Dem Brettener City-Bus droht jetzt das Aus

Stadt will die innerstädtische Buslinie 147 zum 1. September einstellen
Braun: Kosten zu hoch und Auslastung zu gering / Nachtbus wird ebenfalls gestrichen
Von unserem Redaktionsmitglied Thilo Kampf

Bretten. Schlechte Nachricht für die Nutzer des ÖPNV in Bretten: Zum 1. September wird die Buslinie 147, besser bekannt als „Citybus“, aller Wahrscheinlichkeit nach eingestellt. Dies kündigte Oberbürgermeister Paul Metzger dieser Tage an, nachdem sich der Gemeinderat bei der Verabschiedung des Haushalts 2003 für die Einstellung zu diesem Termin ausgesprochen hatte. Mit dem Fahrplanwechsel Mitte Juni sollen darüber hinaus auch die Nachtbuslinien 141 (zwischen Bahnhof Bretten und Büchig/ Neibsheim) sowie 733 (zwischen Bahnhof Bretten und Sprantal) gestrichen werden.

Die Stadt Bretten bedauere diesen Entschluss, räumte der für die Buslinien verantwortliche Stadtplaner Ulrich Braun gestern gegenüber den BNN ein, doch sei – vor allem beim Citybus – „auf Grund der momentanen finanziellen Situation nicht mehr drin“ gewesen. Rund 120 000 Euro habe die Stadt jährlich für die Linie 147 aufwenden müssen – und dabei lediglich 12 000 Euro erwirtschaftet.
Das Problem sei die mangelnde Nutzung des Citybusses. So hätten die Busse im Schnitt lediglich 220 Fahrgäste pro Tag transportiert -überwiegend Schüler. Außerhalb der Schulzeiten und in den Ferien sei es indes nicht selten vorgekommen, dass die Busse fast leer vom Bahnhof über das Hausertal zur Rechbergklinik rollten. Braun: „Wir hätten uns eine stärkere Auslastung gewünscht“. Alle Versuche, den Landkreis an der Finanzierung des Citybusses zu beteiligen, seien darüber hinaus gescheitert.
Für Axel Wilk, Geschäftsführer der in Flehingen beheimateten Firma Wilk, die den Citybus betreibt, ist die Einstellung schwer nachvollziehbar: „Ich verstehe zwar das finanzielle Argument“, sagt Wilk, doch sei der öffentliche Personennahverkehr „immer und überall ein Zuschussgeschäft“. Man müsse bedenken, dass viele ältere Menschen auf den Bus in der Stadt angewiesen seien. „Wenn jemand aus dem Hausertal oder vom Altenheim in die Rechbergklinik will, dann nutzt er auch dieses Angebot.“ Doch sei die Lobby der älteren Menschen in Bretten „leider nicht besonders groß“ – und vom Gemeinderat, der diese Entscheidung getroffen habe, „fährt sowieso niemand mit dem Bus“. Auf manchen Fahrten werde er zu dem Thema angesprochen, erzählt der Bus-
unternehmer, und dabei beobachte er „immer öfter, dass die alteren Leute resignieren und sagen, da kann man sowieso nichts machen.“
Um der Stadt finanziell entgegenzukommen, hatte Wilk vorgeschlagen, das Linienangebot werktags zwischen neun und elf Uhr sowie nachmittags auszudünnen und den Samstag komplett zu streichen. Dadurch hätte die Stadt laut Wilks Berechnungen rund 37 000 Euro im Jahr einsparen können.
Die von Wilk angedachten Modelle erwiesen sich nach Ansicht der Stadtverwaltung als „nicht umsetzbar“ (Metzger). Trotz aller Appelle, den Bus stärker zu nutzen, und trotz Werbemaßnahmen sei der gewünschte Effekt nicht eingetreten. Ähnliches gelte auch für die Nachtbuslinien.
Busunternehmer Wilk setzt nun darauf, dass er sein mit Zuschüssen angeschafftes Fahrzeug anderweitig einsetzen kann, vielleicht bei der Lebenshilfe, für die er ebenfalls fährt. Wilk: „Das wäre unsere einzige Hoffnung.“

Die Themen dieses Tages in einem anderen Jahr :

Print Friendly, PDF & Email
Dieser Beitrag wurde unter Verkehr abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert