len lassen. Denn ich will täglich zu meinem Mann ins Altenheim. Zu Fuß schaffe ich die Strecke nicht und mit dem Taxi wird es auf die Dauer zu teuer“, erzählt die Rentnerin, während sie die Tränen zu unterdrücken versucht. Eine andere Dame verkaufte kurz vor ihrem 80. Geburtstag ihr Auto: „Ich habe gedacht, das brauche ich nicht mehr, denn es gibt ja jetzt den City-Bus, mit dem ich zum Arzt oder zum Einkaufen fahren kann.“
„Für viele ältere Bewohner der Stadt, die den Bus regelmäßig benutzen, wird dessen Abschaffung den gesamten Lebensalltag beeinflussen“, ist sich Ursula Wilk sicher. Die Inhaberin des Busunternehmens steuert das Gefährt in den letzten Tagen selbst. „Unsere Fahrerin mussten wir entlassen, denn die Zukunft des Busses steht in den Sternen“, bedauert Wilk. Anfragen seien zwar da, aber der Bus sei damit noch lange nicht ausgelastet.
„Seit meiner Geburt wohne ich in Bretten, habe hier den Krieg überstanden und gearbeitet. Jetzt, wo ich alt und krank bin, wird mir auch noch die letzte Möglichkeit der Mobilität genommen“, klagt ein 85-jähriger Brettener, der ein Appartement im Hausertal bewohnt. „Täglich muss ich mit dem Bus zum Arzt. Manchmal fahre ich auch einfach nur so meine Runden mit. Da trifft man immer alte Bekannte, mit denen man sich unterhalten kann“. Und ein fast Neunzigjähriger resigniert gar: „Ich werde von nun an die Zeit totschlagen und hoffen, dass es bald vorbei ist.“
Oberbürgermeister Paul Metzger hat zwar Verständnis für die Betroffenen, sieht jedoch auch den finanziellen Aspekt: „Der City-Bus wurde damals zunächst auf Probe für ein Jahr eingeführt, ausschließlich zu Lasten der Stadt Bretten. Diese Probezeit wurde dann verlängert. In dieser Zeit sollte die Fahrgastzahl eine Auslastung von mindestens einem Drittel erreichen. Dann wäre der Bus vom Karlsruher Verkehrsverbund übernommen worden und die finanziellen Lasten der Stadt wären im gesamten Verbund aufgefangen worden. Laut Metzger wurden jährlich, nach Abzug der Fahrpreise, etwa 120 000 Euro aus dem Haushalt der Stadt bezahlt – bei einer Auslastung des Busses unter 30 Prozent. Insgesamt, so der OB, sei der Haushalt der Stadt Bretten nur für den ÖPNV jährlich mit rund 1,5 Millionen Euro belastet. „Für den nicht mobilen Bürger wird sehr viel getan. Die Buslinien laufen ja trotzdem und auch die Stadtbahn fährt weiter“, erklärt Metzger. „Und ich bin gespannt, ob die Initiative, die sich für den Erhalt des Stadtbusses einsetzt, Sponsoren finden wird.“
Auch Axel Wilk lobt das große Engagement dieser Initiative. Viel Hoffnung für die Wiederaufnahme der Linie 147 hat er jedoch nicht: „Wir legten eine Ausarbeitung zur Kostenreduzierung vor, die 40 Prozent der bisherigen Kosten einspart. Aber auch dieses Geld hat die Stadt Bretten nicht. Und ohne deren Mitfinanzierung lässt sich der Plan nicht realisieren.“ Solange von öffentlicher Hand keine Hilfe komme, sehe es schlecht aus, klagt Wilk. Für das Fahren von Kurzstrecken mit dem City-Bus seien seiner Meinung nach die Tarife zu hoch gewesen. „Für eine Fahrt vom städtischen Friedhof in die Stadt bezahlen die Fahrgäste des City-Busses das Gleiche wie für eine Stadtbahnfahrt, beispielsweise von Bretten nach Gondelsheim“, gibt er zu bedenken.
Einen schwachen Trost für die Besucher der Rechbergklinik gibt es allerdings: Zu bestimmten Zeiten ist es möglich, das Krankenhaus mit der verlängerten Linie 141 zu erreichen.
Metzger sollte sich auch mal die Auslastung der Linie 146 überprüfen, so könnte er dann merken wie oft der Bus nach Ruit fährt( alle 20min!!) das wäre ja nicht mal so schlimm, aber zu oft fährt halt der Busfahrer alleine.
Auch könnte man am Wochenende reduzieren, sowieso ist diese Linie Schienenparallelverkehr, aber wir haben`s ja.
Nichts gegen Busverkehr, ich fahre ja oft selbst mit, aber es sollte auch den Fahrgastzahlen und den Anforderungen entsprechen.